Es war wie ein minutiös geplanter strategischer Doppelschlag: Direkt nach dem TV-Duell der US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump spielte Megastar Taylor Swift auf Instagram ihr Blatt aus. Sie werde die Demokratin Harris wählen - und brach damit ihr langes Schweigen, das bei einigen Fans der US-Sängerin bereits für Irritation gesorgt hatte. Die Ankündigung von Swift, die in Online-Netzwerken hunderte Millionen Follower hat, wirkte wie ein Lob für Harris’ Auftritt bei dem TV-Duell.
Foto: Pedro Ugarte / AFP
„Ich werde bei der Präsidentschaftswahl 2024 für Kamala Harris und Tim Walz stimmen.”
So schrieb es Swift am Dienstagabend (Ortszeit) auf Instagram mit Blick auf die demokratische Präsidentschaftshoffnung und ihren Vize-Kandidaten. Harris bekam damit unmittelbar nach dem Ende der aggressiv geführten TV-Debatte mit dem republikanischen Ex-Präsidenten Trump Unterstützung von einem der größten Stars des Planeten. Swift hat sich die gut anderthalbstündige Debatte nach eigenen Angaben angeschaut und äußerte sich in ihrem Instagram-Post überzeugt, dass Harris „eine begabte Anführerin mit ruhiger Hand” sei und dass die Menschen in den USA „so viel mehr erreichen, wenn wir von Ruhe und nicht Chaos geleitet werden”.
LGBTIQ* und kinderlose Katzenfrauen
Mit einem Lob für Harris’ Vizepräsidentenkandidaten Walz zeigte die Pop-Sängerin zugleich, welche politischen Positionen zu ihrer Wahlentscheidung beigetragen haben. Walz setze sich schon lange für „LGBTIQ*-Rechte” und das „Recht einer Frau über ihren eigenen Körper” - also das Recht auf Abtreibung - ein, schrieb sie. Die 34-Jährige unterzeichnete ihren Post mit „Taylor Swift, kinderlose Katzenfrau”, eine ironische Anspielung auf eine despektierliche Äußerung von Trumps Vizepräsidentenkandidaten J.D. Vance über Anhängerinnen der Demokratischen Partei – und stellte ein Foto von sich in schwarzem Pulli mit einer flauschigen Katze auf dem Arm dazu.
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Schon lange war gerätselt worden, wann Swift sich im Präsidentschaftswahlkampf positioniert. Einige ihrer vielen Fans sind bereits vorangegangen und haben ohne ihr Idol als „Swifties for Kamala” eine Wahl- und Spendensammelkampagne für Harris organisiert. Es ist typisch für Swift, dass sie lange abwägt, bevor sie in der US-Politik offen Partei ergreift. In den ersten Jahren ihrer Karriere äußerte sie sich gar nicht – nicht einmal 2016 bei der Wahl Trumps zum Präsidenten. Später enthüllte sie, ihr Umfeld habe ihr davon abgeraten, weil es ihre Fans - damals vor allem noch in der konservativ geprägten Country-Music-Szene - verschrecken und ihrer Karriere schaden könne.
Gelungene Grenzgänge zwischen Pop und Populismus
Seit 2018 gab sich die Sängerin aber immer wieder als Sympathisantin der Demokraten zu erkennen. Sie sprach sich 2020 für die Wahl von Joe Biden zum Präsidenten aus, verurteilte die Supreme-Court-Entscheidung gegen das landesweite Recht auf Abtreibung und macht sich in ihren Songtexten und Videos immer wieder für die Rechte sexueller Minderheiten stark. Wegen Swifts enormen Einflusses wird sie allerdings immer wieder zum Objekt von politischer Desinformation und Verschwörungsmythen der politischen Rechten. Kürzlich habe sie eine mit Künstlicher Intelligenz generierte Fälschung gesehen, in der sie angeblich zur Wahl von Trump aufrief, schilderte Swift in ihrem Instagram-Post nach dem TV-Duell. Dies habe sie zu dem Schluss kommen lassen, „dass ich sehr transparent hinsichtlich meiner aktuellen Pläne für diese Wahl als Wählerin sein muss”. Swift betonte, ihre Wahlentscheidung für Harris sei das Ergebnis einer gewissenhaften „Recherche” über die Kandidaten und ihre Pläne.
Foto: Stephen Maturen / Getty Images / AFP
JD Vance und Donald Trump
Sie rief ihre Fans auf, sich ebenfalls über die Präsidentschaftskandidaten zu informieren. Außerdem warb sie dafür, Möglichkeiten einer frühen Stimmabgabe schon vor dem eigentlichen Wahltermin am 5. November zu nutzen und auf jeden Fall vom Wahlrecht Gebrauch zu machen. Als Beitrag dazu verlinkte sie ihre Botschaft mit der Online-Registrierung als US-Wähler. Eine Wahlempfehlung sprach der Superstar also nicht aus. Swift kann allerdings davon ausgehen, dass viele ihrer zahlreichen treuen Fans sich von ihrer Entscheidung für Harris beeinflussen lassen. Der Abschiedsgruß von Swifts Botschaft lautete „Mit Liebe und Hoffnung” – und binnen einer halben Stunde bekam ihr Plädoyer für Harris mehr als zwei Millionen Likes.
Getroffene Hunde bellen
Trump sagte am Mittwoch im rechtsgerichteten Sender Fox News, er sei ohnehin kein „Fan" von Swift gewesen. Die Sängerin sei „eine sehr liberale Person" und scheine „immer einen Demokraten zu unterstützen, und dafür wird sie wahrscheinlich auf dem Markt einen Preis zahlen".
*ck/AFP/yb/jes