Donald Trump hat Scott Bessent, einen schwulen Milliardär und Investmentmanager, als Finanzminister nominiert. Sollte Bessent vom US-Senat bestätigt werden, wäre er das erste geoutete Mitglied als Finanzminister und einer der wenigen, die jemals eine Position im Kabinett oder auf Kabinettsebene innehatten. Seine Ernennung sorgt nicht nur in wirtschaftlichen, sondern auch in gesellschaftspolitischen Kreisen für Gesprächsstoff. Bessent, ein Milliardär und Hedgefonds-Manager, steht vor der Aufgabe, Trumps „America First“-Politik in die Tat umzusetzen.
„Scott ist seit langem ein starker Befürworter der America-First-Agenda“, sagte Trump am 22. November in einer Erklärung und bestätigte damit frühere Berichte mehrerer großer Nachrichtenagenturen, wonach Bessent der Kandidat für das Finanzministerium sein würde. „Am Vorabend des 250-jährigen Jubiläums unseres großen Landes wird er mir helfen, ein neues goldenes Zeitalter für die Vereinigten Staaten einzuleiten, in dem wir unsere Position als weltweit führende Wirtschaft, als Zentrum für Innovation und Unternehmertum und als Zielort für Kapital festigen, während wir immer und ohne Frage den US-Dollar als Reservewährung der Welt beibehalten.“
Wer ist Scott Bessent?
Bessent lebt mit seinem Ehemann John Freeman, einem ehemaligen Staatsanwalt, und ihren zwei Kindern in South Carolina. Er repräsentiert ein modernes Familienbild, das konservative Stereotype durchbricht. Seine persönliche Geschichte und sein beruflicher Erfolg zeigen, dass queere Menschen in Spitzenpositionen nicht nur Platz finden, sondern aktiv prägend wirken können.
Bessent ist der Gründer des Hedgefonds Key Square Capital Management. Bevor er Key Square gründete, war er von 2011 bis 2015 Chief Investment Officer bei Soros Fund Management, einem von George Soros gegründeten Hedgefonds, und Bessent hatte seit 1991 zu verschiedenen Zeiten für Soros' Firma gearbeitet. Soros ist ein wichtiger Spender für die Demokraten und ein Schreckgespenst der extremen Rechten. Einige Rechte behaupten fälschlicherweise, Soros bezahle Demonstranten, die sich für liberale Anliegen einsetzen. Aber „Trump gefiel [Bessents] milliardenschwerer Leumund und die Tatsache, dass er zur MAGA-Bewegung konvertierte, nachdem er für Soros gearbeitet hatte“, berichtet CNN. Bessent spendete für Trumps Präsidentschaftswahlkampf und beriet ihn in Sachen Wirtschaftspolitik. Er hat für einige andere republikanische Politiker gespendet und ist ein langjähriger Freund des designierten Vizepräsidenten JD Vance, aber er hat auch für Demokraten gespendet, darunter Al Gore, Hillary Clinton und Barack Obama. Im Jahr 2000 war er Gastgeber einer Benefizveranstaltung für Gores Präsidentschaftskampagne.
Ein Fortschritt für LGBTIQ*-Sichtbarkeit in konservativen Kreisen?
Wie The Advocat berichtet, wäre Bessent das erste schwule, vom Senat bestätigte Kabinettsmitglied in einer republikanischen Regierung. Richard Grenell, ein schwuler Republikaner und langjähriger Verbündeter Trumps, war in Trumps erster Regierung stellvertretender Direktor des Inlandsgeheimdienstes, nachdem er zuvor Botschafter in Deutschland gewesen war. Der Direktor des nationalen Nachrichtendienstes ist nicht Teil des Kabinetts, gilt aber als Kabinettsebene, so dass Grenell die erste homosexuelle Person war, die dieses Amt bekleidete. Da es sich bei seinem Posten um ein Interimsamt handelt, musste er nicht vom Senat bestätigt werden. Pete Buttigieg, Verkehrsminister in der Regierung Biden, war der erste homosexuelle Kabinettsbeamte, der vom Senat bestätigt wurde.
Bessent wäre der erste offen homosexuelle US-Minister unter einem republikanischen Präsidenten – ein historischer Schritt, der die Community in konservativen Kreisen sichtbarer machen könnte. In einer Regierung, die in der Vergangenheit oft mit LGBTIQ*-feindlicher Politik assoziiert wurde, wirft Bessents Ernennung die Frage auf: Könnte seine Präsenz eine Brücke schlagen zwischen einer oft gespaltenen Nation und einer vielfältigen, progressiven Gemeinschaft?
Oder doch eher Pinkwashing?
Gleichzeitig bleibt die Frage, wie Bessents Arbeit LGBTIQ*-Rechte beeinflussen könnte. Seine Wirtschaftspolitik könnte zudem negative Auswirkungen auf queere Menschen in den unteren Einkommensschichten haben. Zölle und Steuersenkungen, wie sie Bessent befürwortet, werden als Instrumente eher Wohlhabenden nutzen, während sie sozial schwächere Gruppen belasten. Die queeren Communitys, die oft überproportional von Armut und Diskriminierung betroffen sind, könnten hier weiter benachteiligt werden.
Trumps Regierung hat in der Vergangenheit Maßnahmen ergriffen, die Rückschritt für LGBTIQ*-Rechte bedeuteten – vom Militärverbot für Transgender-Personen bis hin zu Versuchen, den Diskriminierungsschutz einzuschränken. Ob Bessent in einer derart polarisierenden Regierung eine progressive Stimme einbringen kann, ist unklar. Dagegen spricht ein weiterer Kandidat, den Trump am 22. November bekanntgab: Russell Vought, designierter Direktor des Amtes für Verwaltung und Haushalt, ein Posten, den dieser bereits in den letzten Monaten von Trumps erster Amtszeit innehatte, nachdem er stellvertretender Direktor und amtierender Direktor gewesen war. Vought ist Mitverfasser des zutiefst LGBTIQ*-feindlichen Projekts 2025, einer Blaupause für eine konservative Regierung, von der Trump behauptet hat, nichts zu wissen.
Nach dem Ende von Trumps erster Amtszeit gründete Vought das Center for Renewing America, dessen Mission es ist, „einen Konsens über Amerika als Nation unter Gott zu erneuern“, heißt es auf seiner Website. „Die Organisation hat sich im Kampf gegen die sogenannte ‚ kritische Rassentheorie ‘, LGBTIQ*-Rechte , Einwanderung und Wahlrechte engagiert “, so die Watchdog-Gruppe Monitoring Influence. Trump hatte Gelder für das Center for Renewing America gesammelt. *AFP/sah