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Was bewegt schwule und bisexuelle Männer wirklich, ihren Körper zu verändern? Ist es bloße Unzufriedenheit mit ihrem Aussehen – oder spielen tiefere gesellschaftliche und kulturelle Einflüsse eine Rolle? Eine neue Studie der Nottingham Trent University gibt spannende Einblicke in die überraschenden Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Muskelmasse und Körperideale: Warum bisexuelle Männer weniger Druck empfinden
In der Untersuchung wurden mehr als 370 schwule, bisexuelle und heterosexuelle cisgender Männer zu ihrer Körperzufriedenheit befragt. Eine der auffälligsten Erkenntnisse: Bisexuelle Männer zeigten eine deutlich geringere Unzufriedenheit mit ihrer Muskelmasse und ihrem Körperfett im Vergleich zu schwulen Männern. In vielen Aspekten ähnelt die Körperwahrnehmung bisexueller Männer sogar der von heterosexuellen Männern..
Ein Beispiel für diesen Unterschied: Während schwule Männer oft ein starker sozialer Druck trifft, muskulös und athletisch auszusehen, um als attraktiv zu gelten, ist dieser Druck für bisexuelle Männer weniger präsent. Sie bewegen sich in mehreren sozialen Kontexten, was ihnen Flexibilität im Umgang mit Körperidealen ermöglicht. Dr. Liam Cahill, einer der Hauptforscher, erklärt: „Bisexuelle Männer stehen nicht ständig unter dem Einfluss eines streng definierten Körperideals, wie es oft in der schwulen Community der Fall ist“.
Schwule Männer und der Druck des perfekten Körpers
Besonders in der schwulen Community ist der Druck, einem bestimmten Körperideal zu entsprechen, hoch. Muskulöse Körper gelten als attraktiv, und diese Norm wird durch die Medien weiter verstärkt. Schwule Männer berichten häufig, dass sie von diesen Idealen stärker beeinflusst werden und mehr unzufrieden mit ihrem Körper sind, wenn sie dem Ideal nicht entsprechen.
Ein konkretes Beispiel: Viele schwule Männer fühlen sich in Dating-Apps wie Grindr dem ständigen Vergleich mit durchtrainierten Körpern ausgesetzt. Diese Plattformen können den Druck, einem bestimmten Ideal zu entsprechen, verstärken, da Attraktivität oft an Körpergröße, Muskulatur und Fettanteil gemessen wird. In der Studie zeigte sich, dass schwule Männer signifikant häufiger angaben, unzufrieden mit ihrer Muskelmasse zu sein und den Wunsch zu verspüren, schlanker zu werden.
Funktionalität statt Aussehen: Ein gesunder Ansatz bei schwulen und bisexuellen Männern
Ein bemerkenswerter Aspekt der Studie ist der Fokus auf die Funktionalitäts-Wertschätzung. Dabei geht es darum, den Körper nicht nur nach seinem Aussehen zu bewerten, sondern seine Fähigkeiten und das, was er leisten kann, in den Vordergrund zu stellen. Bisexuelle und schwule Männer zeigten hier ähnlich hohe Werte – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung schätzten sie ihren Körper vor allem für das, was er ihnen ermöglicht.
Ein Beispiel: Ein bisexueller Mann könnte seinen Körper für seine Fähigkeit schätzen, regelmäßig Sport zu treiben oder alltägliche Aufgaben zu bewältigen, anstatt sich auf die reine Ästhetik zu konzentrieren. Diese Sichtweise, den Körper eher als funktional und nicht als Objekt der Bewertung zu betrachten, kann einen gesunden Umgang mit dem eigenen Körper fördern und dem Druck entgegenwirken, einem Ideal zu entsprechen.
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Mann in Unterhose Körper
Größe spielt eine Rolle: Wie Männer mit Unsicherheiten bei Körper- und Penisgröße umgehen
In manchen Bereichen der Körperunzufriedenheit, wie etwa der Körpergröße oder der Penisgröße, zeigten sich jedoch keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Gruppen. Dies deutet darauf hin, dass bestimmte Unsicherheiten – wie die Unzufriedenheit mit der Körpergröße oder dem Penis – eher allgemeine gesellschaftliche Normen widerspiegeln, die alle Männer betreffen.
Ein Beispiel aus der Studie: Sowohl schwule als auch bisexuelle Männer gaben an, dass sie sich oft unsicher über ihre Körpergröße fühlten, unabhängig davon, wie sie im Vergleich zu anderen Männern abschnitten. Dies zeigt, dass einige Körperideale, wie etwa das Streben nach einer „idealen“ Körpergröße, tief in der allgemeinen Kultur verankert sind und nicht zwingend mit der sexuellen Orientierung zusammenhängen.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen deutlich, dass bisexuelle und schwule Männer in Bezug auf Körperbilder und -unzufriedenheit differenziert betrachtet werden müssen, um die einzigartigen Herausforderungen besser zu verstehen, denen beide Gruppen gegenüberstehen. *Quelle: ntu.ac.uk