Trevor Wilkinson ist 17 Jahre alt, Oberstufenschüler an der Clyde High School in Texas – und schwul. Die Kombi ist nicht bloß potenziell problematisch: Weil er Nagellack trug, wurde er vom Unterricht ausgeschlossen. Aber Trevor ließ das nicht auf sich sitzen – er wehrt sich gegen Homophobie und Sexismus.
Trevor Wilkinson kehrte mit lackierten Fingernägeln aus der Thanksgiving-Pause zurück. Kurzerhand wurde er von der Schulverwaltung beschuldigt, gegen die Kleiderordnung verstoßen zu haben. Diese verbietet Fingernagelfarben für männliche – und zwar nur männliche – Schüler. Für Trevor himmelschreiende, sexistische Ungerechtigkeit. Er weigerte sich, den Nagellack zu entfernen.
Trevor argumentierte damit, dass es Doppelmoral sei, wenn Mädchen bunte Fingernägel haben dürften, Jungs aber nicht. Dabei geht es dem Jungen weniger um den Nagellack, als vielmehr um homophobe Ungerechtigkeit und konservative Heuchelei.
Die Fronten verhärteten sich: Trevor gab nicht nach, die Schule aber auch nicht. Schließlich hieß es, er dürfe so lange nicht am regulären Unterricht teilnehmen, solange die Farbe auf seinen Nägeln sei. In die Schule gehen und lernen darf er zwar trotzdem – aber isoliert von den anderen Schülern.
Trevor ließ sich nicht unterkriegen. Er fand einen Weg, gegen die homophobe und sexistische Kleiderordnung zu kämpfen.
Großer Zuspruch für seine Idee
„Ich bin ein schwuler Mann, und ich bin mehr als stolz darauf.“
Der mutige 17-Jährige startete kurzerhand im Internet eine Petition, in der er eine Änderung der Kleiderordnung fordert. Nur ein trotziger Teenager, der den Frust über seine Schulprobleme im Internet rauslässt? Wohl kaum. Inzwischen wurde die Petition bereits von knapp 120.000 Leuten unterschrieben, die Zahlen steigen rasant.
Trevor schreibt:
„Das ist eine völlige Doppelmoral, weil es Mädchen erlaubt ist, ihre Nägel lackieren zu lassen und künstliche Fingernägel zu haben. Und nicht nur das, sondern die Freiheit, sich selbst und seine Meinung auszudrücken, ist ausreichend Beweis dafür, dass die Kleiderordnung und die Richtlinien so nicht in Ordnung sind.“
Die Zeit für eine Veränderung sei gekommen, betont der Jugendliche. Und damit scheint er Recht zu haben: Am 1. Dezember postete Trevor seine Petition auf seinem Twitter-Kanal, dann ging alles ganz schnell. Die Petition ging viral, Medien meldeten sich bei ihm, darunter die auflagenstärkste Zeitung USA Today sowie die Nachrichtensendung Good Morning America, die einen Beitrag über Trevor und seine Mission zeigte.
Auch in sozialen Medien ist die Unterstützung groß. Promis stellten sich an Trevors Seite. Der Schauspieler Chad Lindberg (The Fast and the Furious) versicherte Trevor seiner Unterstützung und schrieb, dass auch er die meiste Zeit seines Lebens lackierte Fingernägel habe – und der Regisseur der Filme dieses Detail sogar für Lindbergs Charakter Jesse verwandte.
Schule hält sich bedeckt
Man kann sich nur vorstellen, dass soviel mediale Aufmerksamkeit der Schulverwaltung nicht gerade genehm ist. Der Schulbezirk Clyde wollte sich zu dem Vorfall mit Wilkinson auf Anfrage von Medien nicht explizit äußern.
In einer Erklärung am Freitag betonte die Schulverwaltung jedoch, dass sie jährlich eine sorgfältige und durchdachte Überprüfung der Kleiderordnung durchführe. Eltern und Schüler erhielten zu Beginn jedes neuen Schuljahres ein Exemplar der Kleiderordnung.
„Fragen oder Bedenken bezüglich der Kleiderordnung werden individuell geprüft, und der Distrikt kann keine Informationen über einen bestimmten Schüler weitergeben.“
Auf Instagram dankte Trevor allen für die Unterstützung – besonders denen, die die Verwaltung seiner Schule mit Mails und Anrufen bombardiert hatten. Er forderte alle auf: Lackiert euch die Nägel und setzt ein Zeichen – in Texas und überall auf der Welt.
„Ich danke Euch, dass Ihr an meiner Seite steht, um Veränderungen herbeizuführen, damit Schülerinnen und Schüler wie ich uns in der Schule authentisch ausdrücken und sich auf unsere Studien konzentrieren können. Und auch, um die Geschlechternormen zu beenden, die die Gesellschaft uns aufgedrückt hat.“
Homophobe und sexistische Schul- und Kleiderordnungen sind überholt. Ohne mutige Pioniere kann es keine gesellschaftlichen Änderungen geben. Erst im Oktober haben Jungs in Kanada Mut und Bein gezeigt und aus Protest gegen die vorsintflutliche Kleiderordnung Röcke angezogen (wir berichteten).