Foto: M. Rädel
Horse Meat Disco
Ein klasse bebildertes Buch, das sich Münchens großer Zeit als internationale Musikmetropole annimmt, ist gerade erschienen: „Munich Sounds Better With You“.
Weltweit erfolgreiche Hits von Größen wie Silver Convention, (sehr oft) Donna Summer (großes Bild ganz oben), (auch mal) Boney M., Amanda Lear und sogar Freddie Mercury ** wurden von Musiker*innen in der Bayern-Metropole eingespielt. Und im Falle von Silver Convention auch eingesungen – „Fly, Robin, Fly“ wurde 1975 nicht von denen gesungen, die später das Lied überall aufführten. Doch die konnten eigentlich auch singen, die Österreicherin Penny McLean landete danach noch Hits mit ihrer echten Stimme. Vor allem steht der Munich Sound aber für die Klangwelten des Südtirolers Giorgio Moroder, der mit „I Feel Love“ 1977 gar Techno erfunden haben soll. Jens Poenitsch veröffentlicht diesen Sommer ein Buch, das dich tief in all die groovigen Geheimnisse der damaligen Musikwelt eintauchen lässt: „Munich Sounds Better With You“. Via E-Mail verriet uns der Münchner Künstler Martin Arz vom Hirschkäfer Verlag dazu:
Der Geist von Amanda – Es ist schon einige Monate (Jahre) her, dass ich Jens Poenitsch sanft dazu drängte, ein Buch über den Munich Sound zu schreiben, um es in meinem Hirschkäfer Verlag zu veröffentlichen. Vorausgegangen waren nächtliche Facebook-Hin-und-Hers über den Munich Sound. Und immer wieder waren wir (natürlich neben Donna Summer, Silver Convention und Freddie Mercury) bei Amanda Lear. Ich schrieb damals einen Krimi („Ghosting Giesing“), für den plötzlich der Munich Sound der Soundtrack wurde. Ich holte die Klassiker zurück auf meine Playlist. Immer ganz vorne: „Follow Me“ von Amanda Lear.
Für Jens und mich wurde es so eine Art Running Gag, dass wir immer wieder über Amanda stolperten, ihr aber nie wirklich begegneten. Ihr Spirit begleitete uns. Jens schreibt in seinem Buch „Munich Sounds Better With You“: „Eines Tages musste ich zu Anthony Monn, dem Produzenten von Amanda Lear & Fancy. Ich sollte eine Akustik-Gitarre für ein Demo einspielen. Im Luxus-Studio in einer geräumigen Münchner Villa roch alles nach einem schweren Parfum, ein Tape lief & Amanda Lears sonore Stimme füllte den Raum, lebendig wie ihr Duft, obwohl sie gar nicht zugegen war. Ihre Stimmlage fühlte sich an wie Bass & klang tiefer als die aller Männer im Raum. Sehr sexy!“ Ich erinnerte mich daran, dass Amanda einst in derselben Münchner Galerie ausstellte wie ich. Ich hatte sogar den Flyer zu ihrer Ausstellung entworfen. Ich hätte ihr begegnen können – wenn ich nicht ausgerechnet am Vernissageabend auf Korsika gewesen wäre. Für das Buch habe ich u. a. Kapitel über Klassiker des Munich Sound und ein ABC der wichtigsten Protagonisten geschrieben – sowie eine Kurzbiografie über Amanda Lear. „Follow Me“ ist plötzlich nicht mehr nur auf meiner Dauerplaylist, sondern durch einen Chanel-Werbespot wieder überall zu hören. Und neulich postete ich eine Vorankündigung für das Buch, das am 1. Juli 2024 erschien, auf meiner Verlag-Seite. Und wer gibt uns ein Like? Madame herself! Amanda Lear. Da war sie wieder wie ein Geist …
Ein grandioser Lesespaß, der viel, viel Wissen äußerst unterhaltsam und wenig belehrend vermittelt. Ein Buch, das Lust macht, Disco zu hören und sich mit ihr zu beschäftigen. Ganz wunderbar, we feel love!
** 1979 bis 1985 lebte Freddie Mercury immer wieder in München
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