Weil sich Kubas neuer Präsident Miguel Díaz-Canel in der Vergangenheit für LGBTIQ*-Rechte stark gemacht hat, weckt seine Wahl zum Präsidenten bei Aktivisten leise Hoffnung auf eine Liberalisierung im ehemaligen Castro-Staat.
Foto: Screenshot / Youtube / Associated Press
Miguel Diaz Canel
Nach seiner Wahl zum ersten postrevolutionären Präsidenten Kubas, der nicht der Castro-Familie angehört, bekam Miguel Díaz-Canel (links) im Parlament von Havanna minutenlangen Applaus.
Seit Donnerstag ist das klar, was schon vorher die meisten ahnten: Miguel Díaz-Canel (der heute 58 Jahre alt wird) wird der erste kubanische Präsident der postrevolutionären Ära, der nicht der Castro-Familie angehört. Die Reaktionen auf seine Wahl sind gespalten. Die einen preisen die Volksverbundenheit und Liberalität, die er in jungen Jahren als Sekretär der Kommunistischen Partei an den Tag gelegt hat, die anderen argwöhnen, dass er sich in den letzten Jahren (vor allem seit er 2013 zum Vizepräsidenten unter Raúl Castro wurde) zu einem behäbigen Parteifunktionär entwickelt habe.
Kubas LGBTIQ*-Community verbindet mit Díaz-Canel wie der Großteil der Bevölkerung aber durchaus Hoffnungen auf eine Liberalisierung. So wird der 69-Jährige Ramon Silverio, Betreiber des queeren Kulturzentrums El Mejunje („Die Mischung“) von Reuters mit den Worten zitiert: „Die Nähe zum Volk war sein Markenzeichen. (...) Er hat El Mejunje schon zu einer Zeit unterstützt, als Homophobie in der Partei noch üblich war.“
Seit Ende der Siebziger ist Homosexualität in Kuba nicht mehr illegal, seit 1993 dürfen LGBTIQ* im Militär dienen, Geschlechtsangleichungen für Trans* sind seit 2008 möglich, Antidiskriminierungsgesetze für Angestellte gibt es seit 2013. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften oder Ehen, für die sich Raúl Castros Tochter Mariela stets eingesetzt hatte, sind nicht möglich. Wichtiger scheint allerdings die Aufklärung in der Bevölkerung und die damit verbundene Stärkung einer queeren Emanzipationsbewegung. Díaz-Canel könnte hier Impulse setzen und damit an vergangene Solidaritätsbekundungen anknüpfen, an die nach seiner Wahl in den Medien viele Journalisten und Aktivisten erinnern.
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Collin Laverty, Vorsitzender von Cuba Educational Travel, zitiert in diesem Tweet aus einer Reuters-Meldung, in der Miguel Díaz-Canels frühe Unterstützung der LGBTIQ*-Bewegung in Kuba gewürdigt wird.
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Washington-Blade-Journalist und Experte für LGBTIQ*-Rechte in Lateinamerika Michael K. Lavers verweist darauf, dass Miguel Díaz-Canel seine Präsidentschaft zu einer Zeit antritt, in der Kuba von einer „trägen Wirtschaft und anhaltenden Menschenrechtsproblemen“ gelähmt werde, erinnert aber auch daran, dass Díaz-Canel früher den Aufbau eines queeren Zentrums in Santa Clara unterstützte.
Auch die kanadische Organisation Stigmabase verweist auf die frühe Unterstützung der schwulen Subkultur durch Miguel Díaz-Canel.
Diaz Canel
Umarmungen und minutenlanger Applaus: So wurde die (nicht freie) Wahl von Miguel Díaz-Canel im nationalen Parlament von Kuba gefeiert. Er bekam 99,83 Prozent der Stimmen.