Seit der PiS-Vorsitzende Jarosław Kaczyński im April bei einer Kundgebung anlässlich der Wahlen zum Europäischen Parlament sagte, die „LGBT-Ideologie“ sei eine „Bedrohung für die polnische Gesellschaft“ (blu berichtete), vergeht kein Tag, an dem nicht weitere PiS-freundliche Regionen zu „LGBT-freien Zonen“ erklärt werden.
Waren es im Sommer noch rund zwei Dutzend Gemeinden und Landkreise, hat sich die Zahl aktuell mehr als verdoppelt. Mittlerweile sind es bereits 69 Gemeinden und Städte in ganz Polen, die ihrer LGBTIQ*-Bevölkerung unmissverständlich klarzumachen versuchen, dass diese dort nicht erwünscht ist.
Unter „LGBT-freie Zone“ ist eine Art offizieller Akt einer polnischen Gemeinde, eines Bezirks (Landkreises) oder einer Woiwodschaft (Provinz) zu verstehen, mit dem sich die jeweilige Region symbolisch als frei von „LGBT-Ideologie“ deklariert.
Landkarte des Homohasses
Die Mehrheit der „LGBT-freien Zonen“ befindet sich im historisch konservativen Südosten des Landes. Polen ist traditionell in einen liberalen Nordwesten und einen eher rechtskonservativen Südosten aufgeteilt. Die Verteilung der „LGBT-freien Zonen“ spiegelt die historisch bedingte geografische Spaltung wider, wie die folgende Grafik zeigt.
Landkarte Polens mit rot markierten „LGBT-freien Zonen“ (Stand August 2019).
Quelle: Icewhiz / Wikimedia [CC BY-SA 4.0 ]
Neben homophoben Äußerungen von nationalistischen Politiker*innen sind vor allem religiös motivierte Anti-LGBTIQ*-Parolen für den beunruhigenden Anstieg von struktureller Homophobie in Teilen Polens verantwortlich. Die römisch-katholische Kirche genießt hohes Ansehen in Polen und übt einen enormen Einfluss auf die Menschen aus.