Bevor wir in die Causa des Tagesschau-Sprechers Jens Riewa und dessen Umgang mit Gerüchten über seine sexuelle Orientierung einsteigen, wollen wir kurz innehalten: Wir schreiben das Jahr 2017 und gerade wurde die Ehe für Homosexuelle geöffnet.
Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Jens
Zimmer frei - der Abschied: Jens Riewa, bekennender Heterosexueller und Guido Maria Kretschmer, offen Schwuler, machen auf dem roten Teppich ein Selfie mit Hilfe eines Selfiesticks. Foto: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, Link
Warum das interessant ist? Weil Jens Riewa vor 19 Jahren (!) gegen die Zeitschrift „Adam" und das Buch „Out" vorging. Weil dort behauptet wurde, er sei schwul. Das war so weit sein gutes Recht, denn Gerüchte sollten als solche behandelt werden und nicht als Tatsachen – außerdem hatte er damals auch noch ein gewisses Recht auf Respekt vor seinem Privatleben. Er erstritt in einem Vergleich eine Summe von 20.000 DM. Aufsehen in der Szene machte die Sache deswegen, weil die Verteidigungsstrategie Riewas in den Medien den faden Beigeschmack trug, Homosexualität sei etwas Ehrabschneidendes.
Geschichte wiederholt sich
Nun könnte man meinen, das Thema sei durch und ja auch einer ganz anderen Zeit zuzuordnen. So dachte vielleicht auch Jan Böhmermann im „Neo Magazin Royale“ als er „Wer bin ich?" mit Tagesthemen-Anchorman Ingo Zamperoni spielte und mit Riewa-Foto auf der Stirn „Weiß man nicht so ganz so genau, ob ich Hetero oder Homo bin“ fragte. Unter großem Gelächter, weil die seltsame Anekdote wohl doch im kollektiven Gedächtnis der Gesellschaft hängen geblieben ist.
Die besagte Stelle im Video ab ungefähr 3:13
Das Onlineportal queer.de nahm die Sendung zum Anlass, in einem Artikel noch einmal an die Hintergründe der Lacher zu erinnern und überschrieb den Artikel mit „Outen Böhmermann und Zamperoni Jens Riewa?".
Man mag es sich kaum vorstellen, aber Jens Riewa bemühte 19 Jahre nach „Adam" und „Out", 16 Jahre nach Wowereits „Ich bin schwul, und das ist auch gut so" und dem Inkrafttreten des Lebenspartnerschaftsgesetztes, in dem Jahr, in dem die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet wird, wieder die Gerichte.
Der Mann, der zur Unterfütterung seiner Heterosexualität 2002 in Boulevardmedien von seinem Sex mit Schlagersängerin Michelle berichtete und dafür auch noch von dieser der Lüge bezichtigt wurde, greift Medien an, weil diese „haltlose Gerüchte" über sein Privatleben wiedergeben würden. Er erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen queer.de, die den Artikel an mehreren Stellen kürzen mussten. Vorerst.
Gegenüber dem Portal Übermedien kündigte queer.de-Geschäftsführer Micha Schulze an, den Rechtsweg bestreiten zu wollen. Auf Facebook wurde er noch deutlicher.