In Abwesenheit des Beklagten fand in Teheran der Prozess gegen den Sänger Mohsen Lorestani wegen „Korruption auf Erden" statt. Ein Tatbestand, der häufig mit Homosexualität in Verbindung gebracht wird.
Der bekannte iranisch-kurdische Sänger Mohsen Lorestani wurde vom Islamischen Revolutionsgericht in Teheran angeklagt, weil er „unmoralische“ Inhalte in sozialen Medien veröffentlicht haben soll.
Lorestanis Anwalt, Seyed Kazem Hosseini, bestätigte in einem Gespräch mit Kurdistan Human Rights Network (KHRN), dass der Prozess stattgefunden habe – ohne Wissen und Anwesenheit seines Mandanten. Über das Strafmaß ist bislang nichts bekannt.
Mohsen Lorestani wurde bereits am 2. März 2018 festgenommen und sitzt seitdem in Haft (Quelle). Drei weitere Personen, die mit seinem Fall zu tun haben, sind nach Aussagen von Hosseini ebenfalls inhaftiert worden.
„Im Moment habe ich keine Updates mehr, aber in den letzten Tagen gab es viele unbegründete Gerüchte über den Status meines Klienten im Cyberspace“.
Es handelt sich dabei um Aussagen, die Lorestani in privaten Chats getätigt haben soll. Der Tatbestand „Mofsed-e-filarz“ (Korruption auf Erden) wird oft in Verbindung mit Homosexualität gebracht und kann das Todesurteil für Lorestani bedeuten.
Homosexualität in der islamischen Republik Iran
Homosexualität wird im Iran als „Grenzvergehen“ (Kapitalverbrechen) eingestuft und mit „hadd“-Strafen geahndet. Als unislamisches Verhalten, das der göttlichen Ordnung zuwiderläuft, verletzt Homosexualität nach der Rechtsauffassung des Landes kein menschliches Recht, sondern das Recht Gottes und wird entsprechend hart mit Auspeitschung bis hin zur Todesstrafe bestraft.
Seit der sogenannten islamischen Revolution 1979 sind schätzungsweise 4.000 bis 6.000 Menschen wegen mutmaßlicher Homosexualität mit hadd-Strafen belegt und gehängt worden, wie 2008 aus einem britischen WikiLeaks-Berichten hervorging. Ein Dossier von Amnesty International zu Homosexualität im Iran kann HIER abgerufen werden.
Volker Beck fordert strengere Ächtung von Verfolgerstaaten
Gegenüber der Jerusalem Post kritisierte der ehemalige deutsche Bundestagsabgeordnete Volker Beck die Verfolgung von Mohsen Lorestani scharf und forderte – mit Blick auf Staaten wie Iran oder Saudi-Arabien – die internationale Gemeinschaft dazu auf, Staaten, in denen Homosexualität bestraft wird, stärker zu ächten.