Am 1. August ist es vier Jahre her, dass Ugandas Oberste Richter ein Anti-Homosexualitäts-Gesetz für „null und nichtig“ erklärten. Der Richterspruch gab Hoffnung. Doch das Leben von LGBTIQ* hat er kaum vereinfacht. Manche finden sogar das Gegenteil
Foto: seymourcentre.com
Rolling Stone Play Uganda
Das Theaterstück „The Rolling Stone“ macht weltweit auf die Situation von LGBTIQ* in Uganda aufmerksam. Im Juli lief eine Produktion mit Damon Manns (links) und Elijah Williams (rechts) in Sydney (siehe Posting unten)
Bevor das Uganda Anti-Homosexuality Bill am 17. Dezember 2013 verabschiedet wurde, hatte es in den westlichen Medien als „Kill the Gays Bill“ traurige Berühmtheit erlangt, weil eine frühere Fassung die Todesstrafe für Schwule vorgesehen hatte. Diese Fassung war letztlich aufgrund internationaler Proteste auf lebenslängliche Haft abgemildert worden, dennoch verschärfte das Gesetz die Situation von LGBTIQ* in Uganda, indem es erstmals gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Frauen unter Strafe stellte und restriktive Maßnahmen gegen „Homopropaganda“ vorsah. Im Juni 2014 führte das Gesetz dazu, dass die USA (damals noch von Obama regiert) diverse Sanktionen gegen Uganda verhängten. Am 1. August 2014 wurde das Gesetz vom Verfassungsgericht für „null und nichtig“ erklärt. Die Richter begründeten ihre Entscheidung mit „technischen Mängeln“ im Gesetzgebungsprozess, doch die meisten gingen damals von einer Reaktion auf die internationalen Proteste aus.
Das damalige Aufatmen in der örtlichen LGBTIQ*-Community wich allerdings bald Ernüchterung. Zwar ist das explizite Anti-Homosexuality Bill Geschichte, doch auf „fleischliche Akte gegen die Natur“ stehen immer noch Haftstrafen bis zu lebenslänglich und auf „grobe Unzucht“ sieben Jahre Gefängnis. Laut Berichten von Betroffenen haben homophobe Hassverbrechen und Razzien seit der Abschaffung des Anti-Homosexualitäts-Gesetzes sogar zugenommen. Auch eine im Frühling angekündigte neue Pride-Bewegung (blu berichtete) kommt nicht recht voran. So wird ein Großteil der Interessensvertretung von LGBTIQ* weiterhin über HIV-Präventionsprojekte wie die Organisation Triumph Uganda abgedeckt, die mangels staatlicher Unterstützung auf (finanzielle) Hilfe aus dem Ausland angewiesen ist.
Triumph Uganda
Die Organisation Triumph Uganda betreibt nicht nur HIV-Prävention, sondern ist auch Anlaufpunkt für LGBTIQ* und Sexworker. Für September hat sie einen umfassenden Bericht über ihre Arbeit angekündigt
Uganda 2018 3
Anfang Juli berichtete Aloysius Sali, der 2010 als LGBTIQ*-Flüchtling in Großbritannien Asyl bekam, dass die Anzahl homophober Verbrechen seit 2014 angestiegen sei
Uganda 2018 1
In einem Interview mit dem LGBTIQ*-Travel-Blog Out of Office zeichnet Reiseagent Michael Kajubi ein weichgezeichnetes Bild der Situation vom Schwulsein in Uganda, indem er darauf verweist, dass man Zuneigungsbekundungen als gleichgeschlechtliches Paar in der Öffentlichkeit schlicht vermeiden sollte
Uganda 2017 1
Ein USA Today-Artikel von 2017 schildert die Situation aus der Sicht des ugandischen Flüchtlings George Mukhwezi, der sagt, die Situation von LGBTIQ* in seiner Heimat sei seit der Abschaffung des Anti-Homosexualitätsgesetzes von 2014 eher schlimmer als besser geworden
Rolling Stone Sydney
Chris Urchs Theaterstück „The Rolling Stone“ erzählt eine schwule Liebesgeschichte in Uganda vor den realen Hintergründen einer Hexenjagd aus dem Jahr 2010, bei der die ugandische Wochenzeitung Rolling Stone (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen amerikanischen Musikmagazin) die Namen und Adressen von Schwulen mit einer „Hängt sie!“-Schlagzeile veröffentlichte. Die jüngste Produktion des Stücks am Seymour Centre Sydney war ein Triumph.