Im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2022 steht Katar für seine schlechte Menschenrechtsbilanz in der Kritik. Nasser Al Khater, der Vorsitzende des WM-Organisationskomitees in Doha, bemüht sich nun um Schadensbegrenzung. In einem Exklusivinterview mit CNN Sport betonte Al Khater, niemand müsse sich bei einem Besuch bedroht fühlen, verteidigte aber zeitgleich die LGBTIQ*-Politik des Landes.
Das Land werde missverstanden und es habe sich eine negative Wahrnehmung des Landes durchgesetzt, die unfair sei, sagte Al Khater im Hinblick auf humanitäre Fragen wie den Umgang mit Wanderarbeitern, die am Bau von Einrichtungen beteiligt sind. Angesprochen auf die harten Anti-Homosexualitätsgesetzen des Landes propagierte Al Khater Weltoffenheit: Jeder sei in Katar willkommen, auch Homosexuelle.
Katar sei ein „tolerantes, gastfreundliches Land“, „eine Gesellschaft wie jede andere auch“, erklärte Al Khater als Antwort auf die jüngst geäußerten Befürchtungen des australischen Fußballspielers Josh Cavallo. Cavallo, derzeit der einzige offen schwule Fußballer in der Männer-Oberliga, sagte Anfang November in einem Podcast, er habe Angst, in Katar zu spielen (wir berichteten).
Cavallo habe möglicherweise eine falsche Wahrnehmung aufgrund der vielen Berichte, die den WM-Gastgeber in ein schlechtes Licht rückten, meinte Al Khater und fügte hinzu: „Wir begrüßen ihn [Cavallo] hier in Katar, wir heißen ihn willkommen, Katar noch vor der WM zu besuchen.“
„Die Vorstellung, dass sich die Leute hier nicht sicher fühlen, ist falsch. Ich habe dies schon einmal gesagt und ich sage es Ihnen noch einmal: Jeder ist hier willkommen. Jeder ist hier willkommen und jeder wird sich hier sicher fühlen. Es ist ein tolerantes Land. Es ist ein gastfreundliches Land.“
Foto: Isa Terli / Anadolu Agency / Anadolu Agency via AFP
Nasser Al Khater (2015).
Echte Weltoffenheit oder zweifelhafte Versprechen?
Als Amanda Davies von CNN Sport Al Khater direkt mit der Frage konfrontierte, ob Homosexuelle in Katar offen schwul sein und sich dennoch sicher fühlen könnten, erwiderte Al Khater: „Was ist offene Homosexualität? Katar ist wie jede andere Gesellschaft auf dieser Welt. Jeder ist willkommen. Nur öffentliche Zuneigung ist bei uns verpönt, und das gilt flächendeckend. Katar ist ein bescheidenes Land. Das ist alles, was respektiert werden muss. Ansonsten steht es jedem frei, sein Leben zu leben.“
Seine Erklärung auf den Einwand, dass man in Katar für Homosexualität ins Gefängnis wandern könne, klingt allerdings eher wie ein Warnhinweis: „Menschen können in Katar auch ins Gefängnis kommen, weil sie heterosexuell sind. Ich verstehe Ihre Frage nicht.“
„Sie werden als Fans eines Fußballturniers nach Katar kommen. Sie können tun, was jeder andere Mensch tun würde. Was ich sage, ist, dass Katar ein bescheidenes Land ist. Öffentliche Zuneigungsbekundungen sind in Katar verpönt.“
„In verschiedenen Ländern gibt es mehr Nachsicht bei öffentlichen Zuneigungsbekundungen“, räumte Al Khater dann ein. Katar verfolge im Vergleich mit anderen Ländern einen strengeren Ansatz gegenüber öffentlichen Zuneigungsbekundungen.
„Katar und die Region sind viel bescheidener und Katar und die Region sind viel konservativer. Und das bitten wir die Fans zu respektieren. Und wir sind sicher, dass die Fans das respektieren werden ... Wir respektieren unterschiedliche Kulturen und wir erwarten von anderen Kulturen, dass sie unsere respektieren.“
Foto: Flavius Torcea / CC0