Lokale Behörden der türkischen Provinz Istanbul haben die Vorführung des Films „Queer“ mit der Begründung verboten, er enthalte provokative Inhalte, die den sozialen Frieden gefährden würden, weshalb die Verbotsentscheidung aus Sicherheitsgründen umgesetzt werde.
Der Film „Queer“ aus dem Jahr 2024, dessen Drehbuch auf dem Roman von William S. Burroughs aus dem Jahr 1985 basiert, erzählt die Geschichte eines amerikanischen Auswanderers, der in den 1950er Jahren in Mexiko-Stadt lebt und eine intime Beziehung zu einem jüngeren Mann eingeht. Der Film des italienischen Regisseurs Luca Guadagnino mit Daniel Craig und Drew Starkey in den Hauptrollen war als Eröffnungsfilm des MUBI Festivals Istanbul 2024 geplant. Das Festival, das vom 7. bis 10. November stattfinden sollte, wurde von MUBI, einer internationalen Streaming-Plattform und Filmproduktions- und Vertriebsgesellschaft, organisiert und sollte eine Reihe von Filmvorführungen, Vorträgen und Aufführungen umfassen. Tickets waren schon lange im Voraus ausverkauft.
Doch nur wenige Stunden vor Festivalstart wurde MUBI darüber informiert, dass „Queer“ nicht laufen darf. In der Entscheidung des Büros des Gouverneurs des Bezirks Kadiköy heißt es, dass der Film verboten wurde, weil er enthalte provokative Inhalte enthalte, die den sozialen Frieden gefährden würden, und dass die Verbotsentscheidung aus Sicherheitsgründen umgesetzt werde.
Organisatoren sagen Festival komplett ab
Als Reaktion auf die Entscheidung der türkischen Behörden sagte MUBI das Festival komplett ab. In einer Erklärung, die auf X geteilt wurde, schrieb MUBI, Festivals seien „Orte des Atems, die Kunst und kulturelle Vielfalt feiern und Menschen zusammenbringen“.
„Wir glauben, dass es sich bei dieser Verbotsentscheidung um einen Eingriff handelt, der die Kunst und die Meinungsfreiheit einschränkt. [...] Dieses Verbot nimmt nicht nur einem Film, sondern dem gesamten Festival seinen Sinn und Zweck.“
Mit dem Klick stimmst du diesen Datenschutzbestimmungen von X zu.
Für Yıldız Tar, Chefredakteur des LGBTIQ*-Nachrichtenportals KaosGL, kommt das Verbot angesichts der Anti-LGBTIQ*-Haltung der Regierung nicht überraschend. Gegenüber VOA sagte Tar, der Grund für das Verbot von „Queer“ sei, „dass es ein Film über LGBTI+ Menschen ist. Wenn man seit 2015 versucht, in der Türkei eine Veranstaltung zum Thema LGBTI+ zu organisieren, stößt man bereits auf solche Verbote“. Tar wies darauf hin, dass das Büro des Bezirksgouverneurs von Kadiköy die Vorführung eines anderen Films, „Pride“, als Teil der Veranstaltungen des Pride-Monats im Juni 2023 verboten hat.
Die Entscheidung von MUBI, das Festival nach dem Verbot abzusagen, sieht Tar als „eine wichtige und wertvolle Botschaft“. Die Entscheidung der Plattform sollte beispielhaft sein, so Tar.
„Wenn LGBTI+-Filme jetzt so offen zensiert werden, dann müssen die Festivals und die Welt der Kultur und Kunst ihre Stimme gegen diese Zensur erheben.“
LGBTIQ*-Rechte in der Türkei
Die türkische Regierung verfolgt seit 2015 eine scharfe Anti-LGBTIQ*-Politik. Systematisch haben Behörden angefangen, queere Veranstaltungen zu verbieten. Im Juni dieses Jahres wurden in Istanbul mindestens 15 Personen festgenommen, weil sie am Istanbul Pride teilgenommen hatten (männer* berichtete).
Zur Begründung für das verschärfte Vorgehen werden meistens ‚Sicherheitsbedenken‘ genannt, doch die Gewalt geht von Polizei aus und dürfte von ganz oben abgesegnet bzw. gewollt sein. Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete Queers wiederholt als „Perverse“ oder „Abweichler“.
Alle männer*-Berichte über die Türkei findet ihr ➡️ HIER