Eine brutale Angriffswelle in Illinois wirft ein Schlaglicht auf einen alarmierenden Trend: Über eine Gay-Dating-App angelockt, wurden zwei schwule Männer Opfer von schweren Übergriffen. Insgesamt elf Jugendliche stehen nun wegen mehrfacher schwerer Straftaten vor Gericht.
Grafik: DALL-E
Treffpunkt Tankstelle, dann Schläge
Die beiden Vorfälle ereigneten sich am Abend des 8. Juli in Mount Prospect, einer Vorstadt von Chicago. Ein 41-jähriger und ein 23-jähriger Mann, die unabhängig voneinander auf Inserate in einer nicht näher benannten Gay-Dating-App reagiert hatten, wurden brutal attackiert, nachdem sie die vereinbarten Treffpunkte erreicht hatten. Einer der Orte: der Parkplatz einer Tankstelle mit angeschlossenem Lebensmittelladen. Der andere: eine Wohnstraße am Stadtrand. Kaum angekommen, wurden die Männer von mehreren Jugendlichen überfallen. Neben körperlicher Gewalt wurden auch ihre Fahrzeuge beschädigt.
„Die beiden Männer hatten großes Glück, dass sie entkommen und die Übergriffe melden konnten“,
so Michael Eterno, Polizeichef von Mount Prospect.
Elf Jugendliche im Visier der Justiz
Dank Videobeweisen gelang es der Polizei, insgesamt elf Tatverdächtige zu identifizieren. Die Gruppe bestand aus zehn 17-Jährigen und einem 16-Jährigen. Alle wurden zwischen dem 11. und 20. November festgenommen. Ihnen wird unter anderem schwere Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beteiligung an Bandenkriminalität vorgeworfen. Besonders schwer wiegen die Anklagen gegen einen der 17-Jährigen: Ihm werden Hassverbrechen zur Last gelegt, weil er während der Angriffe sowohl rassistische als auch homophobe Beleidigungen geäußert haben soll.
Angriffstrend: Die Jagd auf Schwule
Die Vorfälle sind keine Einzelfälle, wie Aktivist*innen betonen. Andy Thayer vom Gay Liberation Network sieht in den Angriffen ein erschreckendes Muster. „Wir beobachten weltweit, wie Dating-Apps wie Grindr genutzt werden, um gezielt schwule Männer in Fallen zu locken. Das ist ein globales Problem – nicht nur in den USA.“ Thayer beschreibt diese Überfälle als Teil eines perfiden Trends, bei dem Jugendliche und Erwachsene soziale Medien nutzen, um vermeintliche Opfer zu jagen und anzugreifen.
Auch Polizeichef Eterno zeigte sich alarmiert: „Das ist ein echtes Problem. Eltern sollten diese Vorfälle zum Anlass nehmen, um mit ihren Kindern über die Gefahren solcher Online-Trends zu sprechen.“
Schwere Vorwürfe, komplexe Debatte
Während die Ermittlungen andauern, diskutieren Aktivistinnen und Medien die komplexe Dynamik solcher Fälle. Nicht selten wird versucht, die Opfer zu beschuldigen – insbesondere, wenn der Verdacht im Raum steht, dass sie Treffen mit Minderjährigen suchten. Dabei warnen Expertinnen: Solche Vorwürfe rechtfertigen weder Gewalt noch die gezielte Jagd auf queere Menschen.
Für die elf Jugendlichen könnten die Taten schwerwiegende Konsequenzen haben. Noch ist unklar, ob sie als Erwachsene oder Jugendliche verurteilt werden. Sicher ist jedoch: Die Debatte über die Gefahren von Dating-Apps und die Verantwortung von Plattformen und Nutzer*innen wird weitergehen. *ck/Quelle