Sommerurlaub 2021: 60 Tonnen Plastikmüll am Tag. 32 Grad Wassertemperatur. Parasiten im Darm als Souvenir. Die Infos passen auf eine Postkarte und sind nicht mal ein schlechter Scherz: Vermüllung und Klimawandel sind real.
Die Verschmutzung des Planeten findet aber auch im Kleinen statt und betrifft uns ganz direkt. Denn täglich nehmen wir unzählige Gifte durch die Nahrung, Kosmetik oder Alltagsgegenstände in uns auf. Welches sind die größten Gefahren und wie kann man sich im Alltag davor schützen?
Schwermetalle
Laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) sind 60 bis 70 Prozent aller chronischen und akuten Krankheiten auf Schwermetallvergiftungen zurückzuführen. Dazu gehören viele Krebsarten, Allergien, Alzheimer, Parkinson, Osteoporose sowie Nerven- und Nierenschädigungen.
Zu den bekanntesten Schwermetallen zählen Cadmium und Quecksilber. Durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe werden geschätzt etwa 2900 Tonnen Quecksilber pro Jahr in die Atmosphäre entladen.
Trotz EU-weiter Richtlinien gelangt Quecksilber über die Nahrungskette in unsere Körper.
Im menschlichen Mikrobiom befinden sich Mikroorganismen (Bakterien und Hefen), die die Fähigkeit besitzen, Quecksilber in das deutlich giftigere Methylquecksilber umzuwandeln.
Ob und wieviel letztendlich davon in unserem Organismus landet, ist kaum zu kontrollieren. Cadmium hingegen gelangt unter anderem durch Düngemittel in Böden und Grundwasser und schließlich in unsere Lebensmittel. Auch beim Rauchen wird Cadmium freigesetzt und über die Atemwege in den Körper gebracht. Dort reichert es sich vornehmlich in der Leber und den Nieren an.
Duftstoffe
Riecht gut, macht aber krank. Lysmeral etwa ist ein aromatischer Aldehyd, der nach Maiglöckchen riecht. Unter dem Namen Butylphenyl Methylpropional findet man es in Parfüms, Weichspülern, Duft- und Aromastoffen, Raumsprays sowie Körperpflegeprodukten.
Lysmeral gehört zu den sogenannten Kontaktallergenen. Diese lösen bei Kontakt allergische Reaktionen wie Rötungen, Jucken, Nässen oder Bläschenbildung aus. Besonders durch Wasch- und Reinigungsmittel gelangen Duftstoffe ins Abwasser, von dort in die Flüsse, Meere und dann über Verdunstung in den Regen.
Ob Waschmittel, Kosmetika, Klopapier oder Strumpfhosen: Produkte mit Duftstoffen sind alles andere als unbedenklich und können schwere Allergien auslösen. Mehr dazu im SWR Marktcheck.
Seit mehr als 30 Jahren ist bekannt, dass Lysmeral nach oraler Verabreichung bei Ratten dafür sorgen, dass Spermien morphologisch verändert, ihre Anzahl deutlich reduziert und die Tiere infertil werden. Die Dosis muss allerdings recht hoch sein, um diesen heftigen Effekt hervorzurufen. Langzeitfolgen für den Menschen wurden bisher nicht untersucht. Das gilt auch für viele andere von der Industrie eingesetzten Duftstoffe.
Plastikverpackungen
Die Forschungsgruppe PlastX hat 2019 Produkte wie Joghurtbecher, Trink- und Shampoo-Flaschen aus acht verschiedenen Kunststofftypen untersucht. Dabei kam heraus, dass drei von vier Produkten schädliche Substanzen enthalten. Mehr als 80 Prozent dieser Stoffe konnten nicht einmal identifiziert werden.
Klar ist jedoch, dass einige der gefundenen Chemikalien toxisch auf Zellen wirken oder endokrine, also hormonähnliche Effekte hervorrufen.
Zwar gaben die Forscher Entwarnung, dass nicht alle Produkte diese giftigen Stoffe enthalten. Das Problem ist aber, dass Verbraucher*innen nicht erkennen können, ob der Plastikbecher mit Vanillepudding eventuell die Gesundheit gefährdet.
Bio-Plastik ist auch schädlich
Eine weitere Studie der Forscher hat im September 2020 bestätigt, dass biobasierte und biologisch abbaubare Materialien nicht sicherer sind als herkömmliche. Drei Viertel der insgesamt 43 untersuchten Produkten enthielten schädliche Chemikalien, teilweise wurden bis zu 20000 chemische Stoffe gefunden. Produkte auf Cellulose- und Stärkebasis enthielten die meisten Chemikalien.
Willst du wissen, was du tun kannst, um umweltfreundlicher zu leben? Dann lies unseren Beitrag: Verbraucher*innen an die Macht – Ab jetzt #umweltfreundlich
Das Umweltbundesamts (UBA) berät unter Anderem die Bundesregierung und die europäische Kommission zu Umweltfragen aller Art.
Diese Übersicht an Giftstoffen, die unseren Körper belasten, ist keineswegs vollständig. Hast du mehr Ideen und Vorschläge, die du mit anderen teilen möchtest? Dann schreib uns doch eine Mail an info@check-mag.com mit dem Betreff „#umweltbewusst“. Gerne veröffentlichen wir konstruktive Gedanken unserer Leser in der nächsten Print-Ausgabe.