Foto: Olaf Kosinsky / CC BY-SA 3.0 / wikimedia.org
Die AfD unterstützt Polens homo- und sexualfeindliche Pläne für den Schulunterricht, macht auch hierzulande Stimmung gegen queere Themen und Sexualkunde und verweigerte im Europaparlament die Resolution zur Unterstützung queerer Menschen in Uganda. Das alles in nur einer Woche – an deren Ende sie 23,4% der Stimmen bei der Landtagswahl in Thüringen erhielt. Das macht Angst.
Bei der Landtagswahl in Thüringen am Sonntag wurde die AfD nach DIE LINKE zweitstärkste Kraft. Der Faschist Björn Höcke machte nur einen Tag vor der Wahl noch Stimmung gegen queere Themen im Schulunterricht. Bei einer Rede sprach der Spitzenkandidat der AfD von „Gender-Gaga“, die auf dem „Müllhaufen der Ideologie-Geschichte“ entsorgt werden sollte. Deutschlandflaggen schwingende Menschen jubeln ihm zu, rufen „Höcke, Höcke, Höcke“. Der Jubel übertönt das Schrillen der Alarmglocken. Gänsehaut.
Höcke macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt: Er verspricht, die AfD werde eine vermeintliche Früh- und Hypersexualisierung der Kinder beenden – zum Schutz der Seelen der Kinder. Höcke weiter: Die Familie als Keimzelle des Staates sei nicht verhandelbar.
„Die Ideologisierung der Thüringer Schulen wird sofort beendet werden – und den als beknackt zu bezeichnenden Gender-Gaga-Ansatz, liebe Freunde, den entsorgen wir auf dem Müllhaufen der Ideologie-Geschichte“, Björn Höcke.
Der AfD-Spitzenkandidat, der laut einem Urteil des Verwaltungsgerichts Meiningen im Rahmen der Meinungsfreiheit als Faschist bezeichnet werden darf, weil er faschistische Positionen vertritt, hat sich jedoch diese Woche nicht alleine die Bürde der Homohetze auferlegt – Unterstützung kam von Parteikollegin Christine Anderson im Europaparlament.
„Linksgrüne Ekelideologie“ soll „Schamgrenze der Kinder vernichten“
In einer Rede erklärte sie ihre Unterstützung für Polens Regierung, die derzeit über Pläne diskutiert, Sexualaufklärung für Jugendliche unter 18 künftig zu bestrafen – mit bis zu drei Jahren Gefängnis. Anderson nahm das Vorhaben in Schutz, das im Europaparlament von den meisten Abgeordneten als beunruhigend und schlichtweg gefährlich eingestuft wurde.
Die AfD-Politikerin gibt uns Einblick in ihre verque(e)re Gedankenwelt voller Unwahrheiten und Übertreibungen:
„Worüber man nicht streiten kann, ist, ob man Kinder bereits im Grundschulalter jedwede Form von Geschlechtsverkehr – von Analverkehr bis Oralverkehr – beibringt und sie dazu ermuntert, es mit jedem zu treiben: Egal wann, wie, wo und mit wem.“
In ihren Augen würden die Kinder „frühsexualisiert“, „distanzlos“ und damit leichtes Opfer von Pädophilen werden. „Die natürliche Schamgrenze der Kinder soll vernichtet werden“, so die Abgeordnete weiter. „Das scheint offenbar das Ziel dieser linksgrünen Ekelideologie zu sein“, bezichtigt Anderson einen Großteil ihrer politischen Gegner indirekt als pädophil. Unweigerlich fragt man sich: Ist das nicht Volksverhetzung? Am Ende beglückwünscht sie die polnischen Bürger, da ihre Regierung sie vor dieser perversen Ideologie schütze.
Der Schutz der Kinder, der Schutz der Unschuld – als Wahlkampfthema funktioniert das offenbar wunderbar. Die polnische Regierungspartei konnte bei der letzten Wahl einen Zugewinn von 6% verzeichnen und ihre absolute Mehrheit ausbauen. Es scheint, als habe auch Höcke den Blick Richtung Polen gerichtet.
AfD: Keine Unterstützung gegen Todesstrafe für Homosexuelle
Doch der homophobe Lauf der AfD war noch nicht vorbei: Die Abgeordneten im Europarlament nahmen am Donnerstag eine Resolution an, die auf die direkte Bedrohung und Unterdrückung queerer Menschen in Uganda Bezug nimmt und die Einführung der Todesstrafe scharf verurteilt (blu berichtete).
Das Ergebnis: 521 Ja-Stimmen, 4 Nein-Stimmen, 110 Enthaltungen. Eine der Gegenstimmen kam vom AfD-Abgeordneten Maximilian Krah. Alle anderen AfD-Abgeordneten enthielten sich. Keiner von ihnen stimmte der Resolution zu. Keiner von ihnen stimmte für Maßnahmen, die die Einführung der Todesstrafe für Homosexuelle verhindern sollen.
Die AfD hetzt, das Volk belohnt
Am Ende ihrer leidenschaftlichen Hetz-Woche erhält die AfD bei der Landtagswahl in Thüringen fast 24% der Stimmen und wird zweitstärkste Kraft. Die Tendenz ist deutlich: Homohetze wird wieder belohnt in Deutschland. Erschütternd. Gruselig. Beunruhigend.
Ein Trost für alle Gegner Björn Höckes: Er unterlag in seinem Wahlkreis deutlich dem Spitzenkandidaten der CDU. Gibt es also Hoffnung? Sind es nur verirrte Schäfchen, die ihm in dem Video zujubeln oder unter dem Video Kommentare liken wie
„Dieser Mann wäre ein guter Bundeskanzler“?
Wahlsieger wurde DIE LINKE (31%), gefolgt von der CDU (21,8%), die zweistellige Verluste einfuhr. Es ist ein historisches Wahlergebnis wegen der nun möglichen und unmöglichen Koalitionsbündnisse. Koaliert die CDU erstmals mit der Linken?
Ein Bündnis mit der AfD schließen alle Parteien aus. Noch.