Menschen mit HIV werden mittlerweile immer älter. Zurückzuführen ist das vor allem auch auf die Fortschritte in der HIV-Therapie, die ein langes und gutes Leben auch mit HIV möglich machen.
Seit der Entdeckung des HI-Virus hat sich in der Entwicklung entsprechender Medikamente sehr viel getan: Die ersten Therapien waren mit starken Nebenwirkungen verbunden und es musste eine Vielzahl verschiedener Tabletten eingenommen werden, um die Menge der Viren im Körper so niedrig wie möglich zu halten. Heutzutage kann die HIV-Therapie durch den Einsatz von immer effektiveren und verträglicheren Wirkstoffen häufig mit nur einer einzigen Tablette am Tag durchgeführt werden. Das bietet auch die Chance, dass Menschen mit HIV selbst bei einer lebenslangen Therapie ihre körperliche Gesundheit lange erhalten können.
Mit der richtigen HIV-Therapie die körperliche Gesundheit erhalten
Dank der modernen Therapien können Menschen mit HIV mittlerweile ein gesundes und langes Leben führen und so in der Regel auch mit dem Virus ein ähnliches Alter erreichen, wie nicht HIV-positive Menschen.1 Auch wenn die weitgehend normale Lebenserwartung eine überaus positive Entwicklung ist, so steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit, genauso wie Menschen ohne HIV typische „Alterserkrankungen“ zu entwickeln.
So wie in der Allgemeinbevölkerung bestimmte Erkrankungen, beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Veränderungen im Fettstoffwechsel mit dem Alter zunehmen2, sehen sich auch Menschen mit HIV beim Älterwerden mit solchen sogenannten Begleiterkrankungen konfrontiert.
Um dem bereits frühzeitig entgegenzuwirken und die eigene Gesundheit auch im Alter zu erhalten, empfiehlt es sich, neben regelmäßiger Bewegung und ausgewogener Ernährung auch einmal einen Blick auf die aktuelle HIV-Therapie zu werfen. Denn: auch mit der Wahl der HIV-Therapie können bestimmte Risikofaktoren, die die Entstehung von Begleiterkrankungen beeinflussen, minimiert werden und so mitunter die langfristige körperliche Gesundheit erhalten.
Vorausschauend die Lebensqualität im Blick halten
Für HIV-positive Menschen ist die Therapie ein Leben lang ständiger Begleiter, denn sie sind auf die Medikamente angewiesen, um das Virus unter Nachweisgrenze zu halten und so ein gesundes und langes Leben führen zu können. Um dabei nicht nur eine hohe Lebensqualität zu gewährleisten, sondern auch im Hier und Jetzt die richtigen Weichen für ein körperlich gesundes Älterwerden zu stellen, gilt es, mögliche Einflüsse der HIV-Medikamente auf den eigenen Körper langfristig so gering wie möglich zu halten: Denn verschiedene Substanzen können sich unterschiedlich auf das Risiko zum Entstehen von Begleiterkrankungen auswirken.
So gibt es beispielsweise Wirkstoffe in HIV-Medikamenten, die den eigenen Fettstoffwechsel beeinflussen können: Die Blutfettwerte erhöhen sich oder das Körperfett an inneren Organen, das sogenannte Organfett, nimmt zu. Andere Medikamente wiederum werden über die Leber abgebaut und haben möglicherweise einen Einfluss auf die Leberfunktion. Das kann passieren, muss aber nicht sein. Wichtig ist auf jeden Fall wachsam zu bleiben und auf Veränderungen des eigenen Körpers zu achten.
Um die Wahrscheinlichkeit für solche Langzeit-Nebenwirkungen der HIV-Medikamente möglichst gering zu halten, ist es als HIV-positiver Mensch wichtig, selbst ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, was man seinem Körper zuführt. Ein einzelnes Medikament kann beispielsweise auch mehrere Wirkstoffe enthalten – und jeder dieser Wirkstoffe birgt grundsätzlich das Potential, für eine mögliche Nebenwirkung verantwortlich zu sein. Es ist daher empfehlenswert, ein Gespräch mit seinem/r Ärzt*in zu suchen, um offen darüber zu sprechen und gemeinsam nach möglichen Lösungen zu suchen.
Hier besteht die Möglichkeit, die Lebensqualität durch einen Wechsel der HIV-Medikamente positiv zu beeinflussen. Gemeinsam mit dem/der Schwerpunktärzt*in lässt sich womöglich eine Therapie finden, die langfristig das Risiko für gesundheitliche Probleme verringern und so den Erhalt der Langzeit-Lebensqualität sicherstellen kann.
Moderne HIV-Therapien können das Risiko für Wechselwirkungen reduzieren
Manchmal lässt es sich leider nicht verhindern, dass im Laufe des Älterwerdens neben der HIV-Infektion noch weitere Erkrankungen auftreten, die dann auch mit zusätzlichen Medikamenten behandelt werden müssen. In einer aktuellen Befragung von mehr als 2.300 Menschen mit HIV – der „Positiven Perspektiven 2“ Studie – war fast die Hälfte aller Teilnehmenden in Deutschland besorgt darüber, mit steigendem Alter eventuell noch mehr Medikamente einnehmen zu müssen.3
Diese Medikamente können auch die Wirkung der HIV-Medikamente beeinflussen, beispielsweise ihre Wirkung gegenseitig verstärken, abschwächen oder sogar aufheben. Wenn Ärzt*innen bei der HIV-Therapie also von Wechselwirkungen sprechen, meinen sie damit ganz einfach unerwünschte wechselseitige Einflüsse auf die Wirksamkeit zwischen den HIV-Medikamenten und anderen Substanzen.
Bei der HIV-Therapie besteht eine Tablette aus mehreren – bis zu vier unterschiedlichen –Wirkstoffen, die die Vermehrung des Virus an verschiedenen Punkten blockieren. Dank ihrer hohen Wirksamkeit wurde in den letzten Jahren die Anzahl der notwendigen Wirkstoffe in der HIV-Therapie weiter reduziert, was vor allem das Risiko für Wechselwirkungen der HIV-Medikamente mit anderen Substanzen und Medikamenten sowie auch für mögliche Nebenwirkungen verringern kann.
Hat man für die HIV-Therapie ab Mitte der 1990er Jahre mindestens drei oder vier Wirkstoffe miteinander kombiniert, so werden heute in den deutschen Leitlinien zur HIV-Therapie4 – an denen sich die Ärzt*innen bei der Auswahl der Medikamente orientieren – zudem auch moderne Kombinationen mit zwei Wirkstoffen empfohlen.
Eine frühzeitige Beschäftigung mit der Therapie bringt viele Vorteile
Als HIV-positiver Mensch ist es empfehlenswert, sich bereits frühzeitig mit der eigenen Therapie auseinanderzusetzen und damit nicht erst aufs Alter zu warten. Auch in jüngeren Jahren, wenn Begleiterkrankungen noch eher Ausnahme als Regel sind, kann man bereits davon profitieren, die Zusammensetzung der Medikamente und Anzahl der eingenommenen Substanzen kritisch zu hinterfragen und gemeinsam mit dem/r Ärzt*in auf ihre jeweilige Notwendigkeit zu prüfen.
In der „Positive Perspektiven 2“ Studie gaben beispielsweise nur 69% aller befragten HIV-positiven Menschen in Deutschland an, zu wissen, wie viele Substanzen ihre eigene HIV-Therapie enthält.5
Foto: ViiV
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen vermeiden und die eigene Lebensqualität erhalten
Damit Nebenwirkungen und Wechselwirkungen der HIV-Therapie vermieden werden können, ist die Offenheit im Arztgespräch besonders wichtig: So sucht man gemeinsam eine Therapie aus, die das Risiko für gesundheitliche Probleme durch die HIV-Medikamente möglichst klein halten kann. Genauso sinnvoll ist es für den/die Ärzt*in zu wissen, was man neben den HIV-Medikamenten sonst noch einnimmt.
Wenn man sich als HIV-positiver Mensch bewusst mit der eigenen Therapie auseinandersetzt und proaktiv mit seinem/r Ärzt*in darüber spricht, kann das dazu beitragen, unnötige Belastungen des eigenen Körpers zu vermeiden und die eigene Langzeit-Lebensqualität zu verbessern.
➡️ Weitere Informationen zum Leben mit HIV sowie persönliche Geschichten von HIV-positiven Menschen findest du unter www.livlife.de
– Unterstützt von ViiV Healthcare –
Quellen:
1 Trickey et al., Lancet HIV 2017; 4: e349–356
2 Robert Koch-Institut (Hrsg) (2015) Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes.
3 Wigger A et al., 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin 2020. Abstract A-301.
4 Deutsch-Österreichische Leitlinien für Diagnostik und Therapie der HIV-Infektion, Version 9 vom 03.09.2020.
5 Wigger A et al., 15. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin 2021. Poster P-037.