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Der Gebrauch von Kondomen unter Jugendlichen hat in den letzten Jahren weltweit deutlich abgenommen, wie ein aktueller Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt. Die Analyse von Daten aus den Jahren 2014 bis 2022, die 42 Länder und Regionen umfasst, offenbart, dass immer mehr Jugendliche auf Kondome verzichten. Dies erhöht das Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten und ungewollte Schwangerschaften.
Während 2014 noch 72 Prozent der Jungen und 68 Prozent der Mädchen weltweit beim letzten Geschlechtsverkehr ein Kondom benutzten, sind diese Werte 2022 auf 59 Prozent bei Jungen und 58 Prozent bei Mädchen gefallen. In Deutschland sieht die Situation ähnlich aus.
Pille beliebter, Kondom weniger genutzt
In Deutschland wird die Anti-Baby-Pille häufiger genutzt als in anderen Ländern. 47 Prozent der deutschen Mädchen verhüteten beim letzten Geschlechtsverkehr mit der Pille, verglichen mit nur 26 Prozent weltweit. Dennoch verzichten viele Jugendliche komplett auf Verhütungsmittel: 16 Prozent der Mädchen und 23 Prozent der Jungen in Deutschland nutzten weder Pille noch Kondom.
Mangel an Wissen führt zu Risiken
Experten machen unzureichende Aufklärung für diesen Trend verantwortlich. Jan Gentsch von Pro Familia in Köln weist darauf hin, dass die sexuelle Aufklärung, besonders während der Corona-Pandemie, vernachlässigt wurde. „Viele Jugendliche haben bisher keine Sexualkunde erhalten“, betont er.
Holger Wicht von der Deutschen Aidshilfe fordert daher mehr sexualpädagogische Angebote in Schulen und einen besseren Zugang zu Verhütungsmitteln für Jugendliche.
WHO fordert bessere Sexualerziehung
Die WHO warnt vor den langfristigen Folgen und fordert verstärkte altersgerechte Sexualerziehung. „Umfassende Sexualerziehung ist der Schlüssel, um informierte Entscheidungen zu ermöglichen“, so WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Dabei sollen auch Themen wie Zustimmung, Respekt, Geschlechtergleichstellung und die Vielfalt von LGBTIQ* umfasst werden. Nur durch gezielte Aufklärung und verbesserten Zugang zu Verhütungsmitteln könne dieser besorgniserregende Trend gestoppt werden. *Quelle: WHO, WDR