Mehr als zwei Jahrzehnte nach dem gewaltsamen Tod eines 29-jährigen Mannes in Bad Driburg haben Ermittler nun einen Tatverdächtigen festgenommen. Der heute 57-Jährige wurde durch eine DNA-Reihenuntersuchung identifiziert. Während Zeugen damals Hinweise auf eine mögliche homophobe Einstellung des Verdächtigen gaben, gehen die Staatsanwaltschaft Paderborn und die Polizei Bielefeld aktuell von Habgier und niederen Beweggründen als Tatmotiv aus.

Grafik: Imagin 3 / Gemeni
KI stellt sich die Untersuchungen vor ...
Der Fall und die Ermittlungen
Im November 2003 wurde ein 29 Jahre alter Kellner erdrosselt in seiner Wohnung in Bad Driburg aufgefunden. Seine Kellnergeldbörse mit etwa 150 Euro Bargeld fehlte. Der nun festgenommene 57-Jährige lebte zur Tatzeit in der Nachbarschaft des Opfers.
Nachdem der Fall lange als ungelöst galt (Cold Case), nahm eine spezielle Ermittlungsgruppe die Arbeit wieder auf. Bereits in den Jahren 2003 und 2004 durchgeführte DNA-Reihenuntersuchungen waren erfolglos geblieben. Durch den Einsatz neuester wissenschaftlicher Methoden konnten nun jedoch alte Spuren vom Tatort und der Leiche forensisch neu bewertet und deutlich aussagekräftigeres DNA-Material gesichert werden.
Im Rahmen einer erneuten Reihenanalyse wurde bei über 120 Personen, die Kontakt zum Opfer hatten, Speichelproben entnommen. Der Durchbruch gelang schnell: Bereits unter den ersten zehn Proben fand sich ein DNA-Profil, das mit den an der Leiche gesicherten Spuren übereinstimmte und dem heute 57-jährigen Mann zugeordnet werden konnte.
Das Motiv: Habgier im Vordergrund, nicht Homophobie

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Ein zentraler Punkt in der aktuellen Bewertung des Falls durch die Ermittlungsbehörden ist das Motiv. Laut der gemeinsamen Mitteilung von Staatsanwaltschaft Paderborn und Polizei Bielefeld soll der Tatverdächtige aus Habgier und niederen Beweggründen gehandelt haben. Diese Einschätzung wird durch den Umstand gestützt, dass dem Opfer Bargeld entwendet wurde.
Interessanterweise gaben Zeugen den damaligen Angaben zufolge an, dass der Verdächtige ein Problem mit der Homosexualität des Opfers gehabt habe. Obwohl diese Hinweise auf eine homophobe Einstellung des Verdächtigen deuten könnten, nennen die Ermittlungsbehörden in ihrer offiziellen Mitteilung explizit Habgier und niedere Beweggründe als Tatantrieb. Das Motiv der Homophobie wird seitens der Ermittler demnach aktuell nicht als primärer Auslöser der Tat gesehen.
Festnahme und Untersuchungshaft
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Paderborn erließ das Amtsgericht einen Untersuchungshaftbefehl gegen den 57-Jährigen. Der Mann wurde am Donnerstag an seinem Arbeitsplatz im Bergischen Land festgenommen. Ein Ermittlungsrichter ordnete die Untersuchungshaft an. *ck/AFP/Redaktion