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Gewalt
Die Gewalt gegen queere Menschen in der Hauptstadt nimmt zu. Der dritte Monitoring-Bericht der Landesstelle für Gleichbehandlung und gegen Diskriminierung (LADS) zeigt einen Anstieg der Gewaltdelikte um fast 30 % innerhalb eines Jahres. Im Jahr 2023 wurden offiziell 588 Straftaten gemeldet. Die Dunkelziffer liegt laut der EU-Grundrechteagentur jedoch bei etwa 90 %, was auf eine tatsächliche Zahl von über 5.000 Fällen pro Jahr schließen lässt.
Besonders alarmierend ist die Zunahme von Angriffen auf queere Einrichtungen, Clubs, Veranstaltungen und Pride-Events. Die Berliner Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) appellierte an die Gesellschaft, entschieden gegen queerfeindliche Gewalt vorzugehen: „Der Staat und die Zivilbevölkerung müssen jetzt entschlossen handeln.“
Die meisten Straftaten betreffen Beleidigungen (45 %) und gefährliche Körperverletzungen (21 %). Die Vorfälle konzentrieren sich vor allem in den Bezirken Mitte, Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg sowie Charlottenburg-Wilmersdorf. Über 92 % der mutmaßlichen Täter sind männlich, meist junge bis mittelalte Männer mit Vorstrafen.
Experten sehen die Gründe für den Anstieg in der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung, dem Erstarken extremistischer Gruppen und einer unzureichenden Schulung der Polizei. Viele Betroffene berichten von mangelnder Unterstützung durch Sicherheitsbehörden, was das Vertrauen in die Polizei erschüttert. Zudem fehlen umfassende Präventionsprogramme in Schulen und öffentlichen Einrichtungen, um Vorurteile abzubauen und das Bewusstsein für die Rechte von LGBTQI*-Personen zu stärken.
Die Berliner Regierung hat darauf mit einem Maßnahmenpaket reagiert. Es umfasst eine erhöhte Polizeipräsenz an bekannten LGBTQI*-Treffpunkten, spezielle Schulungen für Beamte sowie die Einrichtung neuer Unterstützungszentren für Opfer von Hassverbrechen. NGOs wie „Liebe ist Liebe“ und die Amadeu Antonio Stiftung intensivieren ihre Präventions- und Unterstützungsangebote. Sie bieten Selbstverteidigungskurse, rechtliche Workshops und psychosoziale Hilfe an. Betroffene und Experten fordern vor allem eine konsequentere Strafverfolgung der Täter. *Quellen: Landesstelle für Gleichbehandlung und gegen Diskriminierung (LADS) – Monitoring-Bericht 2024, Anti-Gewalt-Projekt Maneo, Berliner Polizei, Stellungnahme von Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD), Amadeu Antonio Stiftung, Liebe ist Liebe, Statistisches Bundesamt, EU-Grundrechteagentur