Foto: facebook.com/andreas.wolter.96
Andreas Wolter
Andreas Wolter (vorne rechts) mit der Delegation aus Köln
Andreas Wolter (Grüne) gab auf Facebook bekannt, nach Morddrohungen gegen seine Person Anzeige erstattet zu haben. In E-Mails, die ihn erreicht hatten, war er von Unbekannten auf polnisch beleidigt und gewarnt worden: „Dafür wirst du mit deinem Leben bezahlen“.
Womit zog Kölns offen schwuler Bürgermeister den Groll der Drohenden auf sich? In Kattowitz, der polnischen Partnerstadt Kölns, fand am Samstag der CSD statt. Köln sandte zuvor zur Unterstützung eine Delegation nach Polen, die gemeinsam mit der dortigen Community für Vielfalt und Toleranz demonstrieren sollte. Ganz vorne mit dabei: Kölns Stadtoberhaupt Andreas Wolter (Grüne). Er hielt eine flammende Rede für mehr Toleranz gegenüber Minderheiten – offenbar Grund genug, um mit dem Tode bedroht zu werden.
Zuvor hatte Kölns Bürgermeister sich mit hochrangigen Vertretern der Stadt Kattowitz getroffen und bekannt gegeben, es sei ein toller Austausch über Europapolitik, Klimawandel und Minderheitenrechte in den beiden Städten gewesen.
Viel Liebe aus Kattowitz
Nach Bekanntgabe der Drohungen berichtete Wolter in einem Facebook-Post, er habe im Anschluss viele tröstende und unterstützende Nachrichten erhalten. Darunter waren Botschaften aus dem Rathaus, aber auch von Bürgern der Stadt Kattowitz, die sich entschieden von den Drohungen distanzierten. Das Motto des CSD in Kattowitz lautete passenderweise: Weniger Hass, mehr Liebe! „Das ist unser gemeinsamer Auftrag! Wir lassen uns nicht unterkriegen!“, so Wolter abschließend.
CSDs in Polen stehen derzeit unter keinem guten Stern: Erst im Juli waren Demonstrierende in der polnischen Stadt Białystok von Gegnern angegriffen und mit Steinen und Flaschen beworfen worden (blu berichtete).
Am Samstag, 14.9., findet in Stettin der CSD statt: Die Veranstalter baten im Vorfeld um Unterstützung von queeren Communitymitgliedern aus Deutschland (blu berichtete), um Aufmerksamkeit auf die durch die rechtspopulistische Regierungspartei und die katholische Kirche bedrohte Parade zu richten.