Papst Franziskus hat mehrere LGBTIQ*-Aktivist*innen aus Afrika zu sich in den Vatikan eingeladen und ihnen Mut zugesprochen.
Clare Byarugaba, Beauftragte für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion bei Chapter Four Uganda, einer ugandischen LGBTIQ*-Selbsthilfe- und Interessenvertretungsgruppe, sagte, es sei ihr eine „Ehre“ gewesen, den Papst in Rom zu treffen. Auf X gepostete Videos und Bilder zeigen, wie Franziskus Byarugaba herzlich begrüßte und sie einlud, sich zu ihm zu setzen.
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Byarugaba sagte, sie habe die Gelegenheit genutzt, um über die Schwierigkeiten in ihrem Land zu sprechen und den Papst auf die „schweren Menschenrechtsverletzungen“ in Uganda und die „verheerenden Auswirkungen“ der Anti-LGBTIQ*-Gesetze hingewiesen. In Uganda sind gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen verboten und werden mit bis zu lebenslanger Haft oder in einigen Fällen sogar mit dem Tod bestraft.
„Seine Heiligkeit bekräftigte, dass Diskriminierung eine Sünde ist und Gewalt gegen LGBTI-Personen inakzeptabel ist“, postete Byarugaba und fügte hinzu: „Er sagte, die Kirche dürfe niemals diskriminieren. Er steht jedem bei, dem seine Würde verwehrt wurde. Er ermutigte uns außerdem, unsere Rechte zu verteidigen.“
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Auch Ebenezer Peegah, der Geschäftsführer von Rightify Ghana, einer ghanaischen Menschenrechtsorganisation, war gerührt von seiner Audienz beim Papst. Er war am selben Tag in Rom mit Franziskus zusammengekommen, um über die Situation in Ghana zu sprechen. „Angesichts der zunehmenden Kriminalisierung von LGBTQI+ in Afrika und Ghanas anstehendem Anti-LGBTQI+-Gesetz haben wir unsere Erfahrungen als queere Menschen in Ghana ausgetauscht und dem Papst für seine fortschrittliche Haltung gedankt, insbesondere für seine Ablehnung von Gewalt und Diskriminierung“ schrieb Rightify Ghana auf X.
„Papst Franziskus ermutigte uns, ‚weiter für eure Rechte zu kämpfen‘, und genau das werden wir tun.“
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Die entwürdigende Logik und Doppelmoral des Vatikan
Der Vatikan unter Franziskus hat immer klargestellt, dass Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung nicht verfolgt werden dürfen, weil dies gegen ihre Würde ist. In der am 8. April veröffentlichten und mehr als 20 Seiten umfassenden Grundsatzerklärung „Dignitas infinita“ (Unendliche Würde) des römischen Dikasteriums für die Glaubenslehre wird zum Beispiel als „Verstoß gegen die Menschenwürde“ angeprangert, „dass mancherorts nicht wenige Menschen allein aufgrund ihrer sexuellen Orientierung inhaftiert, gefoltert und sogar des Lebens beraubt werden“ (männer* berichtete).
Doch auch Beleidigungen sind diskriminierend und richten sich gegen die Würde eines Menschen. Ein solch würdeverletztendes Verhalten seitens der katholischen Kirche konnte man im Mai dieses Jahres durch den Pontifex höchstpersönlich erleben. Während einer internen Debatte auf der Versammlung der Italienischen Bischofskonferenz, in der es darum ging, ob man homosexuelle Priester im Klerus zulassen sollte oder nicht, soll Franziskus homophob ausfällig geworden sein und gesagt haben, die Kirche sollte zwar alle Menschen willkommen heißen, doch ein schwuler Priester würde ein Doppelleben führen. In den Priesterseminaren gebe es bereits zu viel „Frociaggine“, was frei übersetzt „Schwuchteltum“ oder „Schwuchtelhaftigkeit“ bedeutet.
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Nachdem der Vorfall öffentlich bekannt wurde, weil sich einige Bischöfe anonym an die italienische Nachrichtenagentur Corriere della Sera und die italienische Tageszeitung La Repubblica gewandt hatten, entschuldigte sich Franziskus öffentlich .
Mit der Verwendung des Begriffs „Frociaggine“ habe Papst Franziskus „nie die Absicht gehabt, zu beleidigen oder sich homophob auszudrücken“ und „seine Entschuldigung richtet sich an diejenigen, die sich beleidigt fühlten“, ließ der Papst über Vatikansprecher Matteo Bruni erklären. In der Kirche sei „Platz für alle“.