Lo Malinke war bis Mai eine Hälfte von Malediva. Jetzt erscheint sein erster Roman „Alle unter eine Tanne". Der auch die Vorlage für seinen zweiten Spielfilm ist. Denn Malinke ist zusammen mit seinem Mann Phillip (Tetta) Müller, der anderen Hälfte von Malediva, längst erfolgreicher Drehbuchautor und Filmproduzent und will nie wieder auf der Bühne stehen. Schade? Findet er nicht. Schon, weil er sich so sehr über sein neues Büro freut, das eigentlich eine kleine Wohnung in Berlin Weißensee ist, in der im Moment nur ein Schreibtisch, drei Stühle und ein Hundekorb stehen. Ich bin erst vor drei Tagen hier eingezogen. Wir sitzen noch in Farbdämpfen. Das tut dem Gespräch sicher gut. Kann sein.
DIESE WOHNUNG IST UNGLAUBLICH AUFGERÄUMT. Alle meine Wohnungen sind so. Ich kann in Chaos nicht arbeiten, da kriege ich die Krise und kein Wort fertig. Hier geht es auch gerade so. Die Bilder hängen noch nicht, die Küche ist noch nicht komplett, es hat noch nicht die Ordnung, die es haben könnte. Das ist für jemanden wie mich, bei dem normalerweise alles auf Kante und Ecke ausgerichtet ist und bei dem nichts rumliegen darf, nicht der Idealzustand.
WENN DU ORDNUNG SO LIEBST, WOHER DANN DAS DRINGENDE BEDÜRFNIS, IN ALLE UNTER EINE TANNE DAS BÜRGERLICHE IDEAL VON WEIHNACHTEN SO KAPUTT ZU MACHEN, WIE ES NUR GEHT? Persönliche Erfahrungen. Weihnachten war für mich und meinen Mann immer das schlimmste Fest, weil wir zwei komplett dysfunktionale Familien haben. Du weißt schon was kommt, fährst trotzdem hin und es ist immer, immer furchtbar. Das letzte Weihnachten an das ich mich erinnern kann, war so, dass mein Bruder nach 50 Minuten seine beide Kinder unter den Arm nahm, in sein Auto schmiss, meiner Mutter noch etwas zubrüllte, sie brüllte zurück und dann fuhr er einfach weg. Danach haben wir mit Malediva sechs Jahre lang Weihnachtsprogramme gemacht und haben deswegen nie Weihnachten feiern müssen. Man hatte immer die perfekte Entschuldigung, Wir würden total gerne kommen. Aber, schade, wir müssen arbeiten. Das war schön! Jetzt ist Malediva vorbei und Phillip hat schon gesagt. Wir müssen da jetzt wieder hin fahren. Es sei denn, wir verreisen. Und es gibt ja wahnsinnig schöne Länder außerhalb von Deutschland. Und auch so viele.
WIE WIRD AUS DIESER PERSÖNLICHEN WEIHNACHTSSITUATION JETZT NICHT NUR DEIN ERSTER ROMAN, SONDERN AUCH EUER ZWEITER FILM? Wir sind mit einem österreichischen Regisseur befreundet, der uns von der Bühne kannte und vor ein paar Jahren gesagt hat, Bei euren Dialogen, da springt auch ein gutes Drehbuch raus. Macht mal. Also haben wir das versucht und das lief gut. Wir wussten, unser erster Stoff wird eine Familien-Weihnachtskomödie. Das lag einfach in der Luft. Als das Drehbuch fertig war, hat eine Agentin mich gefragt, ob ich daraus nicht einen Roman machen will. Die ist dann mit den ersten 60 Seiten zum Fischer Verlag gegangen und die wollten das machen. Ich habe nicht lange darüber nachgedacht, es in vier, fünf Wochen geschrieben und jetzt ist es da.
DAS BUCH ERSCHEINT ENDE NOVEMBER UND DIE VERFILMUNG LÄUFT AM 12. DEZEMBER UM 20:15 UHR IN DER ARD. BIST DU JETZT EIGENTLICH FILMPRODUZENT ODER AUTOR?
Beides. Man kriegt den Hals ja nicht voll. (lacht) Die Wahrheit ist: der Zufall war, wie so oft im Leben, auf unserer Seite. Schon dieses Drehbuchautoren war ja eher ein Versehen. Wir haben ein Drehbuch geschrieben, haben gehört, Ihr müsst 20 schreiben, bis mal eins verfilmt wird., fanden das deprimierend, haben das erste deswegen ohne große Erwartungen einer Freundin gegeben, die damit zu einer Produktionsfirma gegangen ist. Und die haben gesagt: Wir machen das gleich. Was wir geil fanden. Aber das zog sich. Dann bekam es Viktor Witte, ein Produzent bei der Ufa auf den Tisch, fand es super und hat uns parallel ein anderes Buch, Die letzten Millionen, ein Projekt über eine Rentnertippgemeinschaft, überarbeiten lassen. Und das haben sie auch gekauft. Und haben es zuerst gemacht. Da waren wir aber am Set als Autoren nicht so gern gesehen. Das ist in Deutschland so. Wir wollten aber mit Schauspielern und Regisseuren reden und Teil des Teams sein, weil wir finden, dass Filmemachen eine Teamarbeit ist. Viktor schlug vor, unsere eigene Produktionsfirma aufzumachen. Und deswegen gibt es die jetzt. Und es läuft super. Die nächsten fünf bis zehn Jahre stehen.
FEHLT DIR ODER EUCH MALEDIVA? Nein. Wir haben das über zehn Jahre mit allem Herzblut gemacht, hätten aber drei Jahre früher aufhören sollen. Man merkt oft zu spät, wenn etwas eigentlich vorbei ist. Wir auch. Und hat dann keinen Plan B und traut sich deswegen nicht. Aber es war sehr richtig, dass wir im Mai ganz Schluss mit Malediva gemacht haben. Ich habe es geliebt, auf Bühnen zu stehen, aber will das nie wieder machen. Schreiben ist mein Traumberuf und ich bin sehr glücklich damit, wie es gerade ist.
LO MALINKE: „ALLE UNTER EINE TANNE“, FISCHER KRÜGER, 320 SEITEN, 14,99 EURO, ALLE UNTER EINE TANNE MIT: GABI DOHM, MICHAEL GWISDEK U. A., 12. DEZEMBER, 20:15 UHR, ARD