Dr. Gero Bauer heißt der neue Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Gründungsvorstand Jörg Litwinschuh-Barthel habe nach zehn Jahren im Amt „nicht mehr zur Verfügung“ gestanden, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Justizministerium.
Foto: Universität Tübingen
Dr. Gero Bauer
Am 30. September habe das Kuratorium der Stiftung Dr. Gero Bauer zum neuen geschäftsführenden Vorstand der Stiftung gewählt und gleichzeitig den bisherigen Vorstand, Jörg Litwinschuh-Barthel, nach zehnjähriger Amtszeit verabschiedet. Weiter schreiben die Verantwortlichen:
„Herr Litwinschuh-Barthel hat als Gründungsvorstand die Leitung der Stiftung im November 2011 übernommen. Er hat in den vergangenen zehn Jahren die Stiftung aufgebaut und gemeinsam mit einem wachsenden Team zu einer anerkannten und von der Öffentlichkeit sehr geschätzten Expertin für LSBTTIQ-Themen gemacht. Nun möchte er sich neuen Herausforderungen stellen und steht daher für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung.“
Litwinschuh-Barthel war bei all seinem diplomatischen Geschick und Auftreten in Sachfragen auch ein unnachgiebiger Aktivist für queere Rechte. Zuletzt hatte er unter anderem zusammen mit seinem Team mit dafür gesorgt, dass in der Gedenkstätte des KZ Ravensbrück endlich auch der lesbischen Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird. Dafür und auch im Zuge der kritischen Bestandsaufnahme der Corona-Pandemiemaßnahmen aus queerer Perspektive oder der Kritik am Nein zum Ende des Transsexuellengesetzes hatte es aus dem Justizministerium wohl nicht nur Beifall gegeben. Jedenfalls wurde Litwinschuh-Barthels Vertrag nicht einfach verlängert, wie es laut Stiftungssatzung durchaus möglich gewesen wäre, sondern – und wohl auf Drängen von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht –, ein Auswahlverfahren durchgeführt. Aus den aus diesem Wettbewerb erfolgreich hervorgegangenen und zur Wahl vorgeschlagenen Bewerberi*nnen habe das Kuratorium Dr. Gero Bauer bereits im ersten Wahlgang mit großer Mehrheit gewählt.
Zu mehr Diversität, wie es zum Beispiel der grüne Bundestagsabgeordnete Sven Lehman gegenüber queer.de erhoffte, führte das Verfahren also nicht. Und auch Christine Lambrecht erschien bei einer Feierstunde am 30. September nicht persönlich, sondern ließ über die stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende Ruth Schröder aus ihrem Ministerium ausrichten:
„Lieber Herr Litwinschuh-Barthel, Sie haben sich mit Ihren Fähigkeiten und Erfahrungen als großer Gewinn für die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld erwiesen. Mit großer Leidenschaft und Freude waren Sie als Kommunikator und Repräsentant der Stiftung tätig. Dafür möchte ich Ihnen im Namen des ganzen Kuratoriums sehr herzlich danken.“
Weiter schreibt das Justizministerium abschließend: „Herr Dr. Bauer hat Englisch und Geschichte studiert und ist seit 2017 Geschäftsführer des Zentrums für Gender- und Diversitätsforschung an der Universität Tübingen. Derzeit hat er einen Lehr- und Forschungsauftrag im Bereich Queer Theory und englische Literaturwissenschaft an der Universität von Maryland, USA. Er wird das Amt des Vorstands der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld in den ersten Monaten des Jahres 2022 antreten."
Bauer tritt in große Fußstapfen. Möge er sie ausfüllen. Die Bundesrepublik und ihre LGBTIQ* brauchen die starke Stimme der einzigen Bundesstiftung mit queerem Stiftungszweck.