Unter der Leitung von Jan Schürmann-Vengels, Juniorprofessor für spezifische Tätigkeitsfelder der Klinischen Psychologie, startete die Universität Witten/Herdecke bereits 2022 eine umfassende Studie. Ziel war es, das Wohlbefinden und die psychische Belastung von etwa 1.700 queeren Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu untersuchen. Die Angaben dieser Personen wurden dabei mit einer repräsentativen Stichprobe aus der Allgemeinbevölkerung verglichen.
Die Ergebnisse der Studie sind von großer Bedeutung: Es zeigte sich, dass das Wohlbefinden von queeren Menschen nur leicht niedriger, die psychische Belastung allerdings deutlich höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. LGBTIQ*-Menschen sind demnach im deutschsprachigen Raum häufiger von Depressionen, Ängsten und alltäglichem Stress betroffen. Die Daten weisen zudem interessante Unterschiede zwischen verschiedenen LGBTIQ*-Communities auf: Während lesbische und schwule Personen ähnlich zufrieden wie die Allgemeinbevölkerung sind, zeigen trans*- und nicht-binäre Personen deutlich höhere psychische Belastungswerte, die bis zu 2,5-fach über denen der Allgemeinbevölkerung liegen.
Die Studie wirft auch einen Blick auf die historischen Hintergründe: Noch bis 1994 war in Deutschland der Paragraph 175 in Kraft, der sexuelle Handlungen zwischen Männern kriminalisierte. International wurde Homosexualität lange Zeit als psychische Störung betrachtet, und erst 2020 wurden Konversionstherapien bei Minderjährigen in Deutschland verboten. Trotz dieser Fortschritte stehen queere Menschen nach wie vor vor Herausforderungen wie Diskriminierung, Angst vor Ablehnung und strukturellen Barrieren.
Die ersten Erkenntnisse dieser wegweisenden Studie sollen in den kommenden Wochen in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden. Damit trägt die Universität Witten/Herdecke maßgeblich zur Erweiterung des Wissens über die psychische Gesundheit von queeren Menschen in Deutschland und darüber hinaus bei. *mk Quelle: idw Nachrichten