Fast ausschließlich online feierte Pakistans Trans*-Community am vergangenen Wochenende ihren zweiten Trans Pride. Ganze vier Tage dauerte die Veranstaltung, die in diesem Jahr mit dem Tag der Unabhängigkeit Pakistans von der britischen Herrschaft am 14. August zusammenfiel.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom 14. August bis 17. August von der Organisation Track T. Deren Gründerin Jannat Ali hatte schon Pakistans ersten Trans Pride im Jahr 2018 ins Leben gerufen. Entsprechend erfreut zeigte sich Jannat Ali in ihrer Begrüßungsrede. Dass der Trans Pride coronabedingt nur online stattfinden konnte, trübte die Stimmung keineswegs.
Jannat Ali begrüßt das Online-Publikum zum Trans Pride Pakistan und Unabhängigkeitstag!
Neben Themen wie Geschichte, Kunst und Politik konzentrierte sich der diesjährige Trans Pride insbesondere auf die wirtschaftliche Stärkung und psychische Gesundheit von Trans*personen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Krise setzten sich die Teilnehmer*innen der Trans Pride in diesem Jahr auch stark mit den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Community auseinander.
Wie auf der ganzen Welt zu sehen, befindet sich auch die Trans*-Community Pakistans in einer prekären wirtschaftlichen Lage, da viele auf Sexarbeit, Almosen oder andere Einkünfte der informellen Wirtschaft angewiesen sind. Entsprechend hart wurde die Community von den Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus getroffen. Quarantänemaßnahmen und Sperrungen bedeuteten für viele den wirtschaftlichen Ruin. Damals griff Jannat Ali mit Track T unterstützend ein – mit monatlichen Lebensmittelrationen, finanzieller Unterstützung und medizinischer Versorgung
LGBTIQ*-Rechte in Pakistan
Insgesamt genießt die LGBTIQ*-Community in Pakistan nur wenige Rechte. Rechtlicher Schutz vor Diskriminierung für Schwule, Lesben und Bisexuelle ist in Pakistan gänzlich unbekannt. Das Land kriminalisiert homosexuelles Verhalten und bestraft schwulen Sex per Gesetz mit der Todesstrafe. Jedoch gibt es keine Aufzeichnungen über Hinrichtungen, stattdessen führt das Gesetz häufig dazu, das Queers von Mitmenschen oder Polizeibeamten erpresst werden.
Etwas toleranter ist das Land gegenüber Trans- und Intersexuelle. Im Jahr 2009 forderte der Oberste Gerichtshof Pakistans alle Provinzregierungen auf, die Rechte von Transgender-Personen anzuerkennen. Seit 2010 darf der Geschlechtseintrag legal geändert werden und seit Anfang dieses Jahres haben Trans*personen in Pakistan sogar Anspruch auf eine kostenlose Gesundheitsversorgung (wir berichteten).
Gesellschaftlich bleibt die Trans*-Community dennoch stark geächtet. Auch hier setzt Track T ein. „Wir versuchen auch, das Stigma und die Diskriminierung zu beenden, die mit allen Geschlechtern und Sexualitäten in der Gesellschaft verbunden sind“, sagt Jannat Ali. Ihre Aufgabe sei es, „sichere, integrative und befähigende Räume für unsere Transgender- und Randgruppen in Pakistan“ zu schaffen. Und seit dem letzen Trans Pride 2018 habe die Community auch schon einiges erreicht.