Wenn man sich auch nicht mehr komplett verstecken musste, war ab den späten 1970ern schwules und lesbisches Leben in der Öffentlichkeit immer noch kompliziert. Wer sich küsste oder einfach nur Händchen hielt, lief Gefahr dafür gepflegt auf die Fresse zu kriegen. Noch komplizierter war es in dieser Zeit natürlich, sich kennenzulernen.
Schwule entwickelten einen Farbcode, mit dem sie fĂĽr andere unauffällig aufeinander aufmerksam machten. Die sogenannten Hanky Codes wurden in der eher roughen Lederszene in den USA erfunden und in Deutschland ĂĽbernommen. Ging man abends aus, wurde sich einfach ein Tuch mit einer bestimmten Farbe in eine Gesäßtasche oder an die Brust – Hawaihemden und EinstecktĂĽcher waren ja eh in Mode. Varianten waren auch SchnĂĽrsenkel in den betreffenden Farben oder HalstĂĽcher.Â
- Senfgelb – Sizequeen
- Grau – Handschellen und Seilschaften
- Olivgrün – Yes, Sir! Uniformfetisch
- Lavendel – Drag/Damenwäsche
- Gold – Vergnügen in der Gruppe
- Schwarz/Weiß kariert – Safer Sex
Links cool, rechts schwul?
Für die Hanky Codes gab es, wie auch für das Tragen von Ohrringen, einen Seitencode. Was bei den Steckern im Ohr noch eher grundsätzlich gemeint war und eigentlich auch nie wirklich Teil der schwulen Subkultur (nur homophobe Heten vermieden es, ihren Ohrring rechts zu tragen, den meisten Schwulen und Punks war es ziemlich egal, wo der steckte), war die Trageseite bei den Hanky Codes wichtiger:
Rechtsträger waren im deutschsprachigen Raum die jeweils aktiven Partner, Linksträger die passiven. Das konnte besonders im internationalen Verkehr ganz schön peinlich enden, denn überall sonst wurde das seitenverkehrt interpretiert.
Funfact: Beim Oktoberfest gibt’s auch für Heten Hanky Codes
Auch Bayern und Österreich kennen einen traditionellen Hanky Code: Die Schleife, mit der die Schürze beim Dirndl gebunden wird, verrät den Beziehungsstatus der Trägerin. Rechts bedeutet, dass die Trägerin verlobt oder verheiratet ist, links bedeutet ledig. Trägt eine Frau die Schleife vorne, ist sie Jungfrau, und bindet sie ihre Schürze mit einer Schleife auf dem Rücken, ist sie Witwe.
Und wer mal auf einer „Fisch sucht Fahrrad”-Party war, kennt das System mit Aufklebern, LED-Knicklichtern oder sogar der passenden Smartphone-App auch.Â
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