Auf Initiative der queeren Diversity-Stiftung PROUT AT WORK machen bisher dreizehn deutsche Unternehmen in einem Positionspapier darauf aufmerksam, dass die gültige Regelung bei Blutspenden den Ansprüchen an ein inklusives, diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld nicht gerecht wird.
Mit Diversity-Grundsätzen unvereinbar
Viele Unternehmen stellen Hilfsorganisationen und Wohlfahrtsverbänden wie dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) regelmäßig Räumlichkeiten zur Durchführung von Blutspendeaktionen zur Verfügung und laden ihre Mitarbeiter*innen zur Blutspende ein. In der Vergangenheit habe das dazu geführt, dass ein Teil der Belegschaft in unverhältnismäßiger, diskriminierender Weise ausgeschlossen wurde.
Wir als Vertreter_innen der deutschen Wirtschaft wollen ein facettenreiches und offenes Arbeitsumfeld anbieten, in dem jede_r Einzelne seine Potenziale frei entfalten kann und Wertschätzung erfährt – unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer, kultureller oder sozialer Herkunft, Religion & Weltanschauung, physischer oder psychischer Möglichkeiten, Alter, sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität.
Die Unternehmen argumentieren damit, Blutspendeaktionen in ihren Räumlichkeiten durchführen zu wollen, die der Vielfalt in den Unternehmen gerecht werden. Ihre Aufforderung zur Modernisierung der Blutspende-Richtlinien kommt somit der Forderung nach einer inklusiven, diskriminierungsfreien Gesellschaft gleich.
Positive Erfahrungen anderer Länder mit individuelle Risikobewertung
Foto: strichpunkt-design.de
Metro
Die METRO AG ist eines der unterzeichnenden Unternehmen. Vor zwei Jahren sprachen wir mit Personalvorstand Heiko Hutmacher sowie Maebh O'Flaherty und Nikita Baranov vom queeren Mitarbeiternetzwerk MPride über den Stellenwert von Diversity und erfuhren, dass das auch für Niederlassungen in Verfolgerländern gilt – HIER mehr erfahren.
Konkret macht das gestern veröffentlichte ‚Positionspapier Blutspende‘ auf die Diskriminierung schwuler, bisexueller und trans*-Männer durch die Rückstellung bei der Blutspende aufmerksam und fordert eine zügige Änderung der „Richtlinie Hämotherapie“. Sie unterteilt Personengruppen unter anderem auch nach der sexuellen Orientierung und leitet aus ihr ein erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare Infektionskrankheiten ab. Laut Richtlinie sind Männer, die Sexualverkehr mit Männern haben (MSM), also schwule und bisexuelle Männer, sowie transsexuelle Personen, die Sexualverkehr mit Männern haben und rechtlich (noch) als Mann eingestuft werden, Risikobelastet und unterliegen daher strengen Einschränkungen bei der Blutspende.
Menschen werden somit allein aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität vom Blutspenden ausgeschlossen. Das sei generell nicht hinnehmbar, angesichts der momentanen Umständen aber überhaupt nicht mehr zu rechtfertigen, so das Positionspapier. Zudem haben Regelungen anderer Länder mit ebenfalls hohen Gesundheitsstandards gezeigt, dass das höchste Gebot der Sicherheit auch ohne die pauschale 12-monatige Rückstellung von MSM erreicht werden kann (wir berichteten).
Zu den Unternehmen, die das Positionspapier unterzeichnet haben, gehören: Arvato Bertelsmann, Continental, die Deutsche Bahn, Ikea, Metro, Microsoft, die Unternehmensberatung Oliver Wyman, OTTO Group, SAP, Thyssenkrupp, die UFA, die UHLALA Gruppe und die Wirtschaftskanzlei White & Case.