Kolumbiens Verfassungsgericht hat die Aufnahme der Kategorie „nicht-binär“ in kolumbianischen Ausweisdokumenten angeordnet. Diese erwähnen bisher nur die Kategorien „Mann“ und „Frau“.
Das Gericht entschied über die Klage einer 40-jährigen Person, die mit männlichen Geschlechtsmerkmalen geboren wurde und im Alter von 20 Jahren eine Geschlechtsumwandlung begann. 2015 änderte sie ihren Namen in Dani Garcia.
„Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben voller Verwirrung war, weil ich weiblich aussah, mein Name neutral war und das Geschlecht meiner Einwohnermeldekarte männlich war“, wird Garcia von Teller Report zitiert. 2019 forderte Dani Garcia, in ihren Ausweisdokumenten mit „unbestimmtem“ Geschlecht geführt zu werden, dieser Antrag wurde von der Nationalen Registrierungsstelle, die für die Ausstellung von Personalausweisen in Kolumbien zuständig ist, jedoch abgelehnt. Dagegen reichte Garcia Klage ein.
„Ein erster Schritt zu einer wirksamen gesellschaftlichen Teilhabe“
Das Verfassungsgericht in Bogotá gab ihr nun, drei Jahre später recht. Die Einführung einer neuen Geschlechtskategorie „ist ein erster Schritt zu einer effektiven gesellschaftlichen Teilhabe“, heißt es in dem Gerichtsurteil. Im Urteil wies das Verfassungsgericht das Einwohnermeldeamt an, „nicht-binär“ als Geschlechtskategorie zu akzeptieren und Garcia ein neues Dokument mit einer nicht-binären Geschlechtskategorie auszustellen. Das Gericht erklärte:
„Auch diejenigen, die unter Gender Dysphorie leiden, sollten die Möglichkeit haben, an der Gesellschaft teilzunehmen.“
Innerhalb von sechs Monaten soll die dritte Option zur Verfügung stehen. Sodann können kolumbianische Staatsbürger*innen in offiziellen Ausweisdokumenten ihr Geschlecht neben männlich und weiblich auch als nicht-binär registrieren lassen.
Laut der nationalen Statistikbehörde National Administrative Department of Statistics (DANE) identifizieren sich 1,8 Prozent der 36 Millionen Erwachsenen Kolumbiens als Mitglieder der LGBTIQ*-Community. Der Anteil derjenigen, die angeben, nicht-binär zu sein, ist nicht bekannt.
LGBTIQ* in Kolumbien
Spätestens mit der Einführung der Ehe für alle im Jahr 2016 reiht sich Kolumbien unter den LGBTIQ*-freundlichsten Ländern Südamerikas ein. Nicht nur in der Hauptstadt Bogotá weiß die Szene zu feiern – in der an der Karibikküste gelegenen Hafenstadt Barranquilla tanzt man auf dem wohl schwulsten Karneval der Welt (männer* berichtete).
Für die trans* Community hingegen ist Kolumbien ein gefährliches Pflaster. 22 Morde an trans*, nicht-binären und gender-nonkonformen Personen registrierte das Trans-Murder-Monitoring-Projekt (TMM) in Kolumbien für das Jahr 2021.
Grafik: 2022 Transgender Europe (TGEU) and Carsten Balzer
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