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Die Wahrscheinlichkeit zu Zigaretten zu greifen, liegt bei Queers laut einer aktuellen britischen Studie um ganze 46 Prozent höher, als bei Heterosexuellen. Die vermuteten Ursachen lassen sich auch auf die Bundesrepublik übertragen: männer* Hintergrund
In den USA haben über 100 Organisationen in einem offenen Brief queere Menschen vor einem leichtfertigen Umgang mit COVID-19 gewarnt. In Deutschland klärt die Aidshilfe über Risiken beim Sex auf. Fakten statt Panik!
Risikofaktoren
- erhöhter Zigarettenkonsum in der Community
- höhere Anzahl von Menschen mit vorbelasteten Immunsystem
- seltenere Arztbesuche aufgrund von Diskriminierungsangst
Rauchen gefährdet die Gesundheit
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Zigarre
Besonders der erhöhte Zigarettenkonsum in der Community (männer* Hintergrund) ist besorgniserregend, da sich die durch das Virus SARS-CoV-2 hervorgerufene Lungenerkrankung COVID-19 bei Rauchern als besonders gefährlich erwiesen hat.
Außerdem seien laut offenem Brief die Zahlen von Krebserkrankungen und HIV-Infektionen in der Community höher, was dazu führe, dass prozentual mehr Menschen Probleme mit ihrem Immunsystem haben – ein Umstand, der sie anfälliger für das Virus mache.
HIV: Noch immer nicht beim Test gewesen?
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HIV Test iwwit
Die Empfehlung von IWWIT gilt auch in Zeiten von Corona: Einmal jährlich zum Check-up auf HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten – mehr Infos HIER
Dr. Sarah Henn, Chefärztin der Whitman-Walker Health (eine Unterzeichnerin des Briefes), erklärte der Zeitung Washington Blade, HIV-Positive seien höchstens einem sehr geringfügig erhöhten Risiko ausgesetzt als andere Menschen – solange eine medikamentöse Behandlung erfolgt und die Virenzahl im nicht mehr nachweisbaren Bereich liege. Anders ist das bei Menschen mit nicht entdecktem oder nicht behandeltem positivem HIV-Status oder einer Aids-Erkrankung.
Minoritätenstress: Diskriminierung schadet der Gesundheit
Foto: Brook Lorin/CC0 Public Domain
Der letzte Risikofaktor, der im Brief genannt wird, ist gesellschaftlicher Natur: Durch Diskriminierungserfahrungen und Angst, sich vor medizinischem Fachpersonal outen zu müssen, falle queeren Menschen der Weg zum Arzt schwerer. Besonders ältere Mitglieder der Community würden dem Gesundheitssystem, aber auch Hilfsangeboten wie Essenslieferungen und Seniorenzentren aus Angst vor Diskriminierung kritisch gegenüberstehen und dadurch stärker vereinsamen. Dies sei angesichts der Sterblichkeitsrate von älteren Menschen durch das Virus ein besonders großes Problem für die Queercommunity. Die Autoren schließen:
„Als LGBTQ+-Gemeinschafts- und Gesundheitsführung bieten die unterzeichnenden Organisationen an, Seite an Seite mit der Führung im Gesundheitswesen zu stehen, um sicherzustellen, dass wir aus der Geschichte lernen und nicht zulassen, dass eine Bevölkerungsgruppe unverhältnismäßig stark von einem Virus betroffen oder weiter stigmatisiert wird.“
Der Brief macht deutlich: Es ist wichtig, dass queere Menschen um das Risiko wissen, dem sie ausgesetzt sind.
Corona und Sex
Die männer* Redaktion wird weiterhin sachlich und ohne Clickbaiting-Effekthascherei über neuesten Erkenntnisse in Sachen Corona berichten. So auch über die Stellungnahme der Deutschen Aidshilfe, die gestern in Form eines Interviews mit dem medizinischen Referenten Armin Schafberger veröffentlicht wurde.
Besonders Teile der sich erst langsam vom Aids-Trauma befreienden schwule Sexszene fühlen sich durch Maßnahmen zum Schutz vor der schnellen Ausbreitung der aktuellen Pandemie eventuell eingeschränkt. Das wäre erschreckend egoistisch, würde aber zu den seit Jahren scharf geführten Debatten über toxische Männlichkeit und egoistische Konsumgesellschaft passen. In aller Deutlichkeit:
Ja, das Coronavirus kann durch Sex übertragen werden. Nein, niemand verbietet Sex.
- Alle Sexpraktiken erhöhen das Infektionsrisiko, da Viren nicht nur im Speichel und Atem, sondern auch im Stuhl nachgewiesen worden sind.
- Kontakte reduzieren: „Ein einzelnes Sex-Date ist weniger „brenzlig“ als der Besuch einer Sauna, eines Darkrooms oder einer Sexparty. Wo mehrere Menschen auf engem Raum zusammenkommen, besteht ein Corona-Infektionsrisiko – selbst wenn man ohne Sex gehabt zu haben den Darkroom wieder verlässt.“
- Man sieht einem Menschen Corona nicht an: „Bei COVID-19 ist man leider auch ein bis zwei Tage vor Beginn von Symptomen schon infektiös. Und es gibt viele Personen, die keine Symptome haben, aber trotzdem infektiös sind. Man kann die Infektion den Partner_innen also nicht ansehen.“
- Auch nach einer Infektion vier Wochen Vorsicht: „Allerdings hat man festgestellt, dass das Virus noch bis zu einem Monat später im Kot zu finden ist. Ob es dann noch in infektiöser Form vorliegt, weiß man nicht. Aber man sollte als Geheilte_r noch einen Monat nach der Heilung seine Sexualpartner_innen schützen – das heißt: kein Analverkehr, keine analen Fingerspiele, kein Rimming.“
Das Interview mit Armin Schafberger ist in voller Länger HIER zu finden.
Corona Info
Aktuelle Informationen sammelt das Bundesgesundheitsministerium HIER