Ein Jahr, nachdem die Verfolgung und Ermordung von Schwulen in Tschetschenien öffentlich wurde, präsentieren Journalisten und Aktivisten am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Moskau neue Ergebnisse und rufen die Präsidenten Putin und Kadyrow zum Handeln auf.
Foto: Screenshot / Youtube
Tschetschenien PK April 2018
Auf der Pressekonferenz bei der russischen Nachrichtenagentur Rosbalt zog Igor Kotchetkov vom Russian LGBT Network Bilanz zu einem Jahr LGBTIQ*-Verfolgung in Tschetschenien. An seiner Seite sitzt Journalistin Elena Milashina, die die homophoben Verbrechen in der Novaya Gazeta aufgedeckt hatte.
Der neue Hashtag #100ForJustice und die Pressekonferenz, die am Dienstagmorgen bei der russischen Nachrichtenagentur Rosbalt stattfand, sollen die Erinnerung wachhalten. Am 1. April war es ein Jahr her, dass die Tageszeitung Novaya Gazeta erstmals die Verfolgung, Folter und Ermordung von Schwulen in Tschetschenien enthüllte (blu berichtete). Vier Todesopfer gelten mittlerweile als bewiesen, mindestens 100 Leidtragende als sicher. Seit dem 19. April 2017 ermittelt eine russische Investigativ-Behörde wegen Mordes und Amtsmissbrauch gegen tschetschenische Polizisten, ein zweites Verfahren basiert auf einer Klage von Maxim Lapunov, der als erstes Opfer in Russland über seine Erfahrungen im Gefängnis sprach (blu berichtete).
Trotz erdrückender Beweislast kommen die Prozesse nur schleppend voran, auch weil Wladimir Putin und Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow das Thema entweder runterspielen oder leugnen. Unter dem Hashtag #100ForJustice sind Politiker und Bürger zum ersten Jahrestag der Enthüllungen aufgerufen, weiterhin Gerechtigkeit für die Opfer der LGBTIQ*-Verfolgung zu fordern. Bei der Pressekonferenz in Moskau sprach auch Journalistin Elena Milashina, die mit ihren Reportagen in der Novaya Gazeta die internationale Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt hatte.
100 for Justice
Das ist die #100ForJustice-Grafik des Russian LGBT Network. Der Rosa Winkel erinnert an die Schwulenverfolgung der Nazis im Dritten Reich, der Text bedeutet übersetzt: „Ich fordere die Machthaber dringend auf, die Verfolgung von LGBT in Tschetschenien einzustellen“
100 For Justice / Stonewall
Die Welt nimmt Anteil. Unter anderem zeigten sich Aktivisten des britischen LGBTIQ*-Bündnisses Stonewall solidarisch mit der #100ForJustice-Aktion
Rosbalt Livestream
Die russische Nachrichtenagentur Rosbalt übertrug die Pressekonferenz zu #100ForJustice am 3. April per Livestream bei Youtube.