Südafrika überarbeitet sein nationales Ausweissystem, um integrativer zu werden. Ausweisdokumente sollen künftig eine dritte, geschlechtsneutrale Optionen enthalten, kündigte die südafrikanische Regierung an.
Allen Südafrikaner*innen wird bei der Geburt eine 13-stellige nationale ID-Nummer zugewiesen. Diese Nummer wird in Südafrika für alles verwendet, von der Wählerregistrierung über die Beantragung eines Reisepasses bis hin zur Eröffnung eines Bankkontos.
Das System dahinter stammt noch aus der Zeit der Rassentrennung. Eine Ziffer der ID-Nummer gab zum Beispiel Aufschluss über die ‚Rasse‘ einer Person und so bestimmte der Code über lange Jahre, wie die Menschen vom Staat behandelt werden, wo sie leben konnten, wen sie lieben durften und wie ihr Leben verlief.
Mittlerweile enthält die ID-Nummer keine Rassenzugehörigkeit mehr, sondern Angaben zum Geburtsdatum, zum Staatsbürgerschaftsstatus und zum Geschlecht der Person, das ist die siebte Ziffer des Codes. Sie dient der Geschlechtsmarkierung und lässt zwei Optionen zu: männlich oder weiblich.
Für die rund 530.000 Südafrikaner*innen, die sich laut Quartz Africa als nicht-binär identifizieren, ist dies die umstrittenste Ziffer, da sie nicht ihr tatsächliches Geschlecht widerspiegelt. Deshalb soll sich das jetzt ändern, wie Sihle Mthiyane, Leiter der Abteilung für Politik und Strategie des südafrikanischen Innenministeriums, bestätigt:
„Die Identitätsnummer wird sich ändern, um der LGBTIQ*-Community gerecht zu werden.“
Die Politik mit der Verfassung in Einklang bringen
Gegenüber dem Daily Maverick gab Sihle Mthiyane bekannt, seine Abteilung strebe an, die Politik mit der Verfassung besser in Einklang zu bringen. Das betreffe insbesondere Abschnitt 9, der sich auf die Nichtdiskriminierung aufgrund von Geschlecht und Geschlecht bezieht, und Abschnitt 10, der die Menschenwürde und -identität schützt.
Im digitalen Salon von männer*, village.berlin und Queer Lives Matter sprachen wir unter anderem mit Tsepo Bollwinkel (AG Black & Queer und Trainer für u. a. Critical Whiteness) über die durch den Kolonialismus zurückgedrängte Vielfalt der Geschlechter im südlichen Afrika.
„Wenn Sie nicht binär, transgender oder intersexuell sind, werden Sie bei der ID-Nummer nicht berücksichtigt. Dies ist umstritten und ein Thema, mit dem wir uns befassen“, sagte Mthiyane und fügte hinzu: „Die Menschen müssen in der Lage sein, zu identifizieren, wie sie sind, nicht wie es der Staat vorschreibt.“
Im Dezember 2020 veröffentlichte die Regierung den Entwurf einer offiziellen Richtlinien für das Identitätsmanagement. Darin heißt es:
„Während Südafrika große Fortschritte gemacht hat, um sicherzustellen, dass niemand, der im Land lebt, ohne einen legalen Nachweis der Existenz zurückbleibt, gibt es immer noch Menschen (auch Bürger), die entweder undokumentiert oder nicht ordnungsgemäß dokumentiert sind. Zu dieser Gruppe gehören nicht-binäre Personen [...]“.
Der Entwurf enthält auch mehrere Vorschläge, wie das System geändert werden könnte. „Um nicht-binären, transgender und intersexuellen Personen entgegenzukommen, wird empfohlen, eine alternative Ziffer oder den Buchstaben ‚X‘ für diese Bevölkerungsgruppe zu verwenden.“ Auch randomisierte statt codierte Identitätsnummern sind im Gespräch.
Darüber, ob sich die betroffenen Personen zunächst ärztlich untersuchen lassen müssen, um ihren Geschlechtseintrag ändern zu dürfen, enthält der Entwurf keine Informationen.