Der australische Mittelfeldspieler Joshua Cavallo machte kürzlich Schlagzeilen, weil er als aktiver Fußballer den Mut zu einem öffentlichen Coming-out hatte. Seinen neuen Status nutzt der junge Australier jetzt als Sprachrohr für die Community.
Es war ein großer Schritt für die Fußballwelt: Ende Oktober teilte der australische Fußballspieler Joshua Cavallo in einem über die sozialen Medien verbreiteten Video der Welt mit, dass er schwul ist (wir berichteten). Nun geht Cavallo weiter und spricht offen aus, was viele in der Community umtreibt, wenn es um die kommende Fußballweltmeisterschaft geht. Im Guardian-Podcast Today in Focus kritisierte Cavallo, der für Adelaide United in der australischen A-League spielt, die Homophobie in vielen Ländern des Persischen Golfs, allen voran Katar, Ausrichter der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™. Homosexualität ist im Emirat Katar streng verboten. Gleichgeschlechtliche Handlungen können mit bis zu fünf Jahren Gefängnis, Auspeitschen oder theoretisch sogar mit dem Tod bestraft werden (wir berichteten).
Angst, in Katar zu spielen
Ab Minute 20:00 sprechen Moderator Michael Safi und Cavallo über Katar. Auf die Frage, ob die Abhaltung des Turniers in einem Land mit strengen Strafen für Homosexualität eine falsche Botschaft an schwule Fußballer und Fans sende, sagte Cavallo, dass er um seine Sicherheit fürchten würde, sollte sich Australien qualifizieren und er zur Teilnahme an der WM 2022 in Katar aufgefordert werden. „Ich habe gelesen, dass [sie] die Todesstrafe für Schwule in Katar verhängen, also habe ich große Angst davor und würde deshalb nicht wirklich nach Katar gehen wollen.“, Das mache ihn traurig, so der 21-Jährige, denn „eine der größten Errungenschaften als Profifußballer ist es, für sein Land zu spielen“.
Zu wissen, dass dies in einem Land ist, das Schwule nicht unterstützt und uns in Lebensgefahr bringt, das macht mir Angst und lässt mich die Frage neu bewerten, was mir wichtiger ist – mein Leben oder in meine Karriere?“
FIFA in der Kritik
Nasser al-Khater, Geschäftsführer der WM 2022 in Katar, sagte 2019: „Jeder Fan, unabhängig von Geschlecht, (sexueller) Orientierung, Religion oder Rasse (sollte) versichert sein, dass Katar eines der sichersten Länder der Welt ist, und das werden Sie auch sein – alle sind hier willkommen“.
In dem auf YouTube veröffentlichten Interview betonte Nasser al-Khater aber auch, dass „öffentliche Zuneigungsbekundungen verpönt sind“, das sei nicht Teil der Kultur des Emirats, „aber es erstreckt sich auf alle (auch Heterosexuelle)“.
Nasser Al-Khater, Chef der WM 2022, machte 2019 schon deutlich, worum es geht: No display of affection.
Wir hoffen, dass die Worte von Joshua Cavallo international gehört werden und Aufmerksamkeit erregen, damit die FIFA zu seinen Äußerungen Stellung nehmen muss. Wenn es um Menschenrechte, Vielfalt und Umweltschutz geht, ist das Engagement des Dachverbandes lückenhaft.