Foto: Coca-Cola Ungarn
Coca-Cola
Die Coca-Cola-Kampagne #loveislove stößt in Ungarn nicht nur auf Gegenliebe.
Diversity und queere Sichtbarkeit nur Marketing oder Firmenphilosophie? Den Regenbogen redlich verdient hat sich aktuell Coca-Cola: In Ungarn steht das Unternehmen wegen einer Werbekampagne am Pranger von Rechtspopulisten und Fundamentalisten.
In Köln, Berlin und Hamburg war Coca-Cola Deutschland mit einer eigenen Kampagne unter dem Motto „Love Can“ auf den CSDs vertreten (blu berichtete), und flankierte das Engagement mit einer Plakatkampagne. Diese wäre – aus Sicht ungarischer Abgeordneter der rechtspopulistischen Regierungspartei Fidesz – wohl die bessere für ihr Land gewesen. Dort plakatierte der Getränkegigant nämlich nicht nur Slogans, sondern – unter anderem – auch schwule und lesbische Paare.
„#LOVEISLOVE – Null Zucker, null Vorurteile“ ist auf den Plakaten mit den Paaren zu lesen. Sie sind Teil der Kampagne zum Sziget-Festival, zu dem voraussichtlich mehr als eine halbe Million Menschen nach Budapest kommen werden und dessen Sponsor Coca-Cola ist. Das Motto des diesjährigen Festivals ist „Love Revolution“ und da Liebe vielfältig ist, wird sie von den Kampagnenmachern auch gleichberechtigt abgebildet.
Agenda Europe: Nach Umvolkung jetzt Verschwulung
Gleichberechtigte Abbildung von heterosexuellen und homosexuellen Paaren ist selbstverständlich zu viel für Teile von Fidesz und den christlich-fundamentalistischen Verein CitizenGo – im queerbewegten Deutschland bekannt durch Hedwig von Beverfoerdes (Demo für alle) peinlich-reaktionäre, wie erfolglose Bustour.
CitizenGo
„Der auf den Plakaten beworbene homosexuelle Inhalt bedroht die öffentliche Moral, da homosexuelle Beziehungen dem natürlichen Sittengesetz zuwiderlaufen und die Familie die Grundlage für das Überleben des Landes bildet. (...)
Wir fordern, (...) das Phänomen der homosexuellen Lobbyarbeit in Grenzen zu halten, um die öffentliche Moral nicht zu gefährden und insbesondere junge Menschen und ihr Geschlecht nicht falsch darzustellen. Diese Verwirrungen machen sie angreifbar und steigern die Verbreitung des Phänomens weiter." (CitizenGo mit einer Petition in Ungarn)
Sie testen über Fidesz-nahe Medien und die sozialen Netzwerke mit deftigen Memes und Texten, ob sich das Thema Homsexualität für die rechtspopulistische Angst-Agenda (Hintergrund „Agenda Europe" ) ausschlachten lässt. Der Fidesz-Abgeordnete Istvan Boldog beispielsweise ruft „wegen der Besetzung Budapests durch die Homolobby“ in sozialen Netzwerken zum Boykott des Unternehmens auf.
Die gesellschaftliche Akzeptanz Homosexueller in Ungarn ist wohl größer, als sich die Rechtspopulisten das vorgestellt haben. Boldog István bekommt mächtig Gegenwind für seinen Coca-Cola-Shitstorm. Er reagiert mit den aus diesen Kreisen geläufigen Abwehrmechanismen Kinderschutz, Zukunftssicherung durch heterosexuell gezeugte Kinder und natürlich der beliebten Mimimi-Opferrolle.
Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte Tamas Dombos, Anwalt der ungarischen LGBTIQ*-Menschenrechtsorganisation Háttér:
„Die gesamte Regierungspropaganda basiert auf Konflikten und sie brauchen Feinde. Nach der EU, Migranten, Nichtregierungsorganisationen und sogar Obdachlosen könnten es nun LGBTIQ*-Personen sein. Manchmal ist es schwierig, herauszufinden, ob es sich um eine politische Strategie handelt, oder nur um einen echten Homophoben, der sich über so etwas wie Cokes Kampagne ärgert."
Coca-Cola hält dagegen und bekräftigt das Engagement
Coca-Cola Ungarn reagierte zuerst direkt auf Facebook und Twitter mit erneuten Postings der Kampagne und schrieb später in einer Presseerklärung, dass die Werbetafeln „in der Tat versuchen, eine Nachricht zu übermitteln." Diese Nachricht sei Teil der Unternehmenskultur und lautet:
„Wir glauben, dass sowohl Hetero- als auch Homosexuelle das Recht haben, die Person, die sie wollen, so zu lieben, wie sie es wollen."
Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, sagt Coca-Cola.