Vielfalt und Expertise sind Leitgedanken von Präsident Joe Biden bei der Auswahl seines Teams. Nach dem schwulen Verkehrsminister Pete Buttigieg und einem weiblich-queeren Presseteam ist mit Rachel Levine eine Transgender nominiert worden. Eine Premiere. Ebenso historisch ist Wahl des neuen Pentagon-Chefs, der in Sachen „Trans*-Bann“ eine klare Haltung hattte, der Biden heute Taten folgen ließ.
Erste Transgender im US-Kabinett
Die Kinderärztin Rachel Levine soll stellvertretende Gesundheitsministerin werden. Sie wurde am 20. Januar von Joe Biden nominiert und wird die erste trans* Person, die einem US-amerikanischen Kabinett angehört.
Rachel Levine wurde in Massachusetts geboren und wuchs in einer konservativen jüdischen Familie auf. Sie selbst bekennt sich aber zum Reformjudentum, da die Reformbewegung transsexuellen Menschen gegenüber offener ist. Denn Levine ist Transgender. Im Jahr 2011 entschied sie sich, in ihrem richtigen Geschlecht zu leben.
Die heute 63-Jährige studierte Ende der 1970er-Jahre an der Harvard University Medizin und arbeitete danach in führenden Positionen an bedeutenden amerikanischen Kliniken wie dem Mount Sinai Medical Center in New York. Seit 2017 ist die Professorin für Kinderpsychiatrie an der Penn State University auch Gesundheitsministerin des US-Bundesstaates Pennsylvania.
Keine Unbekannte: Corona-Krise und Transphobie
Mit der Covid-19-Pandemie ist Levine als Gesundheitsministerin von Pennsylvania landesweit bekannt geworden. Dass sie versucht hat, die Pandemie mit aggressiven Social-Distancing-Regeln einzudämmen, hat vielen gar nicht gefallen.
Foto: instagram.com/briansimspa
„Die ganze Nation konnte miterleben, wie sie sich gegen wirklich schwierige Angriffe durchsetzen musste.“
Brian Sims, schwuler Abgeordneter und LGBTIQ*-Aktivist aus Pennsylvania
War es bis dahin „mit sehr wenigen Ausnahmen [...] kein Problem, dass ich Transgender bin“, wie Levine 2016 in einem Gespräch mit Katie Zezima der Washington Post sagte, wurde sie im vergangenen Jahr wiederholt zum Ziel hässlicher Angriffe auf ihre Geschlechtsidentität. Die Washington Post veröffentlichte am 28. Juli 2020 den Mitschnitt einer Pressekonferenz zur Corona-Lage, in der Levine offen über ihre Erfahrungen mit Transphobie sprach.
Als stellvertretende Gesundheitsministerin wird Levine die ranghöchste Transgender-Beamte in der US-Regierung sein und überhaupt die erste Transgender-Person, die einem amerikanischen Kabinett angehört.
Wir gratulieren!
Schreibt das zweite Mal Geschichte: Lloyd Austin
Der 67-jährige Vier-Sterne-General Lloyd Austin blickt auf eine mehr als 40-jährige Karriere in den Streitkräften zurück. Er ist der erste Schwarze, der als Verteidigungsminister in einem US-Kabinett dient.
Foto: United States Army / CC0 / wikimedia.org
General Lloyd Austin (2012). Link
2010 wurde Austin Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im Irak und vollzog ein Jahr später den von Barack Obama angeordneten Truppenabzug aus dem Land. Austin schied erst im Jahr 2016 aus den Streitkräften aus. Um Verteidigungsminister werden zu können, brauchte Austin deshalb eine Sondergenehmigung des Kongresses. Normalerweise müssen nämlich sieben Jahre nach der Pensionierung vergehen, bis jemand das Amt des Pentagon-Chefs annehmen darf. Da aber auch die Republikaner mit Lloyd Austins Wahl zufrieden sind, wurde ihm die Genehmigung einen Tag vor seiner Ernennung ausgestellt.
Schon 2012 ernannte Präsident Obama Lloyd Austin als ersten schwarzen Amerikaner der Geschichte zum Kommandeur des US-Militärkommandos Centcom. In dieser Position leitete Austin den Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) im Irak und in Syrien. Mit seiner Ernennung zum Verteidigungsminister, ist er nun das zweite Mal in die Geschichtsbücher eingegangen.
Apropos Trans* und Militär:
Präsident Joe Biden will nach bisher nicht bestätigten Berichten unter Berufung auf anonyme Quellen das Verbot seines Amtsvorgängers für die Aufnahme von Trans*-Personen in das US-Militär aufheben. Mit dem neuen Verteidigungsminister hat er einen Verbündeten für diese Idee. In seiner Anhörung antwortete Lloyd Austin auf die Frage, ob das Militär auch für Trans* offen stehen sollte:
„Wenn sie fit und qualifiziert sind, zu dienen, und sie die Standards einhalten können, sollten sie dienen dürfen, und sie können davon ausgehen, dass ich dies durchgehend unterstützen werde."
Präsident Biden, machen sie es so!
Update: Biden kippt Trans*-Bann im Militär
Er hat es so gemacht. Am späten Nachmittag wurde bekannt, dass US-Präsident Joe Biden das von seinem Amtsvorgänger verhängte Verbot des Militärdienstes für Transsexuelle und Transgender per Erlass aufgehoben hat.
Foto: Screenshot Youtube / WSLS 10
Joe Biden
Das Weiße Haus teilte dazu mit:
„Präsident Biden glaubt, dass Geschlechtsidentität kein Hindernis für den Militärdienst sein sollte und dass die Stärke Amerikas in der Vielfalt liegt.“