Eine Analyse einer Versicherungsdatenbank mit Daten von mehr als sieben Millionen US-Amerikanern hat ergeben, dass Viagra das Risiko einer Alzheimer-Demenz möglicherweise um bis zu 70 Prozent senken kann. Für viele Menschen mit dieser Krankheit, denen die Medizin bislang noch keine Aussicht auf Heilung gibt, geben diese Ergebnisse Anlass zur Hoffnung.
Hier erfahrt ihr, wie Forscher in den USA versuchen, bekannte Medikamente gegen Alzheimer einzusetzen. Das weit verbreitete Potenzmittel Viagra ist dabei ein vielversprechender Kandidat.
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Evaluierung schon vorhandener Medikamente
In der Studie, die in der Zeitschrift Nature Aging veröffentlicht wurde, stützte sich ein Forscherteam der Cleveland Clinic in Ohio auf computergestützte Methoden, um von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zugelassene Medikamente zu identifizieren, die als potenzielle Therapien für Alzheimer eingesetzt werden könnten.
Die Wissenschaftler suchten gezielt nach Medikamenten, die auf Amyloid-Plaques und biochemische Vorgänge abzielen, von denen man annimmt, dass sie für die mit der Alzheimer-Krankheit verbundenen Hirnschäden verantwortlich sind.
In einem Interview sagte Dr. Feixiong Cheng, der Leiter des Studienteams der Cleveland Clinic, dass der Viagra-Wirkstoff Sildenafil schon in präklinischen Modellen die Wahrnehmung und Gedächtnisleistung von Probanden deutlich verbessert hat.
Ein etabliertes und sicheres Medikament
Sildenafil wird häufig gegen erektile Dysfunktion verschrieben, dient aber auch zur Behandlung von pulmonaler arterieller Hypertonie. Der Wirkstoff gilt als sehr sicher und bestens erforscht. Seit der erstmaligen Zulassung im Jahr 1998 wurden Hunderte Millionen Männer damit behandelt.
Eine im April 2020 im Journal of Alzheimer's Disease Reports veröffentlichte Meta-Studie untersuchte die Forschung zur Bewertung von Sildenafil in Bezug auf Alzheimer und stellte fest, dass das Medikament mit einem erhöhten Wachstum von Nervengewebe und verringerten Entzündungswerten in Verbindung steht.
Die meisten Neurologen sind sich heute einig, dass eine der wichtigsten Maßnahmen gegen Alzheimer in regelmäßiger Bewegung besteht, weil körperliche Anstrengung die Durchblutung des Gehirns verbessert. Eine verbesserte Blutversorgung ermöglicht ein besseres Funktionieren unseres Denkorgans. Auch abseits der Erkenntnisse der Alzheimer-Forschung ist es somit empfehlenswert, Bewegung zu machen, um geistig fitter zu werden.
Sildenafil und andere getestete Alternativen
Die Ergebnisse der eingangs erwähnten Studie legen nahe, dass die regelmäßige Einnahme von Viagra vor Alzheimer schützen könnte. Dr. Cheng und sein Team fanden heraus, dass Sildenafil-Anwender nach sechs Jahren Nachbeobachtung mit 69 Prozent geringerer Wahrscheinlichkeit an Alzheimer erkrankten als eine Kontrollgruppe, die kein Sildenafil einnahm.
Der Viagra-Wirkstoff Sildenafil schnitt damit besser ab als die anderen getesteten Arzneimittel. Dazu gehörten das normalerweise gegen Bluthochdruck eingesetzte Losartan, das Diabetes-Medikament Metformin, das Herz-Kreislauf-Medikament Diltiazem und das Diabetes-Medikament Glimepirid.
Während die Studie einen Zusammenhang zwischen Sildenafil und der Vorbeugung von Alzheimer herstellte, betonten die Autoren, dass diese Untersuchung noch kein Beweis dafür ist, dass Sildenafil tatsächlich vor Alzheimer schützen kann.
Bei der Untersuchung der Gehirnzellen von Alzheimer-Patienten fanden Dr. Cheng und seine Mitarbeiter heraus, dass Sildenafil das Wachstum von Gehirnzellen anregen kann. Diese Ergebnisse gaben den Wissenschaftlern einige molekularbiologische Erkenntnisse darüber, wie das Medikament das Gehirn konkret schützen könnte.
Suche nach einfacher Lösung für ein dringliches Problem
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Momentan leben in Deutschland mehr als eine Million Menschen mit der Alzheimerschen Krankheit. Bei den Über-65-jährigen steigt ihr Anteil dramatisch an. Momentan kennt die Medizin noch kein Mittel, das den Betroffenen helfen kann.
Weil dieses Problem immer mehr Menschen betrifft, die dringend auf eine wirksame Behandlung hoffen, verfolgt die Forschung eine Reihe von Ansätzen. Optimal wäre es, wenn ein schon vorhandenes Medikament vor der Alzheimer-Krankheit schützen oder sogar eine Heilung ermöglichen könnte.
Wissenschaftler testen den potenziellen Nutzen vieler Medikamente, die schon für die Behandlung anderer Krankheiten von Demenz-Patienten zugelassen sind. Die Nutzung bestehender Medikamente für neue Verwendungszwecke ermöglicht eine Beschleunigung der Erforschung ihrer Wirkungen. Ein weiterer Vorteil davon, etablierte Medikamente für einen anderen Anwendungsbereich einzusetzen, besteht in den schon vorhandenen Daten zu Nebenwirkungen und Wechselwirkungen.
Bietet Viagra tatsächlich einen Schutz gegen die Alzheimer-Krankheit?
Als nächsten Schritt ihrer Forschung arbeiten Dr. Cheng und sein Team, an einer randomisierten klinischen Studie, um gezielt zu testen, ob tatsächlich eine kausale Beziehung zwischen der Einnahme des Viagra-Wirkstoffs Sildenafil und einem verringerten Alzheimer-Risiko besteht.