Mit Sarah McBride ist bei den US-Wahlen am 3. November erstmals eine offen lebende Transgender-Politikerin in den Senat eines Bundesstaates der Vereinigten Staaten gewählt worden.
McBride konnte den Republikaner Steve Washington besiegen und wird im Januar als erste Trans*person in den Senat, der zweiten Parlamentskammer des Kongresses der Vereinigten Staaten, einziehen.
Bei ihrer Vereidigung wird McBride auch die ranghöchste gewählte Transgender-Beamtin der Nation sein – und damit der stärkste Beweis, dass sich die LGBTIQ*-Community in den USA nicht von Donald Trump einschüchtern lässt. Dessen Administration hatte erst im Sommer eine Regelung gekippt, die Trans*personen im Gesundheitswesen schützen sollte (wir berichteten).
In ihrer vierjährigen Amtszeit will McBride sich nicht nur auf LGBTIQ*-Themen konzentrieren, sondern sich ganz generell für gesundheitspolitische Themen einsetzen. Unter anderem macht sie sich für Krankengeld stark.
„Ich hoffe sehr, dass heute Abend ein junger Mensch in Delaware [...] oder irgendwo in diesem Land mit einer kraftvollen, aber einfachen Botschaft schlafen kann […]: Dass unsere Demokratie auch für sie groß genug ist.“
Ein Lebenslauf, der inspiriert
Wie Joe Biden ist Sarah McBride gebürtig aus Delaware. Der an der Ostküste gelegene zweitkleinste Bundesstaat der USA trägt den offiziellen Beinamen „The First State“, da Delaware im Jahr 1787 als erster Staat die Verfassung der USA ratifizierte. Traditionell ist Delaware stark demokratisch geprägt.
McBride, die in ihrem jetzigen Wahlbezirk Wilmington aufgewachsen ist, identifizierte sich von frühester Kindheit an als Mädchen. Dennoch war es ein langer Kampf, bevor sie sich entschied, an die Öffentlichkeit zu gehen – nicht nur gegenüber ihrer Familie, als Präsidentin der Studentenschaft auch gegenüber ihren Kommiliton*innen der American University. Erst nachdem ein Facebook-Post, in dem sich McBride traute, die Wahrheit zu sagen, viral ging, wurde ihr klar, welch großen Einfluss ihre Geschichte auf das Land haben könnte. Das war 2012. Heute, nur wenige Jahre später, ist McBride eine der bekanntesten Transgender-Aktivist*innen des Landes.
Der Weg in die Politik führte über ein Praktikum im Weißen Haus, das sie unter der Obama-Administration absolvierte. Später setzte sie sich bei der Generalversammlung von Delaware für ein Gesetz über Transgender-Rechte ein, das 2013 gesetzlich unterzeichnet wurde. 2017 trug sie dazu bei, die Verabschiedung von Gesetzen zum Schutz schutzbedürftiger Jugendlicher vor Kindesmissbrauch sicherzustellen.
2016 sprach sie im Alter von 26 Jahren als erste Transgender-Person auf einem nationalen politischen Kongress der Demokraten. Seitdem arbeitet McBride mit hochrangigen Politiker*innen zusammen, um die Gesundheitsversorgung in den USA zu verbessern.
Aktuell ist McBride noch als nationale Pressesprecherin bei Human Rights Campaign (HRC), der größten LGBTIQ*-Bürgerrechtsorganisation des Landes, tätig. Alphonso David, Präsident von HRC, zeigte sich über ihren Wahlsieg hocherfreut:
„Heute Abend hat Sarah nicht nur für sich selbst, sondern für unsere gesamte Community Geschichte geschrieben. Sie gibt den Ausgegrenzten als Vertreterin und Anwältin eine Stimme.“
„Dieser Sieg, der erste von voraussichtlich vielen in ihrer Karriere, zeigt, dass jeder Mensch seinen Traum verwirklichen kann, unabhängig von seiner Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung. Auch wenn wir sie als Mitarbeiterin bei Human Rights Campaign vermissen werden, wird Sarah den Ersten Distrikt zweifellos gut vertreten, und wir freuen uns darauf zu sehen, was sie erreicht.“
(Alphonso David)
2018 veröffentlichte McBride ihre Lebensgeschichte als Buch. „Tomorrow Will Be Different: Love, Loss and the Fight for Trans Equality” ist eine sehr persönliche Geschichte über den Kampf der LGBTIQ*-Community um Gleichberechtigung und darüber, was es bedeutet, offen Transgender zu sein. Niemand geringerer als Joe Biden schrieb das Vorwort für McBrides Buch.
Foto: Ted Eytan / CC BY-SA 2.0 / Wikimedia
Sarah McBride und der Republikaner Joe Kennedy, 2018. Foto: CC BY-SA 2.0, Link
Mit Joe Bilden teilt Sarah McBride noch eine weitere Gemeinsamkeit: Beide haben einen tragischen Verlust erlitten. Biden verlor seine erste Ehefrau und zwei seiner Kinder bei einem Autounfall, McBrides Ehemann Andrew Cray verstarb 2014 nur drei Tage nach ihrer Hochzeit an Krebs.
Foto: Andrew Cray Scholarship
Sarah and ihr verstorbener Ehemann Andy Cray