Zu den altbekannten Schubladen der Hetero-, Homo- und Bisexualität gesellen sich längst auch weitere Kategorien wie die Homo- oder Heteroflexibilität hinzu. Immer mehr Menschen wagen also den Blick über den Horizont und erleben die Erotik als ein unendlich großes Spielfeld mit dementsprechend vielfältigen Möglichkeiten. Mit einer Pandemie samt Lockdown und Social Distancing hatte natürlich niemand gerechnet. Sexdates mussten urplötzlich auf irgendwann verschoben werden und erotische Dienstleister bangten um ihre Existenz. Allerdings gab es eine Branche, die von den Kontaktverboten besonders profitierte: Die Anbieter von Sexspielzeug verzeichneten Rekordumsätze quer durch ihr ganzes Sortiment. Auffällig ist dabei einerseits, dass sich die Umsätze auf alle Geschlechter verteilen. Außerdem hält der Trend auch nach der Pandemie an und trägt zu einem noch offeneren Umgang mit der Sexualität bei.
Die soziale Isolation war für viele ein Kaufanreiz für Sexspielzeug
Foto: Unsplash/Gwen Mamanoleas/ CC0
Dildo Sammlung
Eine gewisse Bereitschaft, sich auf neue Dinge einzulassen, ist eine wichtige Grundlage für eine erfüllte Sexualität. Wer das Dildo kaufen zuvor für eine abwegige Vorstellung hielt, wird seine Einstellung auch während der erzwungenen sozialen Isolation nicht geändert haben. Viele andere griffen in dieser Zeit aber besonders gerne zum Sexspielzeug. Laut Umfrage einer großen Dating-Plattform sind es mitnichten nur die Frauen, die zum Vibrator greifen. Während des erstens Lockdowns haben sich 15,9% der in der Community befragten Frauen ein neues Sexspielzeug gekauft, die Männer lagen mit 12,8% nur unwesentlich dahinter. Anal Dildos spielen bei allen Geschlechtern eine immer größere Rolle. Außerdem gaben über 70 Prozent der Frauen und mehr als 55% der Männer an, sich mit Sexspielzeug zu befriedigen. Laut Befragung spielen Sextoys für nur rund 10% der Frauen und weniger als ein Drittel der Männer überhaupt keine Rolle.
Auch die Nutzungsdauer hat sich verändert
Natürlich liegt der Gedanke nahe, dass Sexspielzeug einfach nur für eine neue Option gekauft wird, dann aber dennoch in der Ecke verstaubt. Die Antworten aus der Umfrage lassen aber auch anderes schließen. Insbesondere während des Lockdowns haben mehr als 50% der Frauen und über 40% der Männer ihre Sexspielzeuge „signifikant häufiger“ benutzt als zuvor.
App-solut geil?
Auch die App-gesteuerten Sexspielzeuge sind kein Novum aus der Corona-Zeit, bekamen in dieser aber einen zusätzlichen Schub. Insbesondere Singles, aber auch Menschen in einer Fernbeziehung suchten während der Kontaktverbote nach Möglichkeiten, sich sexuell auszuleben. Videochat-Dienste hatten Hochkonjunktur, ob für die käufliche Erotik oder das knisternde Stelldichein mit der Partnerin beziehungsweise dem Partner in weiter Ferne. Außerdem wurde weiterhin geflirtet, was das Zeug hält. Für die besonders knisternden Augenblicke boten sich App-gesteuerte Toys besonders gut an, da diese eine gegenseitige Befriedigung auch über eine weite räumliche Distanz ermöglichen. Hier hat der Trend aber offenkundig erst begonnen: In der Befragung bekundeten zwar 70% ihr generelles Interesse an einem solchen Sextoy, doch nur knapp 11% haben in der fraglichen Zeit bereits eines benutzt. Bezogen auf die gesamte Bevölkerung wird die Quote noch deutlich darunter liegen, trotzdem erkennen die Sextoy-Hersteller hier ein gewaltiges Potenzial.
Mit dem Klick auf das Video stimmst Du diesen Datenschutzbestimmungen von YouTube zu
Noch mehr Offenheit nach Corona
Es gab einige durchaus ernstzunehmende Stimmen, die einen düsteren Ausblick in die Zeit nach der Pandemie zeichneten. Das oftmals gezeichnete Bild der sozialen Kälte ist allerdings weitestgehend ausgeblieben. Konzertsäle füllen sich wieder und die Freudenhäuser ebenso, außerdem wird geflirtet und gedatet wie in der Zeit vor der Pandemie. Jetzt allerdings mit einer gewissen Auswahl an neuem Sexspielzeug in der Schublade des Nachttisches, das zu außergewöhnlichen Sexspielen einlädt. Auch dies wird zu einer immer unverkrampfter gelebten Sexualität führen, in der jeder Mensch seinen Platz findet.