Die Republikanische Partei im US-Bundesstaat Colorado hat sich im Kampf um Wählergruppen ganz offiziell an radikale Fundamentalisten gewendet. Sie verbreitet ihre Hassbotschaften und ruft zu Gewalt auf.
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Dave Williams, Vorsitzender der Colorado Republican Party. Foto: Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0, Link
Seit 2016 erodieren in den USA die Grenzen des Sagbaren und Unsäglichen so rapide, dass selbst Politik- und Medienwissenschaft nur schwer mit Erklärungen und Einordnungen dienen können. Die Entgleisungen von MAGA-Persönlichkeiten (Make Amerika Great Again) gehören inzwischen zum Alltag. Die Republikaner stecken in einer selbstverursachten Zwickmühle: Nachdem Ron DeSantis als Trump light und Nikki Haley als liberal-konservative Trumpess in den Vorwahlen allzuschnell wie grandios scheiterten (m* berichtete), bleibt für die Partei nur die Wahl zwischen Hausfrieden und offener Revolte. Letztere können sich vor allen die Kandidat*innen in den Bundesstaaten kaum leisten. Weder finanziell, noch wahrscheinlich psychisch, denn das Trump-Team hat inzwischen weitreichende Macht im Parteiengefüge der GoP. Wer sich mit dem Kultmeister anlegt, darf sich warm anziehen.
Die fortschreitende Machtübernahme Trumps über die Republikanische Partei
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Vielleicht ist diese Misere mit Auslöser dafür, was die GoP im US-Bundesstaat Colorado offiziell auf X und über den Partei-Newsletter jüngst verbreitete. Es ist der wohl krasseste und in dieser Form deutlichste offene Angriff auf die Rechte von LGBTIQ* seit Jahren.
Evangelikale Hetze als Parteimeinung
Die GoP-Colorado bediente sich für ihren Newsletter an den Chiffren und der Bildsprache der Westboro Baptist Church (WBC), die mit ihren homophoben Störaktionen bei CSDs und vor LGBTIQ*-Einrichtungen schon vor über zehn Jahren für negative Aufmerksamkeit sorgten. Aus dem berüchtigten „God Hates Fags” der WBC wurde kurzerhand „God Hates Pride” bzw. „God Hates Flags”.
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„Der Monat Juni ist da und wieder einmal versuchen gottlose Groomer in unserer Gesellschaft, alles zu attackieren, das anständig, heilig und gerecht ist. Ziel ist es, unseren Kindern Schaden zuzufügen."
Der Inhalt des Newsletters rückt LGBTIQ* und Demokraten durch die Wahl des Begriffs Groomer direkt in die Nähe zu Kindesmissbrauch. Ein „Groomer“ ist jemand, der eine Beziehung, Vertrauen und emotionale Bindung zu einem Kind oder Jugendlichen aufbaut, um es zu manipulieren, auszubeuten und zu missbrauchen.Unterzeichnet ist das digitale Pamphlet vom republikanischen Parteivorsitzenden Dave Williams.
Auf X: Taten statt nur Worte gefordert
Eine in Deutschland unter Umständen verfassungsfeindliche Aufforderung an die Anhängerschaft der Partei überschreitet als Höhepunkt der Anti-Pride-Kampagne dann jedwede demokratische Basis. Auf den offiziellen X-Account der Colorado-Republikaner wurde ein Flammen-gif mit der einfachen Aufforderung „Burn all the #pride flags this June” gepostet.
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Trotz massiver Kritik, vereinzelt sogar aus dem eigenen Lager, ist das Posting bis heute online. *Qellen: X/NotTheBee