Anton Krasovsky ist Journalist, Gründer der russischen AIDS Center Foundation und offen schwul. Jetzt will er als Bürgermeister von Moskau kandidieren. Um mit Korruption und Homophobie aufzuräumen. Nächste Woche entscheidet sich, ob die Regierung ihn lässt
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Anton Krasovky
Anton Krasovskys Wahlkampfmotto ist Transparenz: Er versteckt weder seinen Körper, noch seine sexuelle Orientierung. Er könnte der erste offen schwule Bürgermeisterkandidat von Moskau werden
„Ich bin schwul, aber ich bin genauso ein menschliches Wesen wie Putin und Medwedew.“ Das waren die Worte, mit denen sich Anton Krasovsky im Jahr 2013, während in Russland gerade die Anti-Homopropaganda-Gesetze eingeführt wurden, im Sender Kontr TV öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte. Seitdem hat sich das Schaffen des TV-Moderators und Journalisten immer mehr politisiert. Dabei widersetzt er sich einerseits der homophoben Politik in seiner Heimat, legt aber gleichzeitig großen Wert darauf, dass seine Landsleute nicht kollektiv als homophobe Trottel vorverurteilt werden. So sprach sich Krasovsky während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi deutlich gegen einen Boykott seiner Heimat aus und äußerte kürzlich im Daily Beast-Interview: „Es ist ein Mythos, dass Russland ein naturgegeben homophobes Land ist. (...) Mir selbst hat meine Homosexualität nicht geholfen, aber sie hat meiner Karriere auch nicht im Weg gestanden.“ Genauso verhalte es sich mit seiner HIV-Infektion, die er im vergangenen Dezember öffentlich machte.
Trotzdem räumt Krasovsky ein, dass in seiner geliebten Heimatstadt Moskau politisch gesehen „alles nervt“. Deshalb will er bei den Bürgermeisterwahlen im September als Kandidat ins Rennen gehen. Derzeit sammelt er in ganz Moskau Unterschriften von Bürgern und Abgeordneten, die seine Kandidatur befürworten. Nächste Woche wird sich entscheiden, ob er genug Unterstützer auf seine Seite bekommt. Dann müsste nur noch die Regierung der Kandidatur ihren Segen geben. Doch auch wenn das nicht klappen sollte, will Krasovsky seine politische Arbeit weiterverfolgen So äußert er in Daily Beast: „Selbst wenn die Regierung meine Kandidatur ablehnt, wird das meiner politischen Karriere mehr helfen als schaden.“ Krasovsky war 2016 auch Mitgründer der russischen AIDS Center Foundation, die sich für Aufklärung und Versorgung im Bereich HIV einsetzt.
Krasovsky
30 Wahlkampf-Boxen haben Krasovsky und seine Mitstreiter in Moskau installiert. Hier können die Bürger seine Kandidatur bis Montag mit ihrer Unterschrift unterstützen.
Krasovsky DB
Das Daily Beast-Porträt zeichnet ein differenziertes Bild des Menschen und Politikers Anton Krasovsky.
Tatchell / Krasovsky
Mitte Juni traf Krasovsky den britischen LGBTIQ*-Aktivisten Peter Tatchell, der wegen seiner Proteste zum Beginn der Fußball-WM festgenommen wurde (blu berichtete)