Die CDU will laut Informationen des Tagesspiegel das Selbstbestimmungsgesetz wieder abschaffen. Statt das Wohl von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt zu stellen, zementiert sie alte Machtverhältnisse, die schon lange als menschenfeindlich, wissenschaftsfern und gesundheitsgefährdend entlarvt sind und im Übrigen auch mutmaßlich verfassungswidrig sind.
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CDU Familie
Jede Familie ist anders. Hauptsache sie besteht aus Vater, Mutter und Kind. Da darf Mutti auch mal das Fax bedienen, während Papa die Pfannkuchen wendet. Wahlplakat der CDU aus dem Jahr 2013.
Das Selbstbestimmungsgesetz ist nicht aus einer Laune heraus entstanden – es ist das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrungen, Studien und Forderungen von Fachverbänden, Ärzt*innen, Psycholog*innen und vor allem Betroffenen selbst. Allein die Tatsache, dass das alte Transsexuellengesetz über 40 Jahre lang nicht nur längst überholte medizinische Annahmen, sondern auch demütigende Hürden reproduzierte, zeigt, wie dringend eine Reform war. Das neue Gesetz nimmt trans, inter und nicht-binäre Menschen endlich ernst: Es schafft ein Verfahren, das sie nicht mehr zwingt, sich vor Gericht und teuren Gutachter*innen nackt zu machen – seelisch wie oft auch faktisch.
Faktenumkehrung durch Merz und Co
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GERMANY-POLITICS
Friedrich Merz
Die CDU aber dreht die Argumentation um. Mit dem Verweis auf den „Kinder- und Jugendschutz“ unterstellt sie jugendlichen Transpersonen leichte Beeinflussbarkeit und macht „Persönlichkeitszweifel“ verantwortlich. Dabei zeigt die Forschung deutlich: Wenn jungen Menschen, die sich nicht im von Geburt zugewiesenen Geschlecht beheimatet fühlen, der Zugang zu affirmativen Maßnahmen erschwert oder verwehrt wird, steigen die Raten von psychischen Erkrankungen, Depressionen und Suizidgedanken. Genau das bedroht ihr Wohlbefinden – eben jene Kindeswohlsicherung, auf die sich die CDU doch so scheinheilig beruft.
Es ist gerade die Unfreiheit, die das alte System auferlegt hat – die Fesseln aus Gerichtsverfahren, kostspieligen Gutachten und Stigmatisierungen –, die zu erhöhten Suizidraten unter trans Jugendlichen geführt hat. Wer diesen Status quo wiederherstellen möchte, ignoriert wissenschaftliche Erkenntnisse, ärztlichen Rat und den dringenden Appell von Menschenrechtsorganisationen. Das ist Wissenschaftsfeindlichkeit in Reinform. Statt vertrauenswürdige Expertise zu suchen, wird auf ideologische Pflöcke gesetzt, die auf Ängsten und Missverständnissen basieren und diese zu Lasten einer Minderheit fördern. *Christian Knuth