Besonders die eigenen Bedürfnisse bestimmen, wie wir unser Leben führen. Oft sind wir uns derer aber selbst gar nicht so wirklich klar. Dabei können wir unser Leben nur dann bewusst so gestalten, dass wir glücklich sind und eine hohe Lebensqualität verspüren, wenn wir unsere Bedürfnisse wirklich kennen.
Die Kunst sich selbst zu akzeptieren
Für HIV-positive Menschen spielt zudem das Akzeptieren der Diagnose eine Schlüsselrolle beim Erhalt der eigenen Lebensqualität: Denn HIV kann nur zu einem kleineren Teil im Leben werden, wenn man sich im Alltag nicht davon dominieren lässt.
Das kann einem auf unterschiedliche Art und Weise gelingen: Wichtig ist es zunächst, den Blick nach innen zu richten. Wenn man sich gut über HIV und das positive Leben informiert und für sich einen gelassenen Umgang damit findet, dann führt das zu Selbstakzeptanz. Ebenso ist es aber auch hilfreich, sich im Außen ein Umfeld zu schaffen, in dem man als HIV-positiver Mensch so akzeptiert wird, wie man ist – mit all den bunten Facetten der eigenen Persönlichkeit - und von anderen eben nicht bloß über das Virus definiert wird.
Das Leben mit HIV bewusst selbst gestalten
Wenn man sich selbst so akzeptieren kann, wie man ist, dann hat man eine gute Basis, um sich ganz bewusst im Leben mit HIV neu einzurichten. Denn auch wenn die Diagnose womöglich schon eine längere Zeit zurückliegt, gibt es neben den regelmäßigen Arztbesuchen auch andere Routinen und Lebenssituationen, mit denen es als HIV-positiver Mensch gut zurechtzukommen gilt.
Beispielsweise ist es wichtig, die Therapie gut in den Alltag zu integrieren, sodass diese einen möglichst wenig einschränkt oder belastet – wie etwa durch unerwünschte Wirkungen oder auch psychische Belastungen, wie das Verstecken der HIV-Medikamente aus Angst, dass diese entdeckt werden.
Man benötigt dazu also auch eine HIV-Therapie, die sich nach einem selbst und der einzigartigen Persönlichkeit richtet, ganz nach dem Motto „Meine Therapie richtet sich nach mir, nicht ich mich nach der Therapie“.
Wie finde ich eine Therapie, die sich nach mir richtet?
Um eine für sich selbst optimale Therapie zu finden, hilft es, sich als Erstes einmal Gedanken zur aktuellen Situation zu machen: Ist man viel unterwegs und fühlt sich gestresst durch die Sorge, die Tabletten vielleicht doch mal zu vergessen? Oder belastet einen womöglich die tägliche Einnahme der Tabletten, da sie eine regelmäßige Erinnerung an den eigenen HIV-Status ist, der im Leben ansonsten keine Rolle spielt?
Grundsätzlich ist es hilfreich, die HIV-Therapie als Freund zu betrachten und nicht als Feind. Die Therapie ist ein Begleiter, der einen beschützt, ohne dass er sich aufdrängt. Psychische Belastungen oder unerwünschte Wirkungen muss man dabei nicht einfach hinnehmen. Es gibt mittlerweile vielfältige und innovative Therapieoptionen, die auch verträglicher sind als viele der alten Therapien.
Neben der täglichen Tablette gibt es zudem auch die Möglichkeiten einer Spritze oder Infusion. Ein Wissen um diese verschiedenen Therapieoptionen ist von großer Bedeutung, denn so kann man selbst aktiv nach Lösungen suchen und unter den unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten gemeinsam mit dem/der Ärzt*in diejenige auswählen, die am besten zum eigenen Leben passt und HIV dadurch zu kleinerem Teil im Alltag macht.
Auch der Austausch mit anderen HIV-positiven Menschen über deren jeweilige Therapie, etwa mit Freund*innen oder im Rahmen der Selbsthilfe, kann hilfreich sein. Bei solchen Gesprächen erfährt man andere Perspektiven und bemerkt dabei schnell, dass es kein „one fits all“ HIV-Medikament gibt, sondern jeder Mensch eine individuelle und zum eigenen Leben passende Therapie verdient.
Eine individuelle HIV-Therapie – was ist das eigentlich?
Bei der Auswahl einer geeigneten, individuellen Therapie prüft der/die Ärzt*in zunächst, ob einem alle verfügbaren Optionen offenstehen oder möglicherweise gegen bestimmt Wirkstoffe Resistenzen vorliegen.
Auch die persönlichen Vorlieben spielen bei der Wahl eine wichtige Rolle: Ist man beispielsweise eher Freund von täglichen Tabletten oder bevorzugt man Spritzen oder Infusionen, weil man eine Tablettenmüdigkeit verspürt, Schluckbeschwerden hat oder einfach nicht täglich an den eigenen HIV-Status erinnert werden möchte?
Wenn die aktuelle Therapie nicht mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen im Einklang steht, dann sollte man gemeinsam mit dem/der Ärzt*in prüfen, welche Möglichkeiten der Umstellung oder Vereinfachung der Therapie es gibt.
Gemeinsam mit dem/der Ärzt*in die optimale Therapie finden
Ein offenes Gespräch mit dem/der Ärzt*in zu den verschiedenen Therapieoptionen hat den Vorteil, dass man nicht nur die aktuelle Situation betrachtet, sondern auch über zukünftige Entwicklungen informiert ist.
So wie es unter den HIV-positiven Menschen eine riesige Diversität gibt, existiert bereits jetzt schon eine große Vielfalt an Möglichkeiten in der Behandlung von HIV: Es gibt mittlerweile unterschiedliche Substanzen, verschiedene Wirkweisen der Medikamente sowie mehrere Applikationsformen – neben den Tabletten auch noch Spritzen oder Infusionen. Auch zukünftig wird es weitere und neue Optionen geben.
Genau wie man heute bei den meisten Tabletten selbst entscheiden kann, ob man diese früh, mittags oder abends einnimmt, so kann man auch zwischen den unterschiedlichen Therapieformen Spritze, Tablette oder Infusion gemeinsam mit dem/der Ärzt*in wählen, welche man persönlich bevorzugt.
Bei der Auswahl aus den verschiedenen Therapiemöglichkeiten befindet man sich heutzutage also in der glücklichen Situation, dass man diese nach den eigenen Bedürfnissen und passend zum eigenen Leben auswählen kann und sich dabei keine Gedanken mehr über die Wirksamkeit moderner Therapien machen muss. Die Wahl einer geeigneten HIV-Therapie kommt nicht mehr aus der Not heraus. Es ist also diese freie Wahl aus einer Vielzahl an Möglichkeiten, welche dazu beiträgt, dass HIV zu einem kleineren Teil im Leben wird.
➡️ Weitere Informationen zum Leben mit HIV sowie persönliche Geschichten von HIV-positiven Menschen findest du unter www.livlife.de
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