Bastian Castillo kennt man aus der 2. Staffel der TV-Now-Serie Prince Charming. Doch nur wenige wissen, dass der sexy Berliner auch HIV-positiv ist und bei dem Thema auch kein Blatt vor den Mund nehmen will.
Hi Bastian, du warst Kandidat bei Prince Charming. Das war bestimmt aufregend!
Kurz und knapp kann ich sagen, dass es definitiv ein krasses und intensives Erlebnis war. Ich bereue es auch kein bisschen, mitgemacht zu haben, alleine schon, weil es völlig außerhalb meiner Komfortzone lag. Zwar liebe ich es, verrückte Dinge zu machen, aber das war auch für mich etwas Besonderes.
Du hattest dir aber auch vorgenommen, bei Prince Charming über etwas ganz Besonderes zu sprechen. Dazu kam es aber nicht …
Ich bin HIV-positiv. Das wollte ich gerne thematisieren, auch um dabei zu helfen, Stigmata abzubauen und mehr zu informieren. Ich hatte es bereits bei meinem Bewerbungsvideo mitgeteilt und auch klargemacht, dass ich kein Problem haben werde, dies alles öffentlich zu besprechen. Es folgte ein Telefoninterview, um zu entscheiden, ob ich zum Casting nach Köln eingeladen werde. In dem Gespräch haben wir dann auch viel darüber geredet und die Redaktion war sehr über meine Offenheit erfreut.
Es ging dem Produktionsteam darum, mehr über meine Situation zu erfahren: Wie geht es mir mit meinem HIV-Status? Wie war es, als ich erfuhr, dass ich positiv bin? Wie haben meine Familie und meine Freunde reagiert?
Wie ging es dann weiter?
Als klar war, dass ich einer der Teilnehmer sein werde, ging alles recht schnell. Ich wurde nach Kreta geflogen, wo die ersten Vorstellungsvideos gedreht wurden, in denen ich auch schon über HIV sprach. Als es dann allerdings losging in der Villa selbst und ich mit den anderen Kandidaten und dem Prinzen Kontakt hatte, kam ich irgendwie nicht mehr dazu, meinen Status anzusprechen.
Ein Grund war, dass ich gar nicht so lange dabei war – ich schaffte es nur bis zur dritten Episode. Einerseits bin ich niemand, der sich direkt im ersten Satz als HIV-Positiver vorstellt. Wenn ich jemanden kennenlerne, will ich auch, dass diese Person zunächst den Menschen sieht, nicht den Infizierten. Andererseits stand ich mir vielleicht auch selbst etwas im Weg. Ich neige dazu, zu viel nachzudenken. In der Villa habe ich zu sehr auf den passenden Moment gewartet. Ich glaube, ich habe einfach den Zeitpunkt verpasst.
Erlebst du denn Diskriminierung beim Dating, weil du HIV-positiv bist?
Ich würde eher von Ignoranz sprechen. Wenn man es erzählt, kommt oft einfach keine Rückmeldung mehr oder das Thema wird ausgeschwiegen. Es ist immer eine Gratwanderung. Ich habe beides schon probiert: Die direkte Konfrontation, aber auch das langsame Aufbauen von Vertrauen und dann erst über meinen Status sprechen. Schlimmer als eine direkte Zurückweisung finde ich persönlich das Schweigen und Ignoriert-werden.
Was auch auffällt, sist, dass viele Männer nicht wirklich gut aufgeklärt sind. Manche fragen mich, ob es sicher ist, mich zu küssen. Das ist natürlich ok! Und seit es die PrEP gibt, höre ich oft, dass sie zwar Sex mit Männern auf PrEP haben wollen, nicht aber mit einem HIV-Positiven. Das ist sehr verwirrend für mich, weil man schließlich ähnliche Medikamente nimmt und das Risiko im Prinzip dasselbe ist.
Und wie erklärst du es jemanden, der das nicht so sieht oder versteht?
Es kommt darauf an, wie offen mein Gegenüber ist. Irgendwann ist man es leid, diese Diskussion führen zu müssen und Überzeugungsarbeit zu leisten. Erst recht dann, wenn der andere seine Meinung hat und auch gar nichts anderes wissen will. Für viele klingt es einfach besser, wenn jemand negativ auf PrEP als positiv auf Therapie ist. Das Risiko, sich bei einem von beiden mit HIV anzustecken, bleibt gleich. Es ist irgendwie ironisch, aber in erster Linie traurig, dass HIV noch immer noch ein solches Stigma hat.
Ist es nicht auch schwierig, in einem Umfeld wie Prince Charming ganz authentisch zu sein?
Das jetzt nicht unbedingt, aber es ist auf jeden Fall eine stressige Situation. Jeder Kandidat will sich von der besten Seite zeigen, jeder will die Aufmerksamkeit des Prinzen. Der Druck, aufzufallen, ist sehr hoch. Wer langweilig ist, fliegt raus.
Bist du deswegen in der dritten Folge verabschiedet worden?
Also, es war für viele in der Villa eine Überraschung, aber es lag wohl auch eher daran, dass der Prinz mehr auf die zarteren und süßeren Typenstand. Ich bin auch nicht so traurig, die Erfahrung war einfach unfassbar toll.
Was hast du für dich mitgenommen?
Ich habe wirklich aufregende Leute kennengelernt und einige Freundschaften dort geschlossen. Zudem muss ich sagen, dass ich richtig stolz bin auf alle, die in der Staffel mitgemacht haben. Jeder für sich ist einzigartig und mir ist wieder einmal klar geworden, wie toll, unterschiedlich und auch wie schön unsere Community ist.