Sie spielen mit religiösen Symbolen, machen Mode gegen Rassismus und sind nebenbei ganz schön queer. Das Modelabel HUMAN BLOOD verbindet Stil mit Aussage. Benjamin stand uns Rede und Antwort.
Name und Logo spielen offenbar mit der Tatsache, dass das Blut von Anhängern verschiedener Religionen die gleiche Farbe hat. Wie kamt ihr auf die Idee?
Klar, egal welcher Religion wir angehören, egal ob hetero, bi, trans*, gay oder what ever, egal ob schwarz, braun, gelb, oder grün (na ja, die grünen Männchen vielleicht nicht * lacht*) – wir haben alle rotes Blut. HUMAN BLOOD IS ALL ONE COLOR war unser Leitspruch uns ist es bis heute geblieben. Wie ich darauf kam? Ich habe den Spruch vor vielen Jahren mal irgendwo gehört und fand ihn ganz toll, als ich meine Idee zu einem eigenen Label bekam viel er mir wieder in die Hände und da das Thema „Anti-Rassismus" eh auf meiner Ideenliste stand, habe ich den Spruch verwendet.
Wieso Anti-Rassistisch? Ich habe Freunde zig Nationalitäten, mein Partner ist farbig, ich habe dadurch viel Erfahrung bekommen, dass der Rassismus leider immer noch in vieler Köpfe steckt und dagegen muss man ankämpfen - mit einer Botschaft die wir drucken.
Wie politisch ist Mode? Will meinen, wie bringt ihr Style und Aussage in einem Bekleidungsstück unter und welches von beidem hat unter dem Markengedanken den höheren Stellenwert?
Meine Idee war es Mode & Statement zu verbinden und zwar so, dass es dennoch stylish und cool aussieht und es jeder der es tragen möchte auch kann. Viele meiner Kunden tragen es nicht (nur) wegen der Botschaft, sondern weil ihnen der Style gefällt. Mode und Politik haben nicht so unbedingt viel gemeinsam und wir sehen uns auch nicht als Label das sich in die Politik einmischt. Es gibt ja Gesetzte gegen Rassismus wie den §130 StGB der Volksverhetzung und hier wurde die Politik ja schon aktiv. Viel wichtiger ist es, dass die Menschen welche ein Problem mit anderen „Rassen" haben verstehen, dass es da gar kein Problem gibt. Wir alle haben das Geschenk bekommen, auf diesem wunderbaren Planeten Gast sein zu dürfen und da sollte es egal sein wo der andere herkommt und wo seine Wurzeln liegen. Beim Markengedanken liegen wir 50:50, denn für uns hat die Aussage den gleichen Stellenwert wie der Style, wobei wir aktuell einige Designs entwerfen die nicht mehr so sehr politisch ins Auge fallen - nicht weil die Kunden sich beschweren, sondern weil wir Abwechslung bieten möchten.
Wie sexy sind religiöse Symbole bzw. das Spiel damit?
Sex sells – das haben uns Popikone MADONNA und auch Comedian Carolin Kebekus gezeigt. Beide hatten Ärger, da sie das Kruzifix „unehrenhaft missbraucht" haben. Wir sehen das etwas lockerer, aber jeder sollte die Werte einer Religion und deren Symbole respektieren solange sie nicht gegen Ethik und Menschenwürde verstoßen. Man muss andere Werte nicht akzeptieren aber man kann sie respektieren.
Wir selbst legen selbsverständlich auch Wert darauf, dass unsere Models besonders gut aussehen (keines sieht natürlich besser aus als ich *lach*) und auch wir arbeiten vielleicht mal mit dem einen oder anderen sexy Model, aber wir achten darauf dass es nicht unter die Gürtellinie geht.
Wie produziert ihr? Macht ihr nur Aufdrucke, oder auch die Schnitte und nach welchen Kriterien wählt ihr Lieferanten aus?
Wir produzieren nicht alles selbst, die Kette einer Produktion ist viel zu lang und auch kostenintensiv. Wir haben uns einige Partner gesucht, welche Roh-Kleidung produzieren. Viele unserer Produkte kommen aus Bangladesh und wir wissen, dass seit dem Einsturz einer Textilfabrik im Jahr 2013 das Land ein wenig in Verruf geraten ist. Wir lassen durch unsere Partnerfirmen dennoch in Bangladesh produzieren und dies hat mehrere Gründe.
Zum einen wäre es fatal, wenn wegen eines Einsturzes einer Textilfabrik – abgesehen von den Hintergründen der schlechten Bauweise und Sicherheit – die Menschen in einem der ärmsten Länder der Welt arbeitslos werden. Wir wollen nicht in Europa produzieren , weil hier die Sicherheit einen höheren Standar d hat, wir wollen den den Standar d nach Bangladesch zu bringen. HUMAN BLOOD bietet daher zum Großteil fair produzierte Produkte an die z.B. durch die FAIR WEAR FOUNDATION geprüft sind. Das ist eine Vereinigung verschiedener Akteure, die die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Kleidungs- und Textilindustrie zum Ziel hat. Es wird zum Beispiel Wert darauf gelegt, dass die Mitarbeiter rechtsgültige Arbeitsverträge bekommen, keine Kinderarbeit stattfindet, Sicherheitsstandarts eingehalten werden und keine oder nur sehr wenige Überstunden durchgeführt werden. Neben den Mitarbeitern liegt uns aber auch die Umwelt sehr am Herzen, daher nutzen wir soweit es geht biologische Baumwolle und auch unser Druck auf 99% der Kleidungsstücke wir d mit wasserbasierten Farben bedruckt, welche vollkommen frei von Schwermetallen, Formaldehyd und Alkylphenolethoxylaten (APEO) sind. Dadurch sind sie ungefährlich, ungiftig und 100 % biologisch abbaubar. Als wasserfreies Drucksystem, das keine externen Prozesse wie zum Beispiel Vorbehandlung, Bedampfung und Reinigung benötigt, ist es Dank der biologisch abbaubaren Tinten und Energie sparendem Prozess das umweltfreundlichste Drucksystem auf dem Markt. Der Druck enthält keine tierischen Nebenprodukte und sind vollkommen veganerfreundlich.
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