Zwei Aktivisten für LGBTIQ*-Rechte wurden in einem Auto erschossen aufgefunden. Jesús Laiza González und Isaí López Rodríguez waren seit fünf Jahren ein Paar und hatten zuvor noch an der Pride-Parade in Mexiko-Stadt teilgenommen. Die Ermittlungen deuten auf mögliche Verbindungen zu einem weiteren Gewaltverbrechen hin.
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Am 29. Juni wurden zwei bekannte Mitglieder der LGBTIQ*-Community , Jesús Laiza González und Isaí López Rodríguez, gewaltsam getötet. Wie EL PAÍS México berichtet, wurden ihre Leichen in einem verlassenen Fahrzeug in Hueypoxtla an der Grenze zum Bundesstaat Mexiko nahe der Grenze zwischen dem Bundesstaat Hidalgo und dem Estado de México entdeckt.
Das Auto, in dem sie gefunden wurden, gehörte dem Besitzer des LGBTIQ*-Nachtclubs La Cabaña, der ebenfalls brutal ermordet wurde. Seine sterblichen Überreste wurden den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge über drei Gemeinden im Bundesstaat Mexiko verstreut.
Die Ermittlungen laufen derzeit auf Hochtouren. Die Generalstaatsanwaltschaft prüft derzeit, ob das Verbrechen mit dem brutalen Mord an dem Besitzer der Bar zusammenhängt, in der Jesús und Isaí zuletzt lebend gesehen wurden. Das Fahrzeug, in dem ihre Leichen gefunden wurden, gehörte laut den Behörden dem Barbesitzer. Seine verstümmelten Überreste wurden über drei Gemeinden verteilt aufgefunden.
Drei Verdächtige wurden in diesem Zusammenhang bereits festgenommen.
Letzter Abend im Nachtclub La Cabaña
Jesús und Isaí verbrachten den Tag in Mexiko-Stadt, wo sie gemeinsam mit Tausenden anderen die Pride-Parade feierten. Isaí López Rodríguez postete sogar noch Bilder auf Facebook.
Auf dem Rückweg in ihre Heimatstadt Tizayuca legten sie einen Zwischenstopp im Club La Cabaña ein – Anlass war der bevorstehende Geburtstag von Jesús. Gegen 23:30 Uhr verabschiedete sich ihr Freund Francisco León, ein lokaler Vertreter der Arbeiterpartei PT, von den beiden.
„Wir sprachen über seine politischen Projekte, denn Jesús war inzwischen in einer anderen Partei, und darüber, dass wir in ein paar Wochen an den Strand nach Veracruz fahren würden. Wir waren wie immer glücklich. Wir umarmten uns“,
erinnert sich León. Isaí beschreibt er als lebensfrohen, extrovertierten Menschen – Jesús hingegen als ruhig, nachdenklich und leidenschaftlich engagiert. Beide verband ihr unermüdlicher Einsatz für die queere Community. Gemeinsam hatten sie etwa die erste Pride-Veranstaltung in Tizayuca auf die Beine gestellt.
Die Spur des Paares verliert sich, nachdem sie die Bar verließen und am Sonntag wurden sie im silbernen Renault Kwid, der dem Besitzer La Cabaña gehörte, erschossen aufgefunden.
Bedrohungen im Vorfeld – Angst und Anspannung
Berichten zufolge standen Jesús und Isaí offenbar schon Wochen vor ihrem Tod unter Druck, sie erhielten sowohl physische als auch digitale Drohungen. Die Herkunft dieser Bedrohungen ist bislang ungeklärt. Die Ermittlungen richten sich daher sowohl auf ihr politisches Engagement als auch auf ihre Rolle als öffentlich sichtbare LGBTIQ*-Aktivisten. Alaín Pinzón, Direktor der Organisation VIHveLibre, traf die beiden noch auf der Pride-Parade. Auf X schrieb Pinzón:
„Es macht mich so traurig und wütend. Jesús fand mich beim Marsch am Samstag hier in Mexiko-Stadt, stellte mich seinem Partner vor und erzählte mir, dass er bei seinen Aktivitäten für den lokalen Marsch bedroht wurde, dass sie beobachtet wurden und bereits physisch und digital bedroht worden waren...
Ich erfuhr, dass er auf dem Rückweg vom Marsch am Samstag ermordet wurde. Wie unhöflich, wie hilflos zu wissen, dass keine Autorität ihnen glaubte und dass er versuchte, das Leben seines Partners und sein eigenes mit allen Mitteln zu retten. Mein Freund, mein Beileid zu deinem Tod und ich weiß, dass wir ein letztes Foto gemacht haben. Kraft für dich und deinen Weg.“
Auch weitere Community-Stimmen bestätigen: Jesús galt in Hidalgo als zentrale Figur für die Sichtbarkeit queeren Lebens. „Er war maßgeblich an der Organisation der ersten Pride beteiligt“, sagte Aktivist Ituriel Hernández gegenüber EL PAÍS México. Isaí wiederum engagierte sich politisch, arbeitete nebenbei im Verkauf von Parfüms – und setzte sich ebenfalls für die Rechte queerer Menschen ein.
Schwere Vorwürfe gegen Behörden – schleppende Aufklärung kritisiert
Menschenrechtsorganisationen aus der LGBTIQ*-Community verurteilen die Taten als mutmaßliche Hassverbrechen. Sie weisen auf die angespannte Sicherheitslage hin, in der queere Aktivist*innen in Mexiko leben – oft ohne ausreichenden Schutz (männer* berichtete). Auch die Menschenrechtskommission von Mexiko-Stadt fordert eine zügige, diskriminierungsfreie Aufklärung mit besonderem Fokus auf sexuelle und geschlechtliche Vielfalt.
Politisches Engagement als mögliches Tatmotiv?
Jesús Laiza war Diversity-Beauftragter der kürzlich gegründeten Lokalpartei Espacio Hidalgo. Zuvor engagierte er sich im Vorstand der linken Partei der Arbeit (PT). Auch sein Lebensgefährte Isaí López setzte sich aktiv für die Gleichstellung und Rechte von LGBTIQ*-Menschen ein und unterstützte politische Kampagnen in Tizayuca.
Ob den beiden ihr Engagement zum Verhängnis wurde, ist noch unklar. Die Ermittlungen schließen auch mögliche Erpressungsversuche rund um das La Cabaña nicht aus.