Was in der Filmwelt Rosa von Praunheim ist, ist in der Theaterwelt Corny Littmann. Wohl kein anderer als er ist zeitlebens zugleich so sehr schwuler Politaktivist und Theaterschaffender.
Foto: Stefan Malzkorn
Corny Littmann
Angefangen mit der Theatergruppe „Brühwarm“ Mitte der 1970er-Jahre stand und steht Littmann bis heute sowohl selbst als auch als Regisseur und Autor auf beziehungsweise hinter der Bühne. Immer wieder im Fokus: queere Themen und Künstler. So tourte seine „Familie Schmidt“ bis zur Gründung des Schmidt Theaters 1988 unter dem Slogan „deutsch, aufrecht, homosexuell“ durch die Lande und legte den Grundstein für die Karrieren von Lilo Wanders oder auch Georgette Dee.
Littmann selbst engagierte sich schon 1979 bei der „Grün-Alternativen Liste“ (die Grünen in Hamburg) und machte die Verfolgung Homosexueller durch die Zerschlagung von Einwegspiegeln in Hamburger Klappen, hinter denen Polizisten das Treiben auf den Toiletten beobachteten und protokollierten („Rosa Listen“), im Bundestagswahlkampf 1980 einer breiten Öffentlichkeit bekannt. 1990 bis 1993 nutzte er dann zusammen mit Lilo Wanders und Marlene Jaschke die Ausstrahlung der „Schmidt Mitternachtsshow“ in den dritten Programmen auch dafür, Themen wie Homosexualität oder Aids in die Wohnzimmer zu tragen – zum Leidwesen des Bayerischen Rundfunks, der gerne mal abschaltete. Aber auch dem produzierenden NDR wurde die Show Mitte der 1990er zu schwul, als eine Spezialsendung aus dem Freizeitbad Ostsee-Therme ausgestrahlt wurde. Ein bundesweiter Medienskandal nur wegen eines schwulen Kusses führte letztlich zum Ende der Mitternachtsshow im Fernsehen.
Foto: Stefan Malzkorn
Corny Littmann
Müssen wir noch erwähnen, dass Corny Littmann außerdem der erste offen schwul lebende Fußballpräsident der Bundesliga wurde? Von 2003 bis 2007 schaffte er es als Präsident des 1. FC St. Pauli, auch in dieser gesellschaftlichen Heterobastion einiges queer durcheinanderzuwirbeln.
Dank, Respekt und einen herzlichen Glückwunsch, Corny Littmann!
*Christian Knuth