Jetzt ist es soweit, jetzt ist nicht mehr gut Kirschen essen mit mir, Tee trinken will ich auch nicht mehr und geredet wurde ohnehin schon genug, sagt Fabienne Stordiau. Jetzt steh ich auf, werde laut und stelle mich quer. Der (letztlich gescheiterte) Versuch einer im Rat der Stadt vertretenen rechten Gruppierung, die Kölner CSD-Parade als Plattform für islamfeindliche Parolen zu missbrauchen, rief die Geschäftsführerin der Allround Team GmbH auf den Plan. Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Dawn River ersann sie die Aktion Wir stellen uns quer. In der Woche vor der Parade am 7. Juli wurde im Allround Team der Wagen 99 und das dazu passende Logo mit der programmatischen Aussage Weg mit dem Brett (vorm Kopf) geboren.
Ich war begeistert von der Idee, binnen kürzester Zeit ein sichtbares Zeichen gegen die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu setzen, einen Wagen binnen einer Woche mit Unterstützung von DJ Hildegard, dem Schützenverein St. Sebastianus und Afra Köln 2012 e.V. und des Veranstaltungstechnikunternehmens MSH auf die Räder zu stellen, bekundet Ina Wolf vom Vorstand des Kölner Lesben- und Schwulentags e.V. (KLuST), dem Veranstalter des ColognePride und des CSD. Mehr als 60 Institutionen, Wirte, Veranstalter, Firmen und andere Unterstützer haben ihr Logo als symbolische Unterstützung zur Verfügung gestellt. Die multikulturelle Mischung auf dem Wagen hat die eine Million Zuschauer zu begeistern gewusst, das ist Köln.
Anlass genug, die Initialzündung nicht mit dem CSD 2013 verwehen zu lassen, denn Diskriminierung und Ausgrenzung, egal ob gegen Lesben, Schwule, Trans* oder Intersexuelle, gegen Frauen, Migrant_innen, Behinderte oder Menschen anderer Hautfarben als weiß, ist kein Phänomen in der Rheinmetropole allein. So wird die Aktion Weg mit dem Brett auf ganz Deutschland ausgeweitet.
Der Kölner Lesben- und Schwulentag hat sich bereits aus voller Überzeugung angeschlossen. Viel zu lange hat man sich davor gedrückt, die Ursachen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit bekämpfen. Hier müssen wir eine großangelegte Aufklärungsarbeit in ganz Deutschland starten, denn solange Bevölkerungsgruppen gespalten und künstlich kleingehalten werden, kann es auch keine wirkliche Emanzipation der LGBTI-Community geben, sagt Vorstandsfrau Ina Wolf. Der fantastische Zusammenschluss und die Offenheit der Kölner Szene, sich diesem schwierigen, aber auch so wichtigen Themenkomplex zu stellen, sollte allen Mut machen, bundesweit aktiv und miteinander vernetzt in die Auseinandersetzung zu gehen.
Die Initiative richtet sich nicht allein an die LGBTI-Community, sondern will in alle Bereiche der Gesellschaft wirken, ergänzt Initiatorin Fabienne Stordiau. Dazu sind alle Institutionen, Organisationen und Firmen, aber auch Einzelpersonen oder spontan entstehende Zusammenschlüsse herzlich eingeladen, die das gleiche Ziel verfolgen, nämlich den Kampf gegen Stigmatisierung aufzunehmen und dabei nicht zuzulassen, dass eine Gruppe der Gesellschaft gegen eine andere ausgespielt wird.
Ihr Statement und ihr Logo sind unter der Email-Adresse querstellen@allround-team.com ebenso willkommen, wie Ideen für eigene flankierende Aktionen. Als Forum dient auch die neue Facebook-Seite Wir stellen uns quer. Die Aktion wird von rik, Exit, gab, blu, hinnerk und Leo unterstützt.
Internet: WIR STELLEN UNS QUER AUF FACEBOOK