Die PrEP, also die präventive Medikation gegen eine Infektion mit HIV, ist eine Erfolgsstory. Zumindest in einer Kernzielgruppe. In den USA wollen zwei klinische Studien herausfinden, wie eine Depotspritze mit extremer Langzeitwirkung bei bisher in der Forschung unterrepräsentierten Zielgruppen funktioniert.
Cis-Frauen (und trans Männer) können aufgrund ihrer körperlichen Beschaffenheit die klassische PrEP (Tenofovir/Emtricitabin) nur als dauerhafte Therapie nutzen. Grund: Die Wirkstoffkonzentration, die für eine Wirksame HIV-Prophylaxe notwendig ist, baut sich wesentlich langsamer auf. Das bedeutet, über Wochen und Monate tägliche Tabletteneinnahme. Ein Nachteil gegenüber den On-demand-PrEPern, die ihren Schutz relativ flexibel an ihr Sexleben anpassen können.
Eine weitere Gruppe von PrEP-Usern, bei denen ein Versagen der PrEP wahrscheinlicher ist, ist die der Substanzgebraucher. Viele Drogen können das Zeitgefühl und die Motivation beeinflussen – eine regelmäßige Tabletteneinnahme (Adhärenz) und damit der volle Schutz, ist gefährdet.
Die First-(in)-Class PrEP
In den USA hat Gilead Science nun je eine Studie mit Cis-Frauen und eine mit Drogenkonsumenten lanciert, in denen der Superlangzeit-Wirkstoff Lenacapavir (Sunlenca®) zum Einsatz kommt. Unter anderem das National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) unterstützt die Durchführung dieser beiden Studien durch seine klinischen Studiennetzwerke, um sicherzustellen, dass vielfältige und repräsentative Bevölkerungsgruppen sinnvoll in die klinische Forschung einbezogen werden.
Grafik: Benff, CC BY-SA 4.0, wikimedia.org
Strukturformel von Lenacapavir. Grafik: Benff - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link
Lenacapavir ist in der HIV-Therapie seit 2022 zugelassen und ist nicht nur das erste HIV-Medikament, das nur alle sechs Monate verabreicht werden muss. Der Wirkstoff ist außerdem der erste zugelassene aus einer völlig neuen Wirkstoffklasse (First-in-Class).
Und Otto-Normal-PrEPer?
Lenacapavir wird zurzeit wegen seiner Einzigartigkeit nur in antiretroviralen Therapien für stark behandlungserfahrene Personen zugelassen, deren HIV-Infektionen aufgrund von Resistenzen, Unverträglichkeiten oder Sicherheitsbedenken gegenüber anderen Medikamenten nicht erfolgreich mit anderen verfügbaren Behandlungen behandelt werden können und die eine Multiresistenz entwickelt haben.
Beide Studien ergänzen laufende große Wirksamkeitsstudien und sollen Erkenntnisse darüber liefern, wie diese beiden vorrangigen Bevölkerungsgruppen die auf Lenacapavir basierende HIV-PrEP erleben. Sie sind aber auch Teil eines globalen, vom Hersteller geleiteten klinischen Entwicklungsprogramm für Lenacapavir als HIV-PrEP.
Eine weitere, parallel laufende, klinische Lenacapavir Studie mit dem Namen Purpose 2 wird derzeit in den USA und Lateinamerika mit Männern, die Sex mit Männern haben, und männlichen Sexworkern durchgeführt. Das Ergebnis könnte auch noch diesen Monat veröffentlicht werden. Alle Studien müssen dann noch Überprüfungen anderer Wissenschaftler standhalten. *ck Quellen: AFP/n-tv