Die US-Marine plant die Umbenennung der USNS Harvey Milk, eines Flottennachschubschiffs, das nach dem getöteten Schwulenrechtler und Navy-Veteranen Harvey Milk benannt ist. Weitere Marineschiffe, die nach Bürgerrechtler*innen benannt sind oder „woke“ Namenspatronen haben, sollen ebenfalls umbenannt werden.
Das US-Verteidigungsministerium plant, das nach dem offen schwulen Bürgerrechtler Harvey Milk benannte Versorgungsschiff USNS Harvey Milk umzubenennen. Dies berichten mehrere US-Medien übereinstimmend unter Berufung auf Pentagon-Quellen. Der entsprechende Befehl kam demnach direkt von Verteidigungsminister Pete Hegseth.
In den Dokumenten wird nicht gesagt, wie der neue Name des Schiffes lauten würde, fest steht jedoch, dass die offizielle Bekanntgabe der Entscheidung für den 13. Juni geplant ist – also mitten im Pride Month.
Rückkehr zur „Warrior Culture“: Strategiewechsel im Militär
Harvey Milk war in den 1950er-Jahren als Leutnant in der US-Marine tätig, musste den Dienst jedoch unehrenhaft verlassen, um einem Verfahren wegen seiner Homosexualität zu entgehen. 1977 schrieb er Geschichte, als er als erster offen schwuler Mann in Kalifornien in ein öffentliches Amt gewählt wurde. Ein Jahr später wurde er zusammen mit Bürgermeister George Moscone ermordet.
2021 erhielt die USNS Harvey Milk ihren Namen zur Ehrung des ehemaligen Marinetauchers. „Führungspersönlichkeiten wie Harvey Milk haben uns gelehrt“, dass Diversität „zur Stärke und Entschlossenheit unserer Nation beiträgt“, erklärte der damalige Marineminister Carlos Del Toro während der Einweihung am 6. November 2021 (männer* berichtete).
Das gilt unter Trump nicht mehr. Als Begründung für die Maßnahme wird eine verstärkte Rückbesinnung auf die sogenannte „Warrior Culture“ genannt. Das geht aus einem internen Schreiben des Verteidigungsministeriums hervor, das dem Nachrichtenportal Military.com vorliegt. Ziel sei sicherzustellen, dass militärische Einrichtungen und Schiffsnamen die aktuellen Prioritäten des Präsidenten widerspiegeln, so ein Pentagon-Sprecher. Dazu gehöre auch die Neubewertung von Namensgeber*innen, die im Zusammenhang mit einer als „woke“ eingestuften Militärkultur stehen.
Weitere Schiffe unter Prüfung
Die Umbenennungen seien Teil einer Neuausrichtung auf „Exzellenz und Kampfkraft“, erklärte das Verteidigungsministerium. Verteidigungsminister Hegseth betonte: „Auswahlentscheidungen dürfen nicht auf Herkunft, Geschlecht oder Ethnie basieren. Alles andere gefährdet unsere Einsatzbereitschaft.“
Neben der USNS Harvey Milk prüft das Pentagon auch die Umbenennung weiterer Schiffe der sogenannten John-Lewis-Klasse. Dazu gehören unter anderem die USNS Thurgood Marshall, USNS Ruth Bader Ginsburg, USNS Harriet Tubman, USNS Dolores Huerta und USNS Cesar Chavez. Diese Schiffe wurden unter demokratischen Präsidenten bewusst nach Persönlichkeiten benannt, die sich für Gleichstellung, Bürgerrechte und soziale Gerechtigkeit eingesetzt haben.
„Ein Akt der Auslöschung“
Die Entscheidung sorgt in politischen und gesellschaftlichen Kreisen für heftige Kritik. Nancy Pelosi, langjährige Abgeordnete für San Francisco und frühere Sprecherin des Repräsentantenhauses, bezeichnete die geplante Umbenennung „beschämend“.
„Die berichtete Entscheidung der Trump-Regierung, die Namen der USNS Harvey Milk und anderer Schiffe der John-Lewis-Klasse zu ändern, ist eine beschämende, rachsüchtige Auslöschung derjenigen, die dafür gekämpft haben, Barrieren für alle niederzureißen, um den amerikanischen Traum zu verfolgen“,
sagte Nancy Pelosi gegenüber CBS News in einer Erklärung.
Auch Stuart Milk, Neffe von Harvey Milk und Vorsitzender der Harvey Milk Foundation, äußerte sich enttäuscht. Er erinnerte an seinen Besuch auf dem Schiff:
„Die Männer und Frauen an Bord der USNS Harvey Milk – ob schwul, hetero, schwarz, weiß oder hispanisch – zeigten mir ihren Stolz auf das Schiff und seinen Namensgeber. Sein Vermächtnis lässt sich durch eine Umbenennung nicht auslöschen.“