Foto: Henry Nicholls / AFP
Nancy Faser
„Die Zunahme an queerfeindlichen Straftaten in den vergangenen Jahren ist erschreckend. Queerfeindliche Gewalt muss als solche klar benannt und gezielt verfolgt werden. {…} Wir müssen all diejenigen schützen und unterstützen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Hass, Diskriminierung und Gewalt erleben.”
Nancy Faeser (SPD), Innenministerin
Ein erschreckendes Bild der Realität
Zu den häufigsten Vergehen zählen Beleidigungen, Volksverhetzungen, Nötigungen, Bedrohungen und körperliche Angriffe. Die steigende Anzahl von Gewalttaten – 212 dokumentierte Fälle im Jahr 2023 im Vergleich zu 197 im Vorjahr – zeigt die zunehmende Gefahr für LGBTIQ*-Personen. Besonders alarmierend ist, dass die Dunkelziffer solcher Straftaten laut Expert*innen erheblich höher ist. Viele Betroffene scheuen sich, Vorfälle zu melden, aus Angst vor Stigmatisierung oder mangelndem Vertrauen in die Behörden.
Ursachen: Tiefe gesellschaftliche Wurzeln
Die Motivation hinter queerfeindlichen Straftaten ist komplex. Ein zentraler Faktor ist laut dem Bericht die sogenannte gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – ein Konzept, das beschreibt, wie ganze Gruppen entmenschlicht und als Bedrohung wahrgenommen werden. Hinzu kommt die Rolle gesellschaftlicher Normen, die homophobe und transphobe Einstellungen fördern. Diese Normen verstärken ein Klima, in dem Diskriminierung und Gewalt als akzeptabel erscheinen können.
Eine weitere Ursache liegt in der sozialen Identitätstheorie. Hierbei suchen Täter*innen durch Gewalt gegen Queers nach einer Möglichkeit, ihre eigene Unsicherheit zu kompensieren oder ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe zu stärken. Besonders junge Männer, die in Umfeldern mit homophoben Einstellungen sozialisiert wurden, sind häufig in solche Taten verwickelt.
Die Konsequenzen für die Betroffenen
Queerfeindliche Gewalt hat weitreichende Folgen. Neben körperlichen Verletzungen hinterlässt sie tiefe psychische Narben und schürt Angst in der gesamten Community. Viele Menschen fühlen sich in ihrem Alltag nicht mehr sicher – sei es auf der Straße, am Arbeitsplatz oder sogar in ihren eigenen vier Wänden. Diese Angst beeinträchtigt die Lebensqualität und das Wohlbefinden von Millionen von Menschen. *ck/AFP/Innenministerium