In ganz Spanien ziehen Lehrer Röcke an, um einen Schüler zu unterstützen, der suspendiert wurde, weil er im Rock gekleidet in der Schule erschienen war. Eine Geschichte aus dem November letzten Jahres sorgt immer noch für massig Traffic mit berockten Lehrern.
Toxic Masculinity par excellence: Der 15-jährige Schüler Mikel Gómez wurde der Schule verwiesen und dazu gezwungen, einen Psychologen aufzusuchen – weil er einen Rock trug, „obwohl er ein Junge ist“. In den sozialen Medien beschrieb Gómez den Vorfall. Es sei ihm darum gegangen, Geschlechterstereotype infrage zu stellen und Gender-Nonkonformität zu thematisieren, sagte er. Und darum, dass man keine Angst haben sollte, sich so zu kleiden, wie man sich fühlt. Das spanischsprachige TikTok-Video haben mehr als 2 Millionen Menschen angesehen. Auf Instagram erhielt er seit November 2020 über 120.000 Likes und immer noch gibt es regelmäßige Unterstützung.
„4. November 🥺 Es geht nicht darum, heute einen Rock zu tragen und das warʼs, es geht darum, dass man keine Angst davor hat, sich so zu kleiden, wie man sich fühlt, wenn man Lust dazu hat. Ich möchte mich bei Euch für all Eure Unterstützung bedanken, Ihr seid großartig.“
Unterstützung kommt von oben
Äußerst schockiert von dieser Sanktion begann sein Mathematiklehrer Jose Piñas aus Solidarität mit dem Jungen selbst Röcke im Unterricht zu tragen. Auf Twitter erklärte er:
„Vor 20 Jahren litt ich in der High School, in der ich jetzt Lehrer bin, unter den Belästigungen und Beleidigungen wegen meiner sexuellen Orientierung, viele Lehrer schauten weg. Ich möchte mich der Sache des Schülers Mikel anschließen, der ausgewiesen und zum Psychologen geschickt wurde, weil er mit einem Rock zum Unterricht kam. #LaRopaNoTieneGenero“
Die daraus entstandene Bewegung #LaRopaNoTieneGenero (#KleidungHatKeinGeschlecht) erlangte im ganzen Land Bekanntheit. Seither kommen Schüler*innen immer am 4. jeden Monats mit Röcken in die Schule, um Mikel zu unterstützen.
Aber auch Lehrer wie Manuel Ortega und Borja Velúquez zeigten sich solidarisch. Den gesamten Mai über haben sie Röcke im Unterricht getragen.
„Eine Schule, die in Respekt, Vielfalt, Koedukation und Toleranz erzieht. Kleide dich wie du willst! Wir schließen uns der Initiative #LaRopaNoTieneGénero an @CEIPVdeSacedon @educacyl @cfievalladolid @FTriangulo @fecylgtb“
Auch jenseits des Atlantik wird um Toleranz gerungen
Der Fall in Spanien ist nur einer von vielen im weltweiten Kampf der jungen Generation um Anerkennung ihrer heute viel weniger heteronormativen Identitäten an Schulen. In den USA wurde ein Schüler suspendiert, weil seine Nägel schwarz lackiert waren (wir berichteten), in Kanada protestierten Jungs in Röcken gegen die altertümliche Schulordnung an ihrer Schule (wir berichteten).
In Spanien zeigen sich bereits erste Erfolge: Mehrere Einrichtungen haben beschlossen, Gleichstellungskurse in ihr Programm aufzunehmen.
Meinung
Es ist an der Zeit, dass Schulen und Lehrpersonal im Heute ankommen. Es braucht einen zeitgemäßen Umgang mit der Lebenswirklichkeit junger Menschen, es braucht mehr Respekt und Toleranz unter den Lehrer*innen und mehr Mitbestimmung von Schüler*innen. Vielfalt darf nicht zur leeren Phrase verkommen. Damit Jugendliche sich sicher fühlen, sich so ausdrücken zu können, wie sie wollen, braucht es auch Vorbilder. Seien es Fußballer wie Borja Iglesias (wir berichteten) oder ‚mutige‘ Lehrer, die ihre Schüler*innen unterstützen.